| # taz.de -- Friedrichshain-Kreuzberg: Herr Schmidt stellt sich quer | |
| > Weil die Bahn ein freies Grundstück nicht an die BSR verkaufen will, | |
| > droht der Bezirk mit Blockade. Und bekommt Rückendeckung aus dem Senat. | |
| Bild: Aktivposten beim „Rückkauf der Stadt“: Florian Schmidt | |
| Florian Schmidt hat bislang vor allem Mieterinnen und Mieter vor | |
| spekulativen Hausverkäufen gerettet. Nun legt sich der grüne Baustadtrat | |
| von Friedrichshain-Kreuzberg mit der Deutschen Bahn an. Sein Ziel: Die | |
| Berliner Stadtreinigung BSR soll einen neuen Standort am Ostkreuz bekommen. | |
| „Dann können am alten Standort an der Warschauer Brücke Wohnungen gebaut | |
| werden“, so Schmidt zur taz. | |
| Eigentlich ist es ein Geschäft, bei dem alle gewinnen können. Wenn die BSR | |
| ihren bisherigen Standort in der Mühlenstraße aufgibt, könnten im | |
| Ausgehkiez zwischen Kreuzberg und Friedrichshain auf dem landeseigenen | |
| Grundstück 400 Wohnungen gebaut werden – von landeseigenen Berliner | |
| Wohnungsbaugesellschaften. | |
| Voraussetzung dafür ist ein neuer Standort für die Stadtreinigung – und der | |
| schien längst gefunden. In der Markgrafenstraße am Ostkreuz besitzt die | |
| Bahn Grundstücke, die sie nicht mehr braucht. Bis vor Kurzem schien klar, | |
| dass die BSR dort zum Zuge kommt. Doch nun sind die Verhandlungen geplatzt. | |
| Denn die Bahn will das Gelände nun an den Höchstbietenden verkaufen. Und | |
| dabei kann die BSR nicht mithalten. „Mit Hostels und Büros für | |
| Kreativwirtschaft lassen sich andere Kaufpreise erzielen als mit der | |
| Müllbeseitigung“, so Schmidt. | |
| Deshalb hat der Stadtrat nun einen ungewöhnlichen Schritt angekündigt. Mit | |
| einem Bebauungsplan will er die Nutzung der Markgrafenstraße als Standort | |
| für Stadtreinigung festschreiben lassen. Alle anderen Vorhaben für das | |
| Gewerbegrundstück wären damit ausgeschlossen. | |
| Zwar räumt Schmidt ein, dass dafür ein bereits im Dezember auf den Weg | |
| gebrachter B-Plan geändert oder ein neuer erlassen werden müsste. Das kann | |
| immerhin zwei Jahre dauern. „Aber in der Zwischenzeit können wir jeden | |
| Bauantrag mit Hinweis auf das geplante Ziel des Bebauungsplans | |
| zurückweisen“, so Schmidt zur taz. Veränderungssperre heißt das im | |
| Planerdeutsch. | |
| Sobald Schmidt aus dem Urlaub zurück ist, will er die am Bieterverfahren | |
| beteiligten potentiellen Käufer anschreiben. Denn manch einer der | |
| Beteiligten an der Ausschreibung hat sich bereits beim Bezirk gemeldet. | |
| „Wir wollen die Käufer nun darauf hinweisen, dass es ein Risiko ist, hier | |
| zu kaufen.“ | |
| Unterstützung erhält Schmidt dabei vom Senat. Wirtschaftssenatorin Ramona | |
| Pop (Grüne) hat der Bahn bereits einen Brief geschrieben, in dem sie | |
| missbilligt, dass ein öffentliches Unternehmen wie die Bahn den „Kauf von | |
| Grundstücken zur Daseinsvorsorge“ verhindere. | |
| Auch Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen kritisiert die Bahn. Dem | |
| Tagesspiegel sagte er, dass sich eine Vergabe an den Höchstbietenden an | |
| dieser Stelle ausschließe. „Das Grundstück eignet sich für eine | |
| Direktvergabe“, so der Finanzsenator. Ähnlich sieht es Sebastian Scheel, | |
| Staatssekretär für Wohnen in der Senatsbauverwaltung. | |
| Mehr als blockieren kann Baustadtrat Schmidt das Verfahren zwar nicht. Aber | |
| er hofft, dass mit seiner Ankündigung der Weg für eine Verhandlungslösung | |
| doch noch frei wird. | |
| 9 Aug 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Uwe Rada | |
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