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# taz.de -- Kommentar Neue Schengen-Regeln: Ein Zeichen des Misstrauens
> Die beliebige Schließung der Schengengrenzen ist ein Zugeständnis an die
> Rechtspopulisten. Und ein Geschenk für ihre zukünftigen Kampagnen.
Bild: Wo Grenzen sind, sind die Wachen nicht weit
Schengen, das war ein Versprechen: auf mehr Europa. Die Abschaffung der
Grenzkontrollen war das sichtbarste, spürbarste Zeichen dafür, dass dieser
seit Urzeiten im Streit liegende Kontinent sich für eine gemeinsame Zukunft
entschieden hatte.
Wer dem Nachbarn so weit über den Weg traut, dass er den Schlagbaum
hochklappt, der sollte sich auch einigen können, wenn es um Währung,
Steuern, Märkte, Einwanderung und anderes geht. Deswegen war der
Kommission, der Hüterin der EU-Verträge, Schengen auch so wichtig. Denn wer
es verteidigt, der hält den Weg offen für die weitere Einigung Europas.
Seit der Flüchtlingskrise aber wird an Europas Binnengrenzen immer öfter
kontrolliert – an Flughäfen, in der Bahn, in Bussen und an Autobahnen. Die
Kommission hatte immer wieder auf ein Ende dieser vermeintlichen Ausnahmen
gedrängt. Innenpolitiker, auch aus Deutschland, hatten sie hingegen immer
weiter verlängern wollen.
Es war ein Schritt in Richtung Renationalisierung, ein Ausdruck des
Misstrauens: gegen Brüssel, gegen die Südeuropäer oder gegen die Staaten im
Osten, die nicht imstande seien, ihre Grenzen zu sichern. Und je stärker
darauf gedrängt wurde, Schengen aussetzen zu dürfen, desto eher durften
Rechtspopulisten sich bestätigt fühlen: Ihre Erzählung von Europa ist die
von der Gefahr durch offene Grenzen und unkontrollierte Migration. Von
diesem Punkt aus stellen sie Europa insgesamt infrage.
Wer Schengen beschneiden will, macht es ihnen leicht. [1][Genau das tut die
EU.] Es wäre an ihr, ein Signal zu setzen: Offene Grenzen, wenigstens im
Innern, sind keine Bedrohung, sie sind die Zukunft des Kontinents. Dass sie
im Streit nun einknickt und den Mitgliedstaaten erlaubt, Schengen praktisch
nach Belieben aussetzen zu können, wird von den Europahassern als klares
Eingeständnis interpretiert, dass es doch keine so gute Idee war, die
Grenzkontrollen in Europa abzuschaffen.
28 Sep 2017
## LINKS
[1] /Europaeische-Migrations--und-Asylpolitik/!5448264/
## AUTOREN
Christian Jakob
## TAGS
Schengen-Raum
EU
Schwerpunkt Flucht
Rechtspopulismus
Schengen-Abkommen
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Dänemark
Dublin-System
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