| # taz.de -- Streik der Pflegekräfte: Notfallvereinbarung für Charité | |
| > Für den laufenden Streik der Pflegekräfte an der Charité haben | |
| > Gewerkschaft und Klinikleitung erst nach Tagen eine Notfallvereinbarung | |
| > geschlossen. | |
| Bild: Pflegekräfte der Charité streiken derzeit für eine bessere Personalaus… | |
| Offenbar können auch wenige Streikende ein Krankenhaus ganz schön lahm | |
| legen: In der Charité mussten während des bislang vier Tage dauernden | |
| Streiks des Pflegepersonals rund 50 Prozent der geplanten Eingriffe | |
| verschoben werden. Notfalleingriffe hätten aber allesamt stattgefunden, | |
| erklärte die Geschäftsleitung am Mittwochnachmittag. Das Erstaunliche daran | |
| ist, dass laut Charité nur „weniger als 70“ Mitarbeiterinnen und | |
| Mitarbeiter von insgesamt 4.200 Mitarbeitern am Streik beteiligt seien. | |
| Die Gewerkschaft zählt bislang „mehrere Hundert“ Streikende, wie | |
| Verdi-Sprecher Andreas Splanemann der taz am Mittwoch Vormittag sagte. Und | |
| es könnten noch mehr sein – wenn es eine Vereinbarung gebe, die das | |
| Personal für Notfälle sicherstellt, wie es normalerweise bei Streiks üblich | |
| sei. Doch bis zum dritten Streiktag am Mittwoch hätten die Arbeitnehmer | |
| eine solche Notfallvereinbarung nicht unterzeichnet. „Damit zwingen sie die | |
| Arbeitnehmer auf moralischem Weg ihr Streikrecht nicht wahrzunehmen.“ | |
| Am Nachmittag dann die Meldung: Die Notfallvereinbarung wurde nun doch | |
| abgeschlossen. Damit „bringt die Charité zum Ausdruck, dass das Streikrecht | |
| selbstverständlich respektiert wird“, erklärte Ulrich Frei, Ärztlicher | |
| Direktor der Charité. Auch Verdi teilte mit, man habe sich „in schwierigen | |
| aber konstruktiven Verhandlungen auf eine Notdienstvereinbarung geeinigt. | |
| Diese wird dazu führen, dass der Streik für beide Seiten besser handhabbar | |
| wird und endlich Klarheit über den Notdiensteinsatz streikwilliger | |
| Beschäftigter besteht.“ | |
| Seit einer Woche streiken die Pflegekräfte des in Landesbesitz befindlichen | |
| Krankenhauskonzerns für eine Verbesserung und Weiterführung des | |
| Tarifvertrages für Gesundheitsschutz (TV- GS). Dieser war 2016 | |
| abgeschlossen worden und fand bundesweit Beachtung, weil er erstmals | |
| festhält, dass es Mindestbesetzungen für Pflegepersonal pro Stationen geben | |
| muss und Ausgleichsregelungen für überlastetes Personal. Die Gewerkschaft | |
| hatte den befristeten Tarifvertrag jedoch Ende Juni diesen Jahres auslaufen | |
| lassen, weil der Vertrag vom Arbeitgeber nach ihrer Ansicht nur | |
| unzureichend umgesetzt wurde. | |
| ## Tarifvertrag bislang nicht umgesetzt? | |
| Verdi-Sprecher Andreas Splanemann sagte der taz, dass Verärgerung „über den | |
| inkonsequenten Umgang des Führungspersonals mit den im Tarifvertrag | |
| festgelegten Richtlinien“ besteht. Maßnahmen zur Vermeidung und zum | |
| Ausgleich von Überlastung würden nur unzureichend oder oft auch gar nicht | |
| gemacht. Dagegen betonte Frei, man habe „im Rahmen des bundesweit | |
| beachteten Tarifvertrag Gesundheitsschutz bereits zusätzlich 280 Pflegende | |
| im Vergleich zu 2014 aufgebaut“. | |
| Diese Behauptung kann Splanemann nicht nachvollziehen. „Im Jahresabschluss | |
| 2016 ist ein Personalaufwuchs von 3,2 Prozent, aber gleichzeitig eine | |
| Leistungssteigerung von ebenfalls 3,2 Prozent ausgewiesen.“ Die Frage der | |
| nachvollziehbaren und transparenten Personalausstattung der Klinik sei | |
| daher auch Thema bei den aktuellen Verhandlungen zum Tarifvertrag. | |
| 21 Sep 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Memarnia | |
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