# taz.de -- Rüstungspaket im Bundestag: Nachschlag für die Bundeswehr | |
> Die Legislaturperiode ist fast vorbei. Die große Koalition peitscht | |
> schnell noch ein dickes Rüstungspaket durch den Haushaltsausschuss. | |
Bild: Fünf Schiffe werden kommen: die Korvette „Magdeburg“ der Bundeswehr … | |
Berlin taz | Kurz vor Ende der Legislaturperiode rüstet die Große Koalition | |
am Mittwoch noch einmal richtig auf: In einer der letzten Sitzungen vor der | |
Bundestagswahl wird der Haushaltsausschuss voraussichtlich über einen | |
Stapel von Rüstungsvorhaben entscheiden. Insgesamt 28 Projekte, die sich in | |
den vergangenen Monaten aufgestaut haben, sollten die Abgeordneten | |
ursprünglich durchwinken. Das Gesamtvolumen: Rund 13 Milliarden Euro. | |
„In meinen sechs Jahren im Haushaltsausschuss haben wir noch nie in einer | |
einzelnen Sitzung über so eine Vielzahl an Beschaffungsvorlagen beraten“, | |
sagt der Grünen-Abgeordnete Tobias Lindner. Besonders teuer sind vier der | |
Projekte. Sie kosten jeweils über eine Milliarde. Nur eines davon | |
verschwand am Dienstag kurzfristig wieder von der Tagesordnung. | |
## Kampfdrohne Heron TP: | |
Erstmals in ihrer Geschichte will die Bundeswehr waffenfähige Drohnen | |
beschaffen. Sie mietet die Geräte vom Hersteller Israel Aircraft Industries | |
– so lange, bis irgendwann die ersten Kampfdrohnen aus europäischer | |
Herstellung lieferbar sind. Ob die israelische Drohne mit Waffen bestückt | |
wird und wenn ja, mit welchen, ist noch nicht bekannt. Wegen dieser | |
Unklarheit verweigert der Ausschuss vorerst doch noch die Abstimmung. | |
Schon zuvor hatte sich das Geschäft verzögert: Der amerikanische Hersteller | |
General Atomics hatte gegen die Auftragsvergabe geklagt, weil er nach | |
eigenen Angaben bessere und billigere Drohnen liefern könnte. Nach einer | |
Niederlage vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf haben die Amerikaner | |
weitere rechtliche Schritte eingeleitet, schon aus diesem juristischen | |
Grund wäre ein Vertragsabschluss derzeit nicht möglich. Kosten: 1,024 | |
Milliarden Euro. | |
## Korvette K130: | |
Die Lürssen-Werft mit Sitz in Bremen soll fünf neue Kriegsschiffe liefern. | |
Eingefädelt haben das Geschäft die norddeutschen Abgeordneten Johannes | |
Kahrs (SPD) und Eckart Rehberg (CDU) – in deren Wahlkreisen die Werft aktiv | |
ist. Den Auftrag erteilte das Verteidigungsministerium dann ohne eine | |
ordentliche Ausschreibung. Auch dagegen klagte ein Konkurrenzhersteller, | |
auch dieses Projekt verzögerte sich. Hier einigten sich die beteiligten | |
Konzerne jedoch: Das Unternehmen German Naval Yards verzichtet auf eine | |
Klage, darf dafür aber an den Korvetten mitbauen. Kosten: 1,99 Milliarden | |
Euro. | |
## Tankflugzeug Airbus A330: | |
Die Stärkung der europäischen Zusammenarbeit in der Rüstungsbeschaffung ist | |
hoch im Kurs. Dieses Geschäft ist ein Beispiel dafür: Die neuen | |
Tankflugzeuge wird sich die Bundeswehr mit europäischen Nato-Partnern | |
teilen. Stationiert werden die Maschinen voraussichtlich in Köln und in | |
Eindhoven. Ältere Tankflugzeuge vom Typ A310, die derzeit zum Beispiel die | |
Luftangriffe gegen den IS im Nahen Osten unterstützen, könnten dafür | |
ausgemustert werden. Die Kooperation soll den Preis drücken, billig wird es | |
trotzdem nicht. Immerhin: Gegen diese Beschaffung klagt niemand. Kosten: | |
1,41 Milliarden Euro | |
## Panzerwartung: | |
Viele seiner Fahrzeuge und Waffen lässt das Heer über ein bundeswehreigenes | |
Unternehmen warten: die Heeresinstandsetzungslogistik GmbH, kurz HIL. Das | |
Ministerium will den auslaufenden Vertrag verlängern und dabei ausweiten: | |
Statt für rund 5.000 Fahrzeuge soll es künftig für 16.000 zuständig sein. | |
Diskussionen könnte es in einigen Jahren geben: Die drei Werke des | |
Unternehmens sollen dann privatisiert werden. Abgesehen davon ist die | |
Vertragsverlängerung aber unumstritten – trotz des hohen Volumens. Kosten: | |
5,19 Milliarden Euro | |
21 Jun 2017 | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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