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# taz.de -- Spannungen in Kenia: Universität nach Unruhen geschlossen
> Vor der Neuwahl in drei Wochen heizt sich das politische Klima auf. Jetzt
> führten Proteste zur Schließung der Universität der Hauptstadt.
Bild: 28. September: Festnahme eines Studenten an der Universität Nairobi
Nairobi taz | Die Universität von Nairobi, einer der größten Lehranstalten
in Kenia, hat ihre Studenten am Dienstag für unbegrenzte Zeit nach Hause
geschickt. Damit reagierten die Behörden auf eine Nacht der Gewalt:
Studenten lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei und blockierten
Straßen in der Umgebung. Auch steckten sie das Büro der Wachleute an und
verwehrten der Feuerwehr den Zugang zum Gelände. Die Polizei schoss in die
Luft, um die Mengen auseinanderzujagen.
Die Krawalle waren eine Reaktion auf einen Polizeieinsatz Ende vorige
Woche, bei dem 27 Studenten verletzt wurden. Sie hatten am Donnerstag gegen
die Verhaftung eines Politikers protestiert.
Nachdem die Polizei diese Demonstration auseinandergeschlagen hatte,
drangen Polizisten in ein Studentenwohnheim ein und in einen Hörsaal,
knüppelten jeden Studenten nieder, den sie fanden, oder forderten Geld, um
nicht zu schlagen. Die Polizisten riefen: „Wir wollen euch eine Lektion
verpassen.“
Das wurde auf Handys gefilmt und sofort auf sozialen Medien hochgeladen. Es
folgten die Proteste am Montagabend gegen die Universitätsbehörden, die
nach Angaben der Studenten die Polizisten zum Prügeln hereingelassen
hatten.
## Den Präsidenten „Hundesohn“ genannt
Das Universitätsdrama nahm seinen Ursprung in der Verhaftung von Paul
Ongili, besser bekannt unter seinem Spitznamen Babu Owino. Er war früher
ein populärer Studentenführer der Universität von Nairobi. Im August wurde
er für die kenianische Oppositionskoalition NASA (Nationale Superallianz)
ins Parlament gewählt.
Vor Kurzem bezeichnete er Kenias Präsident als „Hundesohn“, was zu seiner
Verhaftung führte.
Die Beleidigung des Präsidenten und die Krawalle gießen Öl ins Feuer der
schon hoch aufgeladenen Spannungen in Kenia im Vorfeld der Neuwahlen am 26
Oktober. Am 1. September hatte Kenias Oberstes Gericht überraschend auf
Antrag der NASA-Opposition die Präsidentenwahlen vom 8. August, die
Kenyatta gewonnen hatte, annulliert, weil sie „weder transparent noch
verifizierbar“ waren, und Neuwahlen angesetzt.
Je näher der Wahltermin 26. Oktober rückt, desto stärker sind die
Spannungen zwischen Sympathisanten von Präsident Uhuru Kenyatta, die sich
um den Sieg betrogen führen, und Anhängern von Oppositionsführer Raila
Odinga, dessen Wahlanfechtung erfolgreich war.
Aufhetzungen zwischen Politikern sind Alltag, gegenseitige Klagen ebenso.
Wahrscheinlich sind momentan Anwälte die einzigen in Kenia, die nicht
klagen können über die schlechte Lage der Wirtschaft, verursacht durch den
bitteren Wahlkampf und den politischen Stillstand.
## Die Wirtschaft kommt zum Erliegen
Kenias Bevölkerung fürchtet Gewalt. Die Erinnerung ist noch frisch an 2008,
als nach ebenso umstrittenen Wahlen mehr als 1.300 Menschen ums Leben
kamen. Die Angst gab es schon rund um den ersten Wahltermin des 8. August
und erwies sich damals als weitgehend unbegründet. Ob das jetzt noch einmal
so bleibt, ist nicht garantiert.
Bei einer kleinen Autowerkstatt in Nairobi, wo normalerweise an einem
Dutzend Autos gleichzeitig gearbeitet wird, steht jetzt nur ein Wagen. „Die
Kunden verschieben alles auf nach den Wahlen. Sie warten ab. Links und
rechts von meinem Betrieb schließen Firmen wegen Mangel an Kunden“, erzählt
Eigentümer Martin Kianga.
Im Heimwerkergeschäft in der Nähe gibt es gar keine Kunden: Bauarbeiten
liegen still. Touristenhotels im weltberühmten Nationalpark Masai Mara, die
gerade die beste Saison in sechs Jahren hinter sich haben, mussten Personal
nach Hause schicken. Viele Buchungen für die Weihnachtszeit sind
annulliert.
Dabei braucht Kenia dringend mehr Einnahmen: Das Land leidet seit über
einem Jahr unter einer Dürre, wodurch Nahrungsmittel sehr teuer geworden
sind. Die Politiker scheinen aber kein Auge zu haben für die Sorgen der
Bevölkerung. Sie sind zu beschäftigt mit den Wahlen.
3 Oct 2017
## AUTOREN
Ilona Eveleens
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Nairobi
Uhuru Kenyatta
Raila Odinga
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