| # taz.de -- Verbot von Atomwaffen: Die Mehrheit ist für Verhandlungen | |
| > Drei Viertel der Deutschen sind dafür, in Verhandlungen über ein Verbot | |
| > der Nuklearwaffen einzusteigen. Die Bundesregierung boykottiert diese | |
| > bislang. | |
| Bild: Fast 140 Staaten verhandeln über ein Verbot von Atomwaffen, Deutschland … | |
| Genf taz | Drei Viertel aller wahlberechtigten Deutschen wollen, dass sich | |
| die Bundesregierung an den bislang von ihr boykottierten UNO-Verhandlungen | |
| über ein weltweites und vollständiges Verbot von Atomwaffen beteiligt. | |
| Jeweils zwölf Prozent sprechen sich dagegen aus oder haben keine Meinung zu | |
| der Frage. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, deren | |
| Ergebnis der taz vorliegt. | |
| Die Verhandlungen über das Atomwaffenverbot, an denen sich bislang 138 der | |
| 193 Mitgliedstaaten in der UNO-Generalversammlung beteiligen, gehen am | |
| Donnerstag in die zweite Runde. Russland und die USA fehlen ebenso wie die | |
| meisten europäischen Nato-Staaten inklusive Deutschland. | |
| In der Umfrage sprachen sich 77 Prozent der CDU/CSU-WählerInnen für eine | |
| Beteiligung der Bundesregierung aus. Unter den AnhängerInnen der SPD liegt | |
| die Zustimmung bei 83 Prozent. Noch höher ist der Anteil der Jastimmen bei | |
| den WählerInnen der Grünen (85 Prozent) sowie der Linken und der FDP (je 86 | |
| Prozent). Unter den AfD-Wählerinnen unterstützen 67 Prozent die Forderung | |
| nach einer deutschen Verhandlungsteilnahme. | |
| Parallel zum Alter der Befragten steigt die Zustimmung kontinuierlich von | |
| 67 Prozent unter den 18- bis 24-Jährigen bis auf 81 Prozent bei den | |
| Befragten über 55. Die repräsentative Umfrage unter 2.072 BundesbürgerInnen | |
| über 18 Jahren wurde Ende Mai vom britischen Meinungsforschungsinstitut | |
| YouGov durchgeführt. | |
| „Diese Umfrageergebnisse zeigen, dass die Bundesregierung mit ihrer | |
| Blockadehaltung gegen den Willen der Bevölkerung handelt“, sagte Sascha | |
| Hach von der deutschen Sektion der Internationalen Kampagne für das Verbot | |
| von Atomwaffen (ICAN), die die Umfrage in Auftrag gegeben hatte. Die | |
| Bundesregierung solle die Ergebnisse „zum Anlass nehmen, um ihre Meinung zu | |
| überdenken, und an der diese Woche beginnenden Verhandlungsrunde | |
| konstruktiv teilnehmen“. Dies hatten letzte Woche in einem Brief an | |
| Außenminister Sigmar Gabriel auch Pax Christi, Medico International, Oxfam | |
| und andere Nichtregierungsorganisationen gefordert. | |
| Gabriel rechtfertigte hingegen erneut den Verhandlungsboykott der | |
| Bundesregierung. Zwar sei es „gut und richtig, dass die Vereinten Nationen | |
| eine atomwaffenfreie Welt anstreben“, sagte er der dpa. Aber die | |
| Verhandlung in der UNO mache „natürlich wenig Sinn“, da „ausgerechnet die | |
| Staaten mit Atomwaffen daran nicht teilnehmen“. Statt auf ein generelles | |
| Verbot setzt das Auswärtige Amt auf Fortschritte bei bestehenden | |
| Instrumenten wie dem Atomwaffensperrvertrag. Diesen haben zwar mehrere | |
| Atomwaffenstaaten unterschrieben haben, seine praktische Auswirkungen sind | |
| aber begrenzt. | |
| Gabriels Argumente seien „vorgeschoben“, kritisierte Xanthe Hall von der | |
| Internationale Ärztevereinigung gegen den Atomkrieg. Ein Verbot habe „auch | |
| ohne die Atomwaffenstaaten praktische Auswirkungen“. Denn dann dürften | |
| keine Bomben mehr auf dem Boden der unterzeichnenden Länder gelagert | |
| werden. Aus Deutschland müssten beispielsweise die US-Atomwaffen in Büchel | |
| abgezogen werden. „Wahrscheinlich ist das der wahre Grund, weshalb Gabriel | |
| gegen ein Verbot ist“, erklärte Hall. | |
| „Gabriels Gesprächsverweigerung kommt einer diplomatischen | |
| Bankrotterklärung gleich“, kritisierte ICAN-Sprecher Hach. Der | |
| Außenminister stelle mit der Nichtteilnahme „Machtpolitik über Frieden und | |
| Rüstungskontrolle.“ | |
| 13 Jun 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Zumach | |
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