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# taz.de -- Digger Barnes mit neuem Album auf Tour: Die Südstaaten von Norddeu…
> Vagabund und Country-Barde Digger Barnes hat sein viertes Album „Near
> Exit 27“ veröffentlicht. Nun ist der Hamburger Musiker auf Tour.
Bild: Der Schnauzer ist echt: Country-Vagabund Digger Barnes
„Der Beruf des Cowboys ist ein verdammter Scheißberuf“, sagt Kay Buchheim
und grinst. Er weiß, wovon er spricht: Seit über zehn Jahren dokumentiert
der Musiker unter seinem Künstlernamen und Alter Ego Digger Barnes sein
Leben on the road. Vielmehr noch: Er macht die Entwurzelung eines
melancholischen Reisenden zum Gegenstand seiner Musik.
In einer Collage aus Country, Blues und Americana erzählt der Hamburger
Singer-Songwriter zeitlose, eskapistisch anmutende Geschichten. Zusammen
mit dem Illustrator und Videokünstler Pencil Quincy (im echten Leben trägt
er den nicht weniger klingenden Namen Raoul Doré) bespielt Digger Barnes
seit über zehn Jahren Bühnen und außergewöhnliche Veranstaltungsorte wie
Eisenbahnwaggons, Friedhofskapellen und verlassenen Tankstellen.
Die gemeinsam entwickelte „Diamond Road Show“ ist ein Hybrid aus Konzert
und Trickfilm – in Musik und Visuals spiegeln sich die Sehnsuchtsorte, die
er besingt.
Mithilfe der eigens konzipierten „Magic Machine“, einem Projektor aus
Plattentellern, Transparentpapier, dem Motor eines Volvo-Scheibenwischers
und seinen Zeichnungen, verschmelzen Realität und cineastische Fiktion
während des Auftritts. Digger Barnes erzählt Außenseitergeschichten. Seine
Texte wirken, als seien sie aus den staubigen Reisetagebüchern eines
Vagabunden entsprungen. So fühlt sich die „Diamond Road Show“ an wie
Westerngucken.
## „Paris, Texas“ als Blaupause für Digger Barnes
Das liegt auch an Kay Buchheims alias Digger Barnes Faszination für die
amerikanische Kulturgeschichte. Als Kind verschlang er die Abenteuerromane
von Karl May, mit 14 Jahren packte ihn der Kulturhunger. Damals sah er zum
ersten Mal Wim Wenders’ Arthouse-Roadmovie „Paris, Texas“. Das Bild vom
unrasierten, verlorenen Typen in der texanischen Landschaft ließ ihn nicht
mehr los. „‚Paris, Texas‘ ist eine Blaupause für den Charakter Digger
Barnes“, sagt er. Wer genau hinsieht, findet Motive daraus auf dem Cover
seines im März erschienenen vierten Albums „Near Exit 27“.
Mit der Crust-Punk-Band Jeniger, später mit der Party-Fun-Band Butch Meier
versteckte sich Buchheim und der schon in ihm schlummernde Digger Barnes
in den neunziger und nuller Jahren hinter lauter Musik, aufgeklebten Bärten
und ironischen Cowboyhüten. Heute muss sich Digger Barnes den Schnauzer
nicht mehr ankleben.„Irgendwann musste das angestaute Material raus.“
Mit Digger Barnes – der Name stammt ursprünglich von einer Figur aus der
Erfolgsserie „Dallas“ – konnte der Musiker schließlich ein
Americana-Alter-Ego entwerfen, das nicht völlig humorlos ist, sich aber der
Tradition des Country, Western und Blues mit gebotenem Ernst nähert. Auf
der Bühne spricht der Mann mit norddeutscher Biografie Englisch mit breitem
US-amerikanischem Akzent. „Wie in einem Comic muss man leicht karikieren,
was man darstellt – damit es überhaupt funktioniert“, erklärt Buchheim be…
Gespräch im taz-Café.
## Ein nicht enden wollender Road-Trip
Die Geschichte von Digger Barnes ist auch die Geschichte einer
Freundschaft. Wenn der Musiker von Projekten spricht, dann immer in der
Wir-Form. Mit „wir“ meint er seine langjährigen Freunde und
musikalisch-künstlerischen Wegbegleiter Friedrich Paravicini und Pencil
Quincy. Der Produzent und Multiinstrumentalist Paravicini ergänzt Digger
Barnes’ Bariton auch auf dem neuen Album mit zum Großteil selbst
eingespieltem Instrumentarium.
Auch gab es immer wieder Kollaborationen mit anderen Künstlern wie der
Sängerin Emily Barker, dem Schriftsteller Franz Dobler oder der Autorin
Janne Teller, für die er die Musik zum multimedialen Theaterstück „Krieg.
Stell dir vor, er wäre hier“ geschrieben hat.
Auf „Near Exit 27“ singt der Geschichtenerzähler lakonisch von
Trennungsschmerz und Reisemelancholie – eine gewisse Schwermut schwingt
immer mit. Die Dramaturgie des Albums gleicht einem nicht enden wollenden
Road-Trip eines vom Leben gesättigten, in der Einsamkeit schrullig
gewordenen Reisenden.
Mit seinem Song „Travelin’ Man“ hat sich Digger Barnes dabei selbst ein
Denkmal gebaut. Einem melancholischen, manchmal einsamen Mann, der im
Wilden (und auch nicht so wilden) Westen Pause vom Alltag macht. Innerhalb
von fünf Minuten habe er den Song geschrieben, sagt Buchheim und wirkt
dabei immer noch erstaunt. Er kam „wie vom Himmel gefallen“. Die fiktiven
Reiseerlebnisse des Digger Barnes sind jedenfalls noch nicht auserzählt.
Man kann nur hoffen, dass er sich seiner treuesten Gefährtin, der
Akustikgitarre „Little Jane“, treu bleibt.
23 Jun 2017
## AUTOREN
Nora Voit
## TAGS
Hamburg
Country
Western
Blues
Folk
Singer-Songwriter
Country
Folkmusik
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