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# taz.de -- Friedrich Merz hat einen neuen Job: Der Vielbeschäftigte
> Der frühere CDU/CSU-Bundestagsfraktionsvorsitzende wird
> „Brexit-Beauftragter“ der schwarz-gelben Landesregierung in
> Nordrhein-Westfalen.
Bild: Geschäftstüchtiger Lobbyist: Nordrhein-Westfalens künftiger „Brexit-…
Berlin taz | Eigentlich ist Friedrich Merz ein vielbeschäftigter Mann.
Schließlich ist der frühere Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
inzwischen „Chairman“ der Deutschland-Tochter des US-Investmenthauses
BlackRock, dem größten Vermögensverwalter der Welt. Und als solcher führt
der 61-Jährige nicht nur den Vorsitz im Aufsichtsrat, sondern nimmt auch
noch „eine weiter gefasste Beraterrolle“ ein, „in der er die Beziehungen
mit wesentlichen Kunden, Regulierern und Regierungsbehörden in Deutschland
für BlackRock fördern wird“, wie sein neuer Arbeitgeber anlässlich seiner
Ernennung im vergangenen Jahr verkündete.
Außerdem gehört Merz dem Verwaltungs- und dem Aufsichtsrat der in
Düsseldorf ansässigen Geschäftsbank HSBC Trinkaus & Burkhardt an und ist
Aufsichtsratsvorsitzender der WEPA Industrieholding („Hygienepapiere mit
Familientradition“). Daneben sitzt der gelernte Jurist noch im politischen
Beirat der Stiftung Marktwirtschaft und macht sich als Vorsitzender der
Atlantik-Brücke um das deutsch-amerikanische Vereinsleben verdient.
Und dann ist Merz ja auch bereits seit der Zeit, als er als
Bundestagsabgeordneter vergeblich gegen die Offenlegung seiner
Nebeneinkünfte klagte, für Mayer Brown tätig. „Zu seinen Mandanten zählen
zahlreiche DAX-Unternehmen und internationale Konzerne“, bewirbt die
internationale Anwaltskanzlei ihren prominenten Senior Counsel. Das passt
ganz gut, ist BlackRock doch an allen 30 DAX-Unternehmen beteiligt – und
damit der größte Einzelaktionär an der Deutschen Börse, deren Aufsichtsrat
Merz bis 2015 angehörte.
Aus dem Politiker ist längst ein umtriebiger Lobbyist geworden.
Wirtschaftspolitisch marktradikal, gesellschaftspolitisch erzkonservativ –
gepaart mit einer gewissen rhetorischen Begabung ist das eine Mischung, die
in bestimmten Kreisen sowohl der Politik als auch der Wirtschaft ankommt.
Seit seinem Abschied aus dem Bundestag 2009 dürfte es Merz jedenfalls nicht
langweilig geworden sein.
Seiner Partei ist der dreifache Familienvater gleichwohl bis heute als
Präsidiumsmitglied des CDU-Wirtschaftsrats verbunden geblieben. Die
Hoffnungen seiner immer noch zahlreichen Fans auf ein Politcomeback hat er
allerdings immer wieder enttäuscht.
Doch jetzt hat sich Merz immerhin bereit erklärt, auf Vorschlag von
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet zusätzlich zu seinen diversen
Beschäftigungen nicht nur neuer Aufsichtsratschef des
Köln/Bonner-Flughafens zu werden, sondern ab Januar auch noch
„Brexit-Beauftragter“ der schwarz-gelben Landesregierung. Letzteres sogar
ehrenamtlich. Er wolle gern „professionelle Hilfe leisten“, sagte Merz der
Bild-Zeitung. Das sei aber „absolut kein Comeback als Politiker“.
Das sieht die Landtagsopposition ähnlich. „Wie er sich bei den
Brexit-Verhandlungen ausschließlich für NRW-Interessen einsetzen will, ohne
in Konflikt zu seinen beruflichen Aufgaben zu geraten, ist schleierhaft“,
merkte der SPD-Fraktionsvize Thomas Kutschaty miesepeterig an. Als wäre so
etwas für Merz je ein Problem gewesen.
10 Nov 2017
## AUTOREN
Pascal Beucker
## TAGS
Nordrhein-Westfalen
CDU
Landesregierung
Teilzeitarbeit
Nebeneinkünfte
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