| # taz.de -- Verhandlungen über Regierungskoalition: Zeitplan für Jamaika-Gesp… | |
| > CDU und CSU haben sich auf eine Flüchtlings-Zielmarke geeinigt. Diese | |
| > sorgt für Zündstoff: Die CSU feiert sie als „Obergrenze“. Die Grünen s… | |
| > verschnupft. | |
| Bild: Sieht nicht so aus, ist aber gelungen: CDU und CSU sind sich ausnahmsweis… | |
| Berlin dpa | – Kanzlerin Angela Merkel hat FDP und Grüne für Mittwoch | |
| nächster Woche zu getrennten Sondierungsgesprächen für eine | |
| Jamaika-Koalition eingeladen. Am folgenden Freitag sei dann ein gemeinsames | |
| Treffen von Union, FDP und Grünen geplant, sagte die CDU-Vorsitzende am | |
| Montag bei einer Pressekonferenz mit CSU-Chef Horst Seehofer in Berlin. | |
| Für Zündstoff dürfte dabei die unionsinterne Verständigung auf eine | |
| Flüchtlings-Zielmarke sorgen. CDU und CSU hatten sich am Sonntagabend auf | |
| das Ziel geeinigt, maximal 200 000 Flüchtlinge pro Jahr aufzunehmen. Der | |
| Kompromiss sieht aber Ausnahmen für Sondersituationen vor. Außerdem | |
| bekennen sich CDU und CSU ausdrücklich zum Recht auf Asyl im Grundgesetz | |
| und zur Genfer Flüchtlingskonvention. | |
| Die Grünen sehen die Einigung kritisch. Der Kompromiss enthalte „Punkte, | |
| die wir bisher klar abgelehnt haben“, darunter die Festlegung sicherer | |
| Herkunftsländer und Abschiebeeinrichtungen, sagte die Parteivorsitzende | |
| Simone Peter im WDR. Zudem wolle die Union die verschiedenen | |
| Flüchtlingsgruppen gegeneinander ausspielen. | |
| Eine Einigung bei den anstehenden Sondierungsgesprächen mit Union und FDP | |
| schloss Peter gleichwohl nicht aus. „Wir gehen in diese Gespräche, wir | |
| werden unsere Anliegen deutlich machen“, sagte sie. „Entweder es reicht, | |
| oder es reicht nicht. Beide Optionen sind möglich.“ | |
| Merkel sieht in dem Kompromiss hingegen eine gute Grundlage für | |
| Sondierungsgespräche mit FDP und Grünen. CDU und CSU hätten ein | |
| „gemeinsames Ergebnis erreicht, dass ich für eine sehr sehr gute Basis | |
| halte, um dann jetzt in die Sondierungen zu gehen mit FDP und Bündnis | |
| 90/Die Grünen“, sagte sie bei der Pressekonferenz mit Seehofer. | |
| Die innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, | |
| sprach von einer „menschenrechtlichen Bankrotterklärung“. „Dies ist die | |
| Fortsetzung der Anbiederung an den rechten Sumpf, die schon vor den Wahlen | |
| die Rassisten von der AfD stark gemacht hat.“ | |
| ## Einigung von CDU und CSU kommt schlecht an | |
| Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband reagierte harsch: „Vorschläge wie | |
| die Verhinderung des Familiennachzugs oder die dauerhafte Kasernierung in | |
| Aufnahmelagern sind mit den Menschenrechten kaum vereinbar und schlicht | |
| inhuman“, kommentierte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider. „Humanität | |
| hatte in der Bundesrepublik noch nie eine Obergrenze und darf eine solche | |
| auch nie haben.“ | |
| Der Unionskompromiss sieht vor, dass neu ankommende Asylbewerber in | |
| sogenannten „Entscheidungs- und Rückführungszentren“ bleiben, bis über i… | |
| Verfahren entschieden ist. Falls Anträge abgelehnt werden, sollten die | |
| Betroffenen von dort aus zurückgeführt werden. | |
| Auch AfD-Fraktionschef Alexander Gauland lehnte die Einigung ab, wenn auch | |
| mit anderer Begründung. „Allerdings ist diese Zahl [von 200 000 Menschen] | |
| nicht nur willkürlich und viel zu hoch festgelegt, sondern auch pure | |
| Augenwspischerei, da trotzdem niemand an der Grenze zurückgeschickt werden | |
| soll“, erklärte er. | |
| Mit Zufriedenheit reagierte hingegen die CSU. Generalsekretär Andreas | |
| Scheuer sagte im Bayerischen Rundfunk: „Die CSU ist sehr zufrieden.“ CDU | |
| und CSU hätten das gemeinsame Ziel, die Zuwanderung nach Deutschland | |
| nachhaltig und auf Dauer zu reduzieren. „Neben der zahlenmäßigen | |
| Klarstellung“ gebe es dazu einen konkreten Maßnahmenkatalog. Auf die Frage, | |
| ob das nun wirklich die von der CSU geforderte Obergrenze sei, sagte | |
| Scheuer: „Wenn die Inhalte passen, dann ist sie das.“ Vom möglichen | |
| Koalitionspartner verlangte er im ZDF-„Morgenmagazin“: „Die Grünen müss… | |
| endlich einmal zur Realität zurückkehren.“ | |
| CSU-Vize Manfred Weber verlangte eine Ende der CSU-internen Debatten über | |
| die Zukunft von Parteichef Horst Seehofer. Seehofer habe eine zentrale | |
| CSU-Forderung gegenüber der CDU durchgesetzt, sagte Weber am Montag der | |
| Deutschen Presse-Agentur. „Das ist ein großer Erfolg für die CSU und ganz | |
| persönlich für Horst Seehofer.“ Er betonte: „Es ist ein wuchtiger Erfolg, | |
| dass die 200 000 als Zahl und Obergrenze fixiert sind.“ Zum Inhalt der | |
| Vereinbarung sagte er: „Es ist ein Mittelweg zwischen Hilfestellung und | |
| Humanität auf der einen Seite und der Anerkenntnis einer begrenzten | |
| Leistungsfähigkeit bei der Integration auf der anderen Seite.“ | |
| 9 Oct 2017 | |
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