# taz.de -- Aydan Özoğuz antwortet auf offenen Brief: Sehr geehrte Frau Schic… | |
> Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung antwortet auf den | |
> kürzlich erschienenen offenen Brief der taz-Autorin Sibel Schick. | |
Bild: Die Integrationsbeauftragte Aydan Özoğuz | |
Sehr geehrte Frau Schick, | |
haben Sie Dank für Ihren [1][offenen Brief in der taz], in dem Sie | |
politische Themen ansprechen, für die ich mich schon seit Jahren stark | |
mache. Deshalb bin ich etwas verwundert, dass Sie ausgerechnet mir | |
vorwerfen, Ihnen „Steine in den Weg“ zu legen. Denn ich bearbeite Ihre | |
Anliegen ja schon seit einigen Jahren. | |
So setze ich mich bereits sehr lange und engagiert dafür ein, dass mehr | |
Menschen in unserem Land die deutsche Staatsbürgerschaft mit allen Rechten | |
und Pflichten erlangen können. In einem harten Kampf hat die SPD zusammen | |
mit den Grünen im Jahr 2000 den Einstieg in ein modernes | |
Staatsangehörigkeitsrecht mit dem Geburtsortprinzip geschaffen. Seitdem | |
können in Deutschland geborene Kinder mit ausländischen Eltern unter | |
bestimmten Voraussetzungen deutsche Staatsbürger werden. | |
Sie mögen es mir nachsehen, wenn ich als Reaktion auf Ihren offenen Brief | |
die Verantwortlichkeiten etwas gerade rücken möchte: Denn es war die CDU, | |
die einer modernen Regelung jahrzehntelang nicht nur Steine, sondern | |
geradezu Felsbrocken in den Weg gelegt hatte. Ohne die SPD gäbe es auch | |
heute noch für in Deutschland geborene und aufgewachsene Kinder die | |
sogenannte Optionspflicht. Ich habe in der großen Koalition mit meinen | |
Kolleginnen und Kollegen erreicht, dass sich diese Kinder heute nicht mehr | |
gegen eine Staatsangehörigkeit entscheiden müssen. | |
## Politische und rechtliche Teilhabe nur durch Einbürgerung | |
Sie haben recht, dass wir hier nicht stehen bleiben dürfen. Denn natürlich | |
müssen auch Hürden für die Einbürgerung weiter abgebaut werden. Wenn Sie | |
Ihre Kritik an hierfür Verantwortliche richten wollen, müssten Sie sich an | |
den Bundesinnenminister und auch an die zuständigen Landesbehörden wenden. | |
Ich teile Ihre Überzeugung, dass wir wirkliche politische Teilhabe und | |
rechtliche Zugehörigkeit in unserer Gesellschaft nur durch Einbürgerung | |
erreichen können. Deshalb kämpfe ich in meiner politischen Arbeit dafür, | |
dass Menschen, die wie Sie bereits lange in Deutschland leben, nicht in | |
unsicheren oder über lange Jahre in befristeten Aufenthaltstiteln verharren | |
müssen, die ihre Rechte und Teilhabechancen begrenzen. | |
Keine demokratische Gesellschaft kann es sich auf Dauer leisten, wenn ein | |
großer Teil der dauerhaft in ihr lebenden und integrierten Bevölkerung von | |
der politischen Partizipation ausgeschlossen ist. | |
Als Integrationsbeauftragte erreichen mich immer wieder ähnliche Briefe von | |
Menschen, die seit Jahren in Deutschland leben, die hier studieren oder | |
arbeiten, manche von ihnen haben Familie und Kinder, die hier zur Schule | |
gehen. Viele verzweifeln wie Sie an Auflagen oder bürokratischen Hürden für | |
eine Einbürgerung und suchen im Bürgerservice meines Arbeitsstabs Rat. | |
Manchmal hilft bereits Aufklärung oder eine Kontaktaufnahme mit den | |
zuständigen Stellen vor Ort, manchmal muss man auch hart intervenieren. | |
Vielleicht lässt sich auch für Sie eine Lösung finden. Dafür müssten wir | |
erst einmal prüfen, woran es konkret scheitert. | |
Sehr geehrte Frau Schick, ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihren Weg hier | |
erfolgreich weiter gehen können. Unser Land braucht junge und engagierte | |
Menschen wie Sie, die den Dialog mit der Politik suchen und unsere | |
Gesellschaft aktiv mitgestalten wollen. | |
Ihre Aydan Özoğuz | |
22 Sep 2017 | |
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[1] /Brief-an-die-Integrationsbeauftragte/!5445458 | |
## AUTOREN | |
Aydan Özoguz | |
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