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# taz.de -- Spanische Journalisten in der Ukraine: Wie Verbrecher behandelt
> Zwei spanische Reporter fliegen nach Kiew, um aus der umkämpften
> Donbass-Region zu berichten. Aber sie dürfen den Flughafen nicht
> verlassen.
Bild: Manuel Ángel Sastre (Mitte) und Antonio Pampliega (rechts) 2015 in Syrien
Madrid taz | Die Regierung und Geheimdienste in der Ukraine lassen sich
nicht gern auf die Finger schauen. Das mussten die beiden spanischen
Journalisten Antonio Pampliega und Manuel Ángel Sastre jetzt erfahren.
Vergangenen Donnerstag mit einem Flug aus Amsterdam in Kiew angereist,
wurden sie nur zwanzig Stunden später abgeschoben. Das Flughafengebäude
durften die beiden zu keinem Zeitpunkt verlassen. Ihr Ziel war der Osten
des Landes, wo die ukrainische Armee im Donbass Milizen bekämpft, die sich
von Kiew lossagen wollen.
„Sie haben uns wie Verbrecher behandelt“, beschwert sich Sastre. Er und
sein Kollege Pampliega arbeiten für verschiedene Medien als Freelancer. Ihr
Spezialgebiet sind die Konfliktherde von Lateinamerika über die arabische
Welt bis hin zur Ukraine. Bekannt wurden die beiden in Spanien, weil sie
2015 in Syrien entführt und zehn Monate lang festgehalten worden waren.
Es war nicht die erste Reise der beiden in die Ukraine. Bereits 2014
besuchten sie die Front im Osten und berichteten dort von beiden Seiten des
Konflikts. „Wahrscheinlich hat es ihnen nicht gefallen, was wir von der
Rebellenseite berichtet haben“, erklärt sich Sastre, warum sie anschließend
mit weiteren rund 400 Europäern auf eine schwarze Liste kamen und mit
Einreiseverbot belegt wurden. Nach heftigen Protesten der spanischen
Diplomatie wurden sie vom ukrainischen Präsidentialamt 2016 per Dekret
wieder von dieser Liste genommen.
Am Flughafen von Kiew beriefen sich die beiden Reporter und das spanische
Konsulat auf diese Entscheidung. Vergebens. „Sie haben uns von einer Liste
gestrichen und auf eine andere gesetzt“, so Sastre. Denn die Abschiebung
wurde mit Erkenntnissen des ukrainischen Geheimdienstes begründet.
Neben den Protesten der spanischen Botschaft und der Unterstützung des
Konsulats erklärten sich auch spanische Presseverbände und
Journalistengewerkschaften solidarisch mit Pampliega und Sastre. „Eine
solche Entscheidung von einem Land, dass in der Theorie eine Demokratie
ist, ist unerhört“, beschwerte sich die Vorsitzende des
Gewerkschaftsdachverbandes Vereinigung der Journalistenverbände Spaniens,
Elsa González. Die „Plattform zur Verteidigung der Pressefreiheit“ forderte
das spanische Innenministerium auf, in Kiew vorstellig zu werden, damit
sich solche Abschiebungen nicht wiederholen.
## Zensur im Vorfeld?
Die Vereinigung der Presse in Madrid veröffentlichte ein Kommuniqué, in dem
sie das Vorgehen der Ukraine scharf verurteilt. Die Abschiebung sei „der
Versuch der Zensur schon im Vorfeld“, wie sie sonst nur „in autoritären
Regimen“ üblich sei. Es sei wichtig, dass „die Bürger eine wahrheitsgetre…
und unabhängige Information erhalten“.
Bereits im Mai dieses Jahres war ein weiterer spanischer Journalist von
Kiew ins Visier genommen worden. Die ukrainische Justiz forderte von der
Europäischen Union die Auslieferung des Madrider Fotografen Julio Zamarron
sowie 49 weiteren Aktivisten aus mehreren europäischen Ländern.
Sie alle gehörten zur „Antifaschistischen Karawane in den Donbass“ – ein…
Gruppe, die drei Jahre lang Hilfsgüter wie Medikamente und Spielzeug an die
Bevölkerung in den Kriegsgebieten verteilte. Ihr gehörte auch die
kommunistische Europaabgeordnete Eleonora Forenza an. Der Fotograf Zamarron
dokumentierte die neuntägige Reise und das Leben in den „befreiten
Gebieten“.
Die Gruppe war zuerst nach Moskau geflogen, um von dort in die umstrittenen
Ostgebiete der Ukraine weiterzureisen. Kiew sah darin „eine Verletzung der
ukrainischen Grenze mit kriminellen Absichten“.
29 Aug 2017
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Ukraine
Donbass
Ukraine-Krise
Schwerpunkt Pressefreiheit
Zensur
Ukraine
Schwerpunkt Pressefreiheit
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Ukraine
Pipeline
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