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# taz.de -- UN-Klimakonferenz in Bonn: Es ist kaum zu schaffen
> Fidschi eröffnet die COP23 in Bonn. Ministerpräsident Bainimarama fordert
> konsequent, der Klimawandel müsse schon bei 1,5 Grad gestoppt werden.
Bild: Hängt über allen Köpfen auf der COP23: die Zukunft unseres Planeten
Bonn taz | Gute Stimmung ist wichtig am Beginn einer Konferenz, die sich in
Details und Kleingedrucktem verhaken könnte. Deshalb brachte der Gastgeber
aus Fidschi am Montag traditionelle Begrüßungsgeschenke mit: den Zahn
eines Pottwals und ein Kavagetränk. Und die zweite Gastgeberin,
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), antwortete mit einem Scheck
über 100 Millionen Euro.
Denn in den kommenden zwei Wochen suchen die Delegierten aus 195 Ländern
auf der UN-Klimakonferenz in Bonn (COP23) unter Führung des Inselreichs
Fidschi nach einem ganz eigenen „Paradise Paper“ zum Klimaschutz. „Wir
müssen einfallsreich, gut organisiert und mit harter Arbeit an einem
Ergebnis arbeiten“, sagte Frank Bainimarama, Ministerpräsident von Fidschi
und COP-Präsident.
Die Chefin des UN-Klimasekretariats, Patricia Espinosa, mahnte zwar wie
gewohnt, es gebe „keinen Luxus der Zeitverschwendung mehr“, war aber
optimistisch wegen der „zehntausend Menschen, die hier am Rande der
Konferenz Klimaschutz im praktischen Leben vorführen“. Und die Deutschen
taten, was sie am besten können: Sie legten Geld auf den Tisch. 50
Millionen Euro für den UN-Anpassungsfonds und noch einmal 50 Millionen für
den „Fonds für die am wenigsten entwickelten Länder“, die in den ärmsten
Staaten den Schutz der Menschen vor Unwetter und Ernteausfällen
finanzieren.
Bainimarama genießt die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit. Denn weil er
als Militär 2000 und 2006 die Regierung seines Landes wegputschte, war
Fidschi lange international isoliert. Erst seit er 2014 aus Wahlen als
Sieger hervorging, hat er den Inselstaat wieder hoffähig gemacht. Und sich
mit der UN-Ozean-Konferenz und den Klimaverhandlungen 2017 gleich zwei
globale Großereignisse an Land gezogen, die Prestige bringen sollen.
## Die Pläne müssen vergleichbar sein
Bainimarama gab sich als Kämpfer für die „verwundbarste Region im
Klimawandel“, der Südsee. Er fordert konsequent, der Klimawandel müsse
nicht erst bei 2, sondern schon bei 1,5 Grad gestoppt werden, wie in Paris
versprochen. Das ist kaum zu schaffen. Bereits jetzt liegt die Temperatur
weltweit 1,1 Grad über der der vorindustriellen Zeit.
Das extrem ehrgeizige Ziel macht ein gutes Ergebnis in Bonn umso
dringender. Denn während im Pariser Abkommen 2015 nur die Ziele bestimmt
wurden – Klimawandel stoppen, die Welt von Kohle, Öl und Gas wegführen,
Anpassung fördern, Finanzströme in grüne Investments leiten –, geht es nun
um die Regeln für die Umsetzung. Bis 2018 müssen sie stehen. Denn für die
neuen Klimaziele, die die Staaten 2020 vorlegen sollen, sollen endlich
vergleichbare Kriterien gelten. Bisher rechnet jedes Land bei den „NDC“
genannten Klimaplänen von Paris, wie es will.
Für echten Fortschritt müssen die Pläne aber vergleichbar sein: „Eine Tonne
CO2 in China muss so viel gelten wie eine Tonne CO2 in Deutschland.“
Ähnlich vergleichbar müssen die Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel
und die Finanzhilfen sein. Mit diesen Kriterien kann man dann debattieren,
wie weit die Welt von ihren Paris-Zielen entfernt ist. Das ist der zweite
wichtige Punkt für Bonn: der Talanoa-Dialog, der diese Debatte
strukturiert. Etwa darüber, ob auch Umweltverbände mitreden dürfen.
Am Ende der Konferenz müssten diese Punkte so weit geklärt sein, dass bei
der nächsten COP im polnischen Kattowitz darüber entschieden werden kann,
sagen Verhandler, denn den traditionell klimaskeptischen Polen traut man
nicht zu, mit viel Elan für ehrgeizige Ziele zu kämpfen. Ohne bessere
Regeln jedenfalls wird es hart. Mit dem bisherigen Kurs steuert die Welt
nach aktuellen Warnungen der UN-Meteorologiebehörde (WMO) auf eine
Erwärmung „nicht um 2 Grad wie beschlossen, sondern um 3 bis 5 Grad zu“,
sagte WMO-Chef Peeteri Taalas.
6 Nov 2017
## AUTOREN
Bernhard Pötter
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