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# taz.de -- Prozess gegen „Cumhuriyet“-Mitarbeiter: Verhandlung hinter Gitt…
> Am Montag wird in der Türkei der Prozess gegen die Mitarbeiter der
> Tageszeitung „Cumhuriyet“ fortgesetzt. Diesmal im Gefängnis.
Bild: Zum Prozess werden nur 20 türkische und fünf ausländische Journalisten…
Berlin taz | Am Montag wird in der Türkei der Prozess gegen 17 Journalisten
und Mitarbeiter der linksliberalen Tageszeitung Cumhuriyet fortgesetzt.
Doch anders als zum Prozessauftakt am 24. Juli findet die Fortsetzung nun
nicht mehr im Istanbuler Gerichtsgebäude in Calayan, sondern in einem
Gerichtssaal im Hochsicherheitsgefängnis in Silivre statt. „Trotz oder
vielleicht gerade wegen des weltweiten Medieninteresses an diesem Prozess
wird der Zugang der Öffentlichkeit damit erheblich eingeschränkt“, sagte
Erol Önderoğlu, Vertreter von Reporter ohne Grenzen in der Türkei, der taz.
Insgesamt werden zu dem Prozess nur 20 ausgewählte türkische Journalisten
und fünf ausländische Korrespondenten Zugang haben. Ob ausländische
Beobachter wie die Grünen Europaabgeordnete Rebecca Harms und Delegationen
aus anderen Ländern in den Gerichtssaal gelassen werden, ist noch unklar.
Wenn nicht, müssen sie wie die meisten anderen das Geschehen aus einem
anderen Raum per Videoübertragung verfolgen, wenn sie das Gelände des
Gefängnisses überhaupt betreten dürfen.
Das Gericht will am Montag insgesamt 12 Angeklagte, die bislang noch nicht
die Gelegenheit zu einer Stellungnahme hatten, zu Wort kommen lassen. Von
den 17 Angeklagten sind die meisten mittlerweile auf freiem Fuß. Die
prominentesten Gesichter der traditionsreichsten türkischen Zeitung, der
Herausgeber Akin Atalay, der Chefredakteur Murat Sabuncu, der
Investigativjournalist Ahmet Şık und der Kolumnist Kadri Gürsel sitzen
dagegen mittlerweile seit fast einem Jahr in U-Haft.
Die Staatsanwaltschaft wirft allen 17 Angeklagten die Unterstützung der als
terroristische Organisation geltenden islamischen Gülen-Sekte und anderer
terroristischer Organisationen vor. Die Anwälte der Angeklagten bezeichnen
die Anklageschriften als „abenteuerlich und völlig aus der Luft gegriffen“.
So wird beispielsweise Ahmet Şık der Unterstützung der Gülen-Sekte
angeklagt, obwohl er noch vor einigen Jahren wegen eines kritischen Buches
darüber, wie die Sekte staatliche Institutionen unterwanderte, ein Jahr in
Haft war.
Damals war der heutige Präsident Recep Tayyip Erdoğan noch eng mit dem
Prediger Fetullah Gülen verbündet, den er heute für den Putschversuch im
Juli letzten Jahres verantwortlich macht. Heute sitzt Ahmet Şık im
Gefängnis, weil er nicht nur Gülen kritisiert, sondern auch Erdoğan
öffentlich dafür verantwortlich macht, dass er die Gülen-Sekte jahrelang
protegiert hat.
Insgesamt geht es in dem Prozess darum, eine der letzten
Oppositionszeitungen des Landes mundtot zu machen. Cumhuriyet, übersetzt
Republik, ist die älteste Zeitung des Landes und steht der
sozialdemokratisch-kemalistischen CHP nahe. Deren Vorsitzender Kemal
Kılıçdaroğlu und einem anderen Mitglied des Vorstandes, Sezgin Tanrıkulu,
droht Erdoğan mittlerweile ebenfalls offen mit einem Strafverfahren.
Weil Tanrıkulu berichtet hatte, dass in den kurdischen Gebieten vier
Zivilisten als vermeintliche PKK-Guerilleros mit einer ferngesteuerten
Drohne erschossen wurden, bezichtigte ihn Erdoğan als Propagandisten einer
Terrororganisation. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
11 Sep 2017
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Cumhuriyet
Schwerpunkt Türkei
Pressefreiheit in der Türkei
Gefängnis
Prozess
Recep Tayyip Erdoğan
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