Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ivanka Trump verrät ein Geheimnis: Depression nur für Reiche
> Die First Daughter hofft, mit einem strategischen Zug Sympathiepunkte für
> die Trumps zu sammeln. So privilegiert wird das aber nichts.
Bild: Ivanka Trump im Kreise ihrer Lieben
Traurigkeit, Gefühllosigkeit zum eigenen Baby, Versagensängste, Scham: Die
Symptome einer postnatalen Depression klingen nicht unbedingt feierlich.
Allerdings handelt es sich um eine schwere, gefährliche Erkrankung. Laut
Stiftung Deutsche Depressionshilfe erleiden in Deutschland 10 bis 15
Prozent der Mütter eine postnatale Depression. Ein höheres Risiko besteht
für die, die bereits in anderen Lebensphasen unter Depressionen litten. In
den USA beträgt der Anteil 11,1 Prozent (Centers for Disease Control and
Prevention, staatliches Institut für Gesundheitsforschung).
Ivanka Trump, die First Daughter, verriet am Donnerstag bei The Dr. Oz
Show, einer Fernsehtalkshow, nach der Geburt ihrer drei Kinder unter
postnataler Depression gelitten zu haben: „Es war eine sehr
herausfordernde, emotionale Zeit für mich, weil ich das Gefühl hatte, mein
Potenzial als Elternteil, Unternehmerin und Managerin nicht ganz erfüllen
zu können.“
Ivanka hoffte mit diesem ganz bestimmt nicht impulsiven Zug sehr
wahrscheinlich darauf, ein paar Sympathiepunkte zu sammeln, weil sie für
ihre nur vermeintlich feministische Haltung und ihr widersprüchliches
Agieren häufig kritisiert wird. Die einzige Hürde hierbei ist aber, dass
sie einfach äußerst weiß ist. Und damit ist nicht ihre Hautfarbe gemeint,
sondern ihr gesellschaftlicher Status.
Ivanka Trump gehört zu einer privilegierten Minderheit und hat eine andere
Lebensrealität als viele Frauen, die auch unter postnataler Depression
leiden. Zu dem Punkt zu gelangen, wo sie von sich sagen kann, sie verstehe
und nachvollziehe die Herausforderungen verschiedener Lebensrealitäten wie
zum Beispiel von Women of Color, muss sie überzeugender werden, indem sie
aktiv etwas gegen Diskriminierung unternimmt, anstatt in die Opferrolle zu
schlüpfen.
## Worum es überhaupt geht
Der Graham-Cassidy-Bill der Republikaner, also der Entwurf für ein neues
Gesundheitspaket, das Obamacare ersetzen soll, muss bis Ende September zur
Abstimmung gebracht werden – schaffen es die Republikaner bis dahin nicht,
sind sie auf die Unterstützung der Demokraten angewiesen.
Mittlerweile warnen Mediziner*innen vor den Folgen des neuen Entwurfs: The
American Psychiatric Association sagt in einer Erklärung, dass der Entwurf
den verletzlichsten der Patient*innen Schaden zufüge. The National
Institute for Reproductive Health äußert, dass das Graham-Cassidy-Gesetz
die benachteiligsten Gemeinden ausplündere und eine Gefahr darstelle. Wenn
die Republikaner diesen Plan verwirklichen, sollen 32 Millionen Menschen
ihre Gesundheitsversorgung verlieren. Die Versicherungen können dann wieder
zusätzliche Kosten einführen für die Behandlungen der bestehenden
Erkrankungen, unter anderem eben postnatale Depression.
Das Zentrum für Amerikanischen Fortschritt, ein unabhängiges
wirtschaftspolitisches Institut, berechnet die zusätzlichen Kosten für
Patient*innen, die der Entwurf birgt: Für die Behandlung der Depressionen
und psychischen Störungen müssten Patient*innen 8.490 Dollar zusätzlich
bezahlen und für die Versorgung während der und nach den Schwangerschaften
satte 17.320 Dollar.
Um sich die Behandlungen von psychischen Erkrankungen überhaupt leisten zu
können, müssten also die US-Amerikaner*innen als allererstes aufhören arm
zu sein. Bis es soweit kommt, muss man Ivanka Trump sein, um sich die
postnatale Depression leisten zu können.
22 Sep 2017
## AUTOREN
Sibel Schick
## TAGS
Geburt
Depression
Obamacare
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Lesestück Interview
USA
## ARTIKEL ZUM THEMA
Donald Trumps Erlass zu Obamacare: Keine Zahlungen an Versicherer mehr
Nachdem die Reform der Krankenversicherung mehrfach scheiterte, ändert der
US-Präsident sie per Erlass. Man werde sich nicht mehr an den Kosten
beteiligen.
Keine Mehrheit für Trump: Obamacare-Reform vor dem Aus
Eine dritte Republikanerin kündigt an, den Gesetzentwurf zum Rückbau des
US-Gesundheitssystems nicht zu unterstützen. Das Gesetz droht im Senat zu
scheitern.
Aydan Özoğuz antwortet auf offenen Brief: Sehr geehrte Frau Schick!
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung antwortet auf den kürzlich
erschienenen offenen Brief der taz-Autorin Sibel Schick.
Laurie Penny über Kämpfe unter Linken: „Warum sollte ich mich bremsen?“
Gender und Race sind die Revolution – und keine Randthemen, sagt die
Feministin. Ein Gespräch über das Wort „Bitch“, Objektivität und rechte
Bewegungen.
Ivanka Trump und der Gender Pay Gap: Lohngleichheit? Unnötig
Ivanka Trump tat so, als wäre sie eine Kämpferin für Frauenrechte. Doch ein
Obama-Gesetz zur Gleichbezahlung von Frauen gefiel ihr nicht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.