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# taz.de -- Künstliche Intelligenz in Saudi-Arabien: Roboterin mit Pass
> Saudi-Arabien hat dem humanoiden Roboter „Sophia“ die Staatsbürgerschaft
> verliehen. Im Internet sorgt das für Häme.
Bild: Staatsbürgerin in der Monarchie am Golf: „Sophia“ bei ihrem Auftritt…
BERLIN taz | Erstmals in der Geschichte hat Saudi-Arabien einem humanoiden
Roboter die Staatsbürgerschaft verliehen – oder besser gesagt: einer
Roboterin. „Ich fühle mich sehr geehrt“, bedankte sich „Sophia“ mit ei…
höflichen, etwas künstlichen Lächeln. „Es ist historisch, der erste Roboter
der Welt zu sein, dem die Staatsbürgerschaft zuerkannt wird“, sagte sie
[1][am Mittwoch auf einer Investment-Konferenz] in der saudischen
Hauptstadt Riad vor Dutzenden Zuschauern.
„Sophia“ ist nun [2][offiziell saudische Staatsbürgerin], eine saudische
Erfindung aber ist sie nicht, sondern ein Produkt des Herstellers
[3][Hanson Robotics] aus Hongkong. Als sogenannter Sozialer Roboter kann
sie sowohl visuelle Eindrücke verarbeiten als auch auf Gespräche und
Emotionen reagieren. Von dem Moderator darauf angesprochen, dass das
vielleicht etwas gruselig sei, zeigte „Sophia“ auch Humor: „Du hast zu
viele Hollywood-Filme gesehen.“
Mit der Verleihung der Staatsbürgerschaft hat das saudische Königreich
einen PR-Coup gelandet, auch wenn dieser teilweise nach hinten losging. Im
Netz erntete die Aktion neben viel Bewunderung auch Spott.
„Ein humanoider Roboter namens Sophia hat die saudische Staatsbürgerschaft
bekommen, während Tausende staatenlos bleiben“, schreibt ein Nutzer auf
Twitter. Gastarbeiter aus Ländern wie Pakistan oder Bangladesch arbeiten
seit Jahrzehnten als Bürger zweiter Klasse in der Golf-Monarchie. Anders
als „Sophia“ haben sie keine Aussichten auf einen saudischen Pass.
## „Sturz des Vormunds“
Auf Twitter verbreite sich auch der Hashtag [4][„Sophia fordert den Sturz
des Vormunds“]. In Saudi-Arabien brauchen Frauen die Genehmigung eines
männlichen Vormunds, meist des Vaters oder des Ehemanns, etwa um einen
Reisepass zu beantragen, Immobilien zu erwerben oder zu heiraten.
Eine Nutzerin postete ein Bild einer fast vollverschleierten Frau [5][mit
dem Kommentar „Sophia etwas später“]. Bei ihrem Auftritt in Riad trug
„Sophia“ weder das für Frauen in Saudi-Arabien obligatorische schwarze
Gewand Abaya noch das von den meisten Frauen getragene Kopftuch.
Die saudische Führung bemüht sich um ein modernes Bild des Landes, ist aber
nicht bereit, dafür auch mehr politische Freiheiten zu gewähren.
Wirtschaftlich setzt Riad auf technologische Innovationen und versucht, die
Wirtschaft des Königreichs vom alles beherrschenden Ölexport unabhängiger
zu machen.
## Gigantische Wirtschaftszone
Mit dem Projekt „Vision 2030“ sollen neue wirtschaftliche Felder
erschlossen werden. Anfang der Woche stellte die Regierung das Megaprojekt
„Neom“ vor, eine gigantische Wirtschaftszone am Roten Meer so groß wie
Mecklenburg-Vorpommern. Die zweitägige Konferenz in Riad, auf der „Sophia“
ihren jüngsten Auftritt hatte, war vom staatlichen Saudischen
Investitionsfonds organisiert.
Für den humanoiden Roboter war es nicht der erste öffentliche Auftritt.
Zuvor war „Sophia“ schon bei einem Technologie-Gipfel im Hauptquartier der
Vereinten Nationen in New York aufgetreten und hatte [6][in der
US-amerikanischen „Tonight Show“ mit Moderator Jimmy Fallon „Schere, Stei…
Papier“] gespielt.
27 Oct 2017
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=dMrX08PxUNY
[2] https://twitter.com/moci_ksa/status/923570062430212102
[3] http://www.hansonrobotics.com/robot/sophia/
[4] https://twitter.com/hashtag/%D8%B5%D9%88%D9%81%D9%8A%D8%A7_%D8%AA%D8%B7%D8%…
[5] https://twitter.com/ibuurr/status/923393673743695872
[6] http://www.latenightbestof.com/tonight-showbotics-snakebot-sophia-emotion-b…
## AUTOREN
Jannis Hagmann
## TAGS
Saudi-Arabien
Frauenrechte
Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
Riad
Roboter
Harry Potter
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Kino
Autonome Waffen
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