| # taz.de -- Mieterratswahlen in der Kritik: Mieterräte bleiben, wie sie sind | |
| > Der Senat bestätigt Unregelmäßigkeiten bei den Mieterratswahlen: „Mietern | |
| > Unrecht getan“. Eine Wiederholung der Wahl wird es aber nicht geben. | |
| Bild: Die Mieterräte sollen die Mitsprache von Mietern in Wohnungsbaugesellsch… | |
| Die Mieterratswahlen bei den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften werden | |
| trotz Unregelmäßigkeiten nicht wiederholt. Das bestätigte Sebastian Scheel | |
| (Linke), Staatssekretär für Wohnen, am Donnerstag bei einem Pressegespräch. | |
| „Hier wurde Mietern Unrecht getan. Ihr legitimes Recht, sich zur Wahl zu | |
| stellen, wurde ihnen genommen“, betonte Scheel. Dass der Senat es trotzdem | |
| dabei belassen will, begründet Scheel mit der „Arbeitsfähigkeit“ der | |
| Mieterräte. Sie hätten sich im vergangenen Jahr engagiert eingearbeitet. | |
| „Alles auf null würde der Stadt nicht gut tun.“ | |
| Konsequenzen soll es trotzdem geben. Die Wahlordnung werde „demokratischen | |
| Prinzipien nicht gerecht“, kritisierte Scheel. Sie biete zu große | |
| Auslegungsspielräume. Um ähnliche Probleme in Zukunft zu vermeiden, soll | |
| ein Gremium sie überarbeiten. Auch VertreterInnen von Mieterräten und | |
| zivilgesellschaftlichen Mieterinitiativen würden daran beteiligt. | |
| Die im Sommer 2016 erstmals gewählten Mieterräte sollen eine stärkere | |
| Mitsprache von MieterInnen in den Wohnungsbaugesellschaften ermöglichen. | |
| Allerdings wurden Kandidaten, die sich zuvor etwa gegen Modernisierungen | |
| engagiert hatten, gar nicht erst zur Wahl zugelassen. Im Koalitionsvertrag | |
| verständigte sich Rot-Rot-Grün deswegen darauf, die Wahlen evaluieren zu | |
| lassen. | |
| Der entsprechende Bericht bestätigt die Vorwürfe zumindest zum Teil. Die | |
| Ablehnung von KandidatInnen wurde mit einem Passus aus der Wahlordnung | |
| begründet: Die jeweilige Person sei nicht geeignet, weil „schwerwiegende | |
| Verstöße gegen das friedliche Zusammenleben oder gegen die Hausordnung oder | |
| nachhaltige Verletzungen der mietvertraglichen Pflichten vorliegen“. | |
| Darunter wurden zum Beispiel Mietrückstände verstanden. Mitglieder einer | |
| Wahlkommission bei der Gesobau sagten dem Bericht zufolge aber auch, sie | |
| hätten abgewiesene Kandidaten als „Störer“ empfunden. | |
| ## „Anfangsschwierigkeiten“ | |
| Erstellt wurde der Bericht von der Wohnraumversorgung Berlin, einer | |
| Institution, die für die Wohnungsbaugesellschaften eine Kontrollfunktion | |
| hat. Vorstand Jan Kuhnert kommt zu dem Schluss, die Wahlen hätten durchaus | |
| der Wahlordnung entsprochen. „Die Formulierungen in der Wahlordnung sind | |
| nicht präzisiert und haben verschiedene Interpretationen zugelassen.“ Das | |
| habe am Ende zu Entscheidungen geführt, die man als „Unregelmäßigkeiten“ | |
| bezeichnen müsse. | |
| Für Scheel sind das „Anfangsschwierigkeiten“. Bis zum Herbst 2018 sollen | |
| Grundfragen der neuen Wahlordnung geklärt sein. Die nächsten Wahlen von | |
| Mieterräten finden 2019 statt. Scheel sagte, er wolle verhinderten | |
| Kandidaten Mut machen, dann „ihren Hut in den Ring zu werfen“. | |
| 22 Sep 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Antje Lang-Lendorff | |
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| Andrej Holm | |
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