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# taz.de -- Hamburg besenrein: Gipfel ohne Obdachlose
> Also doch: Wenn die G20 in Hamburg tagen, müssen auch die Obdachlosen
> unter der Kennedybrücke verschwinden.
Bild: Besuch von der Polizei: Elf Obdachlosen müssen am Mittwoch ihren Schlafp…
Hamburg taz | Nun also doch: In der Innenstadt auf Platte lebende
Obdachlose dürfen während des G20-Gipfels in Hamburg nicht an ihren
angestammten Schlafplätzen bleiben. Am Montagmittag haben Polizei sowie
Mitarbeiter der Sozialbehörde und des staatlichen Trägers Fördern & Wohnen
die elfköpfige Gruppe Wohnungsloser unter der Kennedybrücke besucht. Sie
wurden darauf vorbereitet, dass sie am Mittwochmittag abgeholt werden.
Demnach sollen sie dann mit einem Bus zu einer festen Unterkunft gebracht
werden. Nach dem Gipfel dürften sie mit ihren Zelten zurückkehren. Rafael,
einer von ihnen, zeigte sich mit der Lösung durchaus zufrieden: „So lange
sie uns nicht einsperren, ist es doch in Ordnung.“
Innensenator Andy Grote (SPD) hatte im Mai in der Bürgerschaft zum
G20-Gipfel erklärt: „Es gibt aus Sicht der Innenbehörde und der Polizei
keinen Grund, dass irgendjemand während des Gipfels die Stadt verlassen
muss, auch keinen Grund, dass ein Obdachloser die Innenstadt oder andere
Bereiche der Stadt verlassen muss.“ Laut NDR sagte er, eine Ausnahme
bestehe, sofern ein Schlafplatz direkt vor dem Hotel einer
Gipfel-Delegation liege.
Die nächsten Hotels mit Gipfelgästen von der Kennedybrücke aus sind das
Vier Jahreszeiten mit der saudischen Delegation und das Atlantic, in dem
Bundeskanzlerin Angela Merkel, Kanadas Premier Justin Trudeau und Indiens
Premierminister Narendra Modi übernachten sollen. Beide Hotels liegen über
500 Meter von der Kennedybrücke entfernt.
Die Kennedybrücke allerdings gehört wohl auch zu den sogenannten
Protokollstrecken, über die die Konvois der Regierungschef kutschiert
werden. Sie ist die direkte Verbindung zwischen dem Atlantic, in dem Merkel
wohl am Donnerstagabend US-Präsident Donald Trump empfangen wird, und dem
Tagungsort der G20 in den Messehallen.
Der Leiter des Bezirks Hamburg-Mitte, Falko Droßmann (SPD), hatte
Obdachlosen bereits Ende April im Straßenmagazin Hinz & Kunzt geraten,
während des Gipfels Schlafplätze in der Nähe von Messe und Hotels zu meiden
oder gleich ganz die Stadt zu verlassen.
Der Sprecher der Sozialbehörden Marcel Schweitzer sagte der taz: „Wir
können 100 Plätze im Pik As und in anderen Unterkünften von Fördern &
Wohnen bereitstellen. Darum mussten wir auch kein Sonderprogramm auflegen.“
Hinz & Kunzt und die Wohlfahrtsverbände hatten die Stadt aufgefordert, die
Unterbringung in festen Unterkünften nicht nur einmalig zu gewähren,
sondern dauerhafte Unterbringungsmöglichkeiten für Obdachlose zu schaffen.
Dass die Obdachlosen ihre Schlafplätze während des G20-Gipfels verlassen
müssen, hält Stefan Karrenbauer, Sozialarbeiter bei Hinz & Kunzt, an sich
nicht für problematisch. Er sieht weniger eine Säuberungsaktion der
Innenstadt für die hohen Gäste, sondern durchaus eine Sicherheitsmaßnahme.
Gleichwohl kritisiert er die Stadt dafür, dass sie zu wenig Ausweichplätze
zur Verfügung stellt. Allein im Innenstadtbereich schliefen rund 200
Menschen, nehme man die Zone der Konvoi-Strecken hinzu, komme man auf rund
1.000 Menschen. Die Plätze der Stadt würden dafür nie und nimmer
ausreichen.
Sorgen machen Karrenbauer die vielen Obdachlosen, die in der Stadt allein
schlafen. „Wer achtet darauf, dass sie all ihr Gepäck mitnehmen dürfen?“,
fragt er. Auch hat er Angst um die Sicherheit von Wohnungslosen, die aus
Versehen in spontane Demonstrationszüge geraten – „einfach, weil sie auf
der Straße schlafen“.
4 Jul 2017
## AUTOREN
Fabian Grieger
Paul Welch Guerra
Kai von Appen
Jean-Philipp Baeck
## TAGS
Schwerpunkt G20 in Hamburg
Obdachlosigkeit
Hamburg
Sozialarbeit
Schwerpunkt Polizeikontrollen in Hamburg
G20-Gipfel
Obdachlosigkeit
Obdachlosigkeit
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