| # taz.de -- Kommentar Trump in Saudi Arabien: Salonfähige Repressionsapparate | |
| > Trump will islamische Länder als Partner im Kampf zwischen Gut und Böse. | |
| > Er hofiert Autokraten, die eher Terror schaffen, als ihn zu bekämpfen. | |
| Bild: Wer hat wohl das längste Schwert? | |
| Es sind neue Töne, die Donald Trump bei seiner ersten großen | |
| außenpolitischen Rede in Saudi-Arabien angeschlagen hat. Weg von seiner | |
| antimuslimischen Rhetorik und den Diskussionen über einen Einreisestopp von | |
| Muslimen. Stattdessen betonte er, dass es sich im Kampf gegen den Terror | |
| nicht um einen Kampf der Kulturen, sondern um einen Kampf zwischen Gut und | |
| Böse handele. | |
| Er warb geradezu für die islamischen Länder, Partner in diesem Kampf zu | |
| sein. „Werft sie raus“, lautete seine zentrale Botschaft. Anstatt alle | |
| Muslime als potenzielle Terroristen anzuprangern, forderte er die | |
| Staatsmänner der islamischen Länder auf, ihr eigenes Haus aufzuräumen. | |
| Dabei räumte er aber auch ein, dass schon jetzt 90 Prozent der Opfer des | |
| Terrors Muslime seien. | |
| Die Rede war auch der Versuch, den von George W. Bush nach den Anschlägen | |
| des 11. Septembers verkündeten Kampf gegen den Terror auszulagern. Die | |
| islamischen Länder müssen Eigenverantwortung übernehmen und nicht auf die | |
| Hilfe Amerikas warten. | |
| Dass Amerika bei dieser Auslagerung noch Waffen im Wert von 110 Milliarden | |
| Dollar verkauft, hat den positiven Nebeneffekt, die heimische amerikanische | |
| Wirtschaft anzukurbeln. Es ist immer wieder der gleiche Warenkreislauf. Die | |
| Araber liefern Öl in die USA, und dann fließen die Petrodollars bei | |
| Waffenkäufen zum Teil wieder zurück in den Westen, der dann in | |
| Sonntagsreden irgendwelche Friedensprozesse einklagt. | |
| ## Falsches Publikum, falscher Ort | |
| Vereint euch gegen den Terror mit uns als Partner, war Trumps Message. Das | |
| klingt gut. Eine neue Strategie gegen den Terror ist damit aber noch nicht | |
| geboren. Und irgendwie macht Trump den gleichen Fehler wie seine Vorgänger | |
| und wie Europa. Er spricht mit den arabischen Autokraten und versucht sie | |
| im Antiterrorkampf zu gewinnen. Die vermarkten sich gern als | |
| Antiterrorkämpfer, das macht sie und ihre Repressionsapparate im Westen | |
| salonfähig. Derweil sind sie es, die oft in der Art, wie sie ihre Länder | |
| regieren, schneller Terror schaffen, als sie ihn bekämpfen. | |
| In ihren Gefängnissen rottet heute die gefolterte nächste Generation, die | |
| nur noch an islamistische Militanz glaubt. Denn die Sisis, Emire und Könige | |
| sind meist die andere Seite der Medaille des militanten Islamismus. Sie | |
| brauchen ihn, um ihre eigene Existenz zu rechtfertigen, und andersherum. | |
| Militante Islamisten und die repressiven Regime schaukeln sich gegenseitig | |
| hoch. | |
| In diesem Sinne sprach Trump in einem Saal voller arabischer Autokraten zum | |
| falschen Publikum. Es war auch der falsche Ort: in Saudi-Arabien, das den | |
| IS zwar nicht gegründet hat, aber dessen wahhabitische Rechtsschulen viel | |
| des ideologischen Unterbaus der radikalen Islamisten liefern. Darüber | |
| können auch keine pittoresken saudischen Empfangsschwerttänze mit sich | |
| unbeholfen bewegenden US-Präsidenten hinwegtäuschen. | |
| Und dann hat der Ruf nach Einigkeit gegen den Terror noch einen weiteren | |
| Geburtsfehler. Trump tat seinen saudischen Gastgebern den Gefallen, deren | |
| regionalen iranischen Rivalen anzugreifen. Es ist ein Widerspruch, | |
| einerseits die Botschaft „Alle gegen den Terror“ an die islamische Welt zu | |
| schicken und im gleichen Atemzug den Iran, eine der wichtigsten | |
| Regionalmächte, auszugrenzen. | |
| 22 May 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Karim El-Gawhary | |
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