# taz.de -- Diesel-Gate und Audi: Erste Festnahme in Deutschland | |
> Münchner Staatsanwälte haben einen Ex-Manager der VW-Tochter Audi | |
> festgenommen. Warum, ist im Detail noch unklar. In den USA wirft man ihm | |
> Betrug vor. | |
Bild: Der festgnommene Ex-Manager war bei der VW-Tochter Audi für Abgaskontrol… | |
MÜNCHEN dpa | Bei den Ermittlungen gegen Audi in der Diesel-Affäre ist | |
erstmals in Deutschland ein Beschuldigter festgenommen worden. Ihm werden | |
Betrug und unlautere Werbung vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft | |
München II am Freitag bestätigte. Der Mann sei am Montag festgenommen | |
worden und sitze in Untersuchungshaft. Wer er ist, welche Rolle er in der | |
Diesel-Affäre spielt und was ihm genau vorgeworfen wird, wollte die | |
Behördensprecherin nicht sagen. | |
Laut „Spiegel Online“ und „Bild“ handelt es sich um einen ehemaligen | |
Manager der VW-Tochter Audi, der bis 2015 ein Team von Ingenieuren geleitet | |
haben soll, das für die Abgaskontrollsysteme der Modelle für den US-Markt | |
zuständig war. Gegen den 60-jährigen Italiener haben zudem die US-Behörden | |
Strafanzeige gestellt. Sie werfen ihm Verschwörung zum Betrug und Verstöße | |
gegen US-Umweltrecht vor. | |
Er soll Teil der Verschwörung gewesen sein, bei der der vorsätzliche | |
Abgasbetrug und damit die Verletzung des Luftreinhaltegesetzes beschlossen | |
und angeordnet wurde. VW räumte die Manipulationen nach Vorwürfen der | |
US-Umweltbehörden im September 2015 ein und musste bereits 22,6 Milliarden | |
Euro an Rechtskosten zur Beilegung von Klagen in Nordamerika wegen der | |
Affäre verbuchen. | |
Die Münchner Staatsanwaltschaft hatte Mitte März ein Verfahren wegen des | |
Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung bei Audi eingeleitet. | |
Dabei ging es zunächst um Abgas-Manipulationen in den USA, später wurde es | |
auch auf Fahrzeugverkäufe in Deutschland und Europa ausgeweitet. | |
## In Deutschland droht ihnen keine Auslieferung | |
Während die strafrechtliche Verfolgung in den USA mit den Vergleichen auf | |
Konzernebene beigelegt wurde, versuchen die dortigen Behörden weiter mit | |
Nachdruck, persönlich Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen. Der nun | |
ins Visier geratene Ex-Audi-Manager ist bereits der achte Mitarbeiter des | |
VW-Konzerns, gegen den das US-Justizministerium Strafanzeige gestellt hat. | |
Einer wurde Anfang des Jahres in Florida verhaftet und wartet derzeit in | |
Haft auf den Beginn seines Strafprozesses. Ein weiterer hatte im September | |
2016 ein Schuldgeständnis abgegeben und einen Kronzeugen-Deal ausgehandelt. | |
Er befindet sich gegen Kaution auf freiem Fuß und erwartet seine | |
Urteilsverkündung. | |
Die anderen vermutet die US-Justiz in Deutschland, von wo ihnen keine | |
Auslieferung droht. Erst im Juni berichteten „Süddeutsche Zeitung“, NDR und | |
WDR, die USA hätten sie über die Polizeiorganisation Interpol zur | |
weltweiten Fahndung ausgeschrieben. | |
Ohnehin ist der Skandal, von dem weltweit rund elf Millionen Dieselwagen | |
betroffen waren, für VW und Audi noch lange nicht ausgestanden. In | |
Deutschland ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen des | |
Verdachts auf Betrug gegen fast 40 Beschuldigte. Daneben gibt es in Europa | |
zahlreiche Klagen von Aktionären sowie zivilrechtliche Klagen von | |
Autobesitzern. Bislang sträubt sich der VW-Konzern außerhalb von | |
Nordamerika gegen Entschädigungszahlungen. | |
7 Jul 2017 | |
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