# taz.de -- Folgen der Finanzkrise: Aus WestLB wird RestLB | |
> Der Komplettverkauf der WestLB ist gescheitert, Friedrich Merz verliert | |
> seinen Millionen-Job. Die Landesbank schrumpft zu einer | |
> Sparkassen-Zentralbank. | |
Bild: Aus dem Rennen: Friedrich Merz, "Verkaufsbeauftragter". | |
BOCHUM taz | Der Bund, das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) und die | |
Sparkassen in Nordrhein-Westfalen haben den Komplettverkauf der WestLB | |
begraben. Der "Verkauf der Bank als Ganzes" sei "in den Hintergrund | |
getreten", heißt es in einer Pressemitteilung, die die ehemals größte | |
Landesbank Deutschlands selbst herausgeben musste. | |
Nach monatelangem Tauziehen mit EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia ist | |
damit offiziell, dass die WestLB zu einer reinen Sparkassen-Zentralbank | |
zusammengeschrumpft wird. Die Bilanzsumme des Düsseldorfer Instituts soll | |
von heute rund 200 auf 45 Milliarden Euro, die Zahl der Mitarbeiter von | |
5.000 auf unter 1.000 sinken. Töchter wie der Immobilienfinanzierer | |
WestImmo werden verkauft. | |
EU-Wettbewerbshüter werfen der WestLB seit Jahren vor, unerlaubte | |
Subventionen bezogen zu haben. Die Bank, die sich in der Finanzkrise mit | |
US-Schrottimmobilien massiv verspekuliert hat, wurde seit 2008 mit rund 16 | |
Milliarden Euro an Garantien gestützt. Allein bei der Auslagerung von | |
Papieren in die "Erste Abwicklungsanstalt" genannte Bad Bank der WestLB | |
sollen unzulässige staatliche Beihilfen von 3,4 Milliarden Euro geflossen | |
sein. Wettbewerbskommissar Almunia fordert deshalb seit Monaten einen | |
Eigentümerwechsel. Sollte der nicht erfolgen, müssten mehr als 3 Milliarden | |
Euro zurückgezahlt werden - die einstige Landesbank wäre mit einem Schlag | |
pleite. | |
Aus dem Rennen ist mit der Zerschlagung auch der offizielle | |
"Verkaufsbeauftragte" Friedrich Merz. Der Exvorsitzende der | |
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der heute als Rechtsanwalt für die | |
internationale Wirtschaftskanzlei Meyer Brown arbeitet, war von der im Mai | |
2010 abgewählten schwarz-gelben NRW-Landesregierung von | |
Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) mit einem lukrativen Auftrag | |
versorgt worden: Bereits im Februar hatte die taz berichtet, dass Merz für | |
seine vergeblichen Versuche, die WestLB als Ganzes zu verkaufen, 1,2 | |
Millionen Euro in Rechnung gestellt habe. Der Stern meldete später, das | |
tägliche Honorar von Merz liege bei 5.000 Euro. Jetzt dürfte der Geldfluss | |
versiegen. Schon am Donnerstag soll Merz nicht mehr an Sitzungen der WestLB | |
teilgenommen haben. | |
## Zukunft bleibt ungewiss | |
Für die Sparkassenverbände im Rheinland und in Westfalen-Lippe, die | |
zusammen 50 Prozent der WestLB besitzen, war der von Merz angestrebte | |
Verkauf an Finanzinvestoren wie Apollo oder LoneStar eine | |
Horrorvorstellung. Das Zentralbankgeschäft ihrer Sparkassen untereinander | |
drohte in die Hände der Konkurrenz zu fallen. | |
Trotzdem bleibt die Zukunft der Bank strittig: Der bundesweite | |
Sparkassen-Dachverband DSGV will die nach der Zerschlagung übrig bleibende | |
Kernbank wie die westfälischen Sparkassen mittelfristig an eine Landesbank | |
wie etwa die hessische Helaba verkaufen. "Wir reden seit Jahren über die | |
Konsolidierung der Landesbanken", so ein Insider zur taz. "Die WestLB als | |
Verbundbank kann da nur ein Zwischenschritt sein." | |
Im Rheinland dagegen geht der Traum von alter Größe weiter. Die rheinischen | |
Sparkassen wollen die geschrumpfte RestLB erhalten - als selbstständiges | |
Institut, versteht sich. | |
20 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
Andreas Wyputta | |
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Nordrhein-Westfalen | |
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