# taz.de -- Langzeitstudiengebühren in Leipzig: Der Preis fürs lange Lernen | |
> Wer zu lange studiert, muss jetzt an der Universität Leipzig zusätzlich | |
> zahlen. Auch wenn die Uni gar keine Gebühren wollte. | |
Bild: Na, wie lange seid ihr schon hier? Langzeitstudierende der Uni Leipzig m�… | |
LEIPZIG taz | Das neue Semester an der Universität Leipzig beginnt für | |
einige Studierende mit einer schlechten Nachricht: Wer lange studiert, muss | |
mehr zahlen. Das regelt die neue Gebührenordnung der Hochschule. Ab diesem | |
Wintersemester wird eine Gebühr von 500 Euro pro Semester erhoben, wenn die | |
Regelstudienzeit um vier Semester überschritten wird. Die Maßnahme gilt für | |
alle, die seit dem Sommersemester 2013 eingeschrieben sind. So kommt es, | |
dass nur 54 Studierende betroffen sind. Sie bekamen bereits im Sommer einen | |
Bescheid zugeschickt. | |
Nötig wurde die Einführung aufgrund des sächsischen | |
Hochschulfreiheitsgesetzes, das 2012 von der schwarz-gelben Landesregierung | |
verabschiedet wurde. Dadurch war die Uni zur Umsetzung verpflichtet, obwohl | |
der Akademische Senat Studiengebühren ablehnt. „Wir haben die Frist bis | |
aufs Letzte ausgereizt“, sagt eine Sprecherin der Uni Leipzig. | |
Auch für ein Zweitstudium werden künftig Gebühren fällig. Diese gelten für | |
Studierende, die bereits ein Studium absolviert haben und einen zweiten | |
Abschluss machen möchten, der nicht auf ihrem Erststudium aufbaut. | |
Ausgenommen sind weiterführende Masterstudiengänge. Die Regelung greift ab | |
dem Sommersemester 2018 und nur, wenn die Gesamtdauer die Regelstudienzeit | |
des ersten Studiengangs um sechs Semester überschreitet. | |
Ein Zweitstudium ist somit sechs Semester gebührenfrei möglich. Anders als | |
die Gebühr für Langzeitstudierende wird die Höhe der Zweitstudiengebühr | |
nicht vom Gesetz festgelegt, sondern von der Uni. Sie liegt bei 350 Euro | |
pro Semester und orientiert sich an den Beträgen an anderen Hochschulen in | |
Sachsen. | |
## Was wird aus dem lebenslangen Lernen? | |
Der Student_innenrat der Universität kritisiert die neuen Gebühren vehement | |
und befürchtet eine Uni der zwei Klassen. „Bildung wird noch stärker mit | |
Geld verknüpft. Nur wer es sich leisten kann, kann länger studieren“, sagt | |
der Referent für Hochschulpolitik des StuRa, Matthias Albers. Dadurch werde | |
die Idee vom lebenslangen Lernen unterbunden. Anders als die Universität | |
erwartet der StuRa, dass die Zahl der Betroffenen in den nächsten Jahren | |
stark ansteigen wird. | |
Auf Druck der Studierendenvertretung wurde die Einrichtung einer | |
Härtefallkommission beschlossen, die über Gebührenbefreiungen beraten soll | |
– zum Beispiel bei psychischen Erkrankungen. Die soll allerdings nur bei | |
Zweitstudiengebüren angerufen werden können. Die Hochschulleitung will sich | |
bei einer Novellierung des Hochschulfreiheitsgesetzes für eine Streichung | |
der Studiengebühren einsetzen. Das dürfte frühestens nach der Landtagswahl | |
in zwei Jahren geschehen. | |
16 Oct 2017 | |
## AUTOREN | |
Maximilian König | |
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