| # taz.de -- Israels Zukunft: Friedenssuche in Nahost | |
| > Der nächste US-Präsident, der nächste Lösungsversuch: Die Vorstellung | |
| > zweier Staaten nebeneinander beginnt zu bröckeln. | |
| Bild: Seit dem Sechs-Tage-Krieg hat Israel nicht zur Ruhe gefunden | |
| JERUSALEM taz | Der US-Präsident ist ambitioniert, wenn um eine Lösung des | |
| Nahostkonflikts geht. Donald [1][Trump] spricht von „einer der größten | |
| Herausforderungen“, die aber „machbar“ sei, wie er gegenüber | |
| Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sagte, als dieser ihn im Weißen Haus | |
| besuchte. Deutlich gedämpfter gab sich Trump indes vor gut einer Woche in | |
| Jerusalem. „Ich habe ein Gefühl, dass wir am Ende das Ziel erreichen, hoffe | |
| ich.“ | |
| Ist das Berufsoptimismus oder gibt es eine realistische Hoffnung auf eine | |
| Lösung des Konflikts? | |
| Auch Trumps Vorgänger Barack Obama hatte große Pläne für die Region, wie | |
| wiederum seine Vorgänger. Obama preschte anfangs vor und verlangte, dass | |
| Israel den Siedlungsbau stoppt. Dann ließ er acht Jahre verstreichen, um | |
| ganz am Ende seiner zweiten Amtszeit als einzige konkrete Maßnahme kein | |
| Veto gegen eine UN-Sicherheitsratsresolution einzulegen, die die | |
| israelische Siedlungspolitik verurteilt. Ein mageres Ergebnis. | |
| Trump stellt weder Bedingungen, noch plant er einen Alleingang. „Der Feind | |
| meines Feindes ist mein Freund“, so sagt ein arabisches Sprichwort. Es mag | |
| ihn inspiriert haben auf seiner Suche nach Partnern als Vermittler in | |
| Nahost. Iran und der „Islamische Staat“ sind nicht nur für die USA und | |
| Israel ein Problem, sondern auch für Jordanien, Ägypten und Saudi-Arabien. | |
| König Abdallah von Jordanien sowie Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi | |
| gehörten nach Netanjahu und Abbas zu den ersten Staatsgästen, die Trump ins | |
| Weißen Haus einlud. Umgekehrt führte Trumps erste Auslandsreise nach Riad, | |
| bevor er von dort aus ins Heilige Land fuhr. | |
| Israels Premier Benjamin Netanjahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas | |
| signalisieren offiziell Bereitschaft zu Verhandlungen und zum Frieden. | |
| Beide wissen, dass eine Konfliktlösung ohne die Assistenz der Vereinigten | |
| Staaten unmöglich erscheint. Auf beiden Seiten schwindet aber indes das | |
| Vertrauen, dass die seit Jahrzehnten angestrebte Zweistaatenlösung noch zu | |
| erreichen ist, und auch der grundsätzliche Wille dazu nimmt ab. Einer der | |
| wichtigsten Gründe: Rund eine halbe Million israelische Siedler leben | |
| inzwischen im besetzten Westjordanland, das einem Flickenteppich aus | |
| arabischen und jüdischen Städten und Dörfern gleicht. In Jerusalem drängt | |
| Netanjahus Koalitionspartner „Das jüdische Haus“ zur Annexion von Teilen | |
| des palästinensischen Gebiets. | |
| Umgekehrt halten immer mehr junge Palästinenser inzwischen eine | |
| Einstaatenlösung für realisierbarer als die Trennung in zwei Staaten. Ein | |
| binationaler Staat wäre für sie akzeptabel, vorausgesetzt, dort gelten die | |
| gleichen Rechte für alle Staatsbürger. | |
| Der palästinensische Philosoph Sari Nusseibeh hatte schon als Student die | |
| Idee, dass Israel nicht nur Jerusalem annektieren sollte, sondern gleich | |
| das gesamte Palästinensergebiet. Zum ersten Mal seit der israelischen | |
| Staatsgründung im Jahr 1948 sei „durch die Besatzung mein Heimatland | |
| wiedervereint“, erklärte er. Bis 1967 stand das Westjordanland unter | |
| jordanischer Kontrolle. Israelis und Palästinenser würden „mit gleichen | |
| politischen Rechten im gleichen System leben“, visionierte Nusseibeh und | |
| forderte Mitte der 1980er die israelische Staatsbürgerschaft für die | |
| Palästinenser. | |
| Damit machte sich Nusseibeh auf beiden Seiten der „grünen Linie“ unbeliebt. | |
| Israelis wie Palästinenser strebten nach einer Trennung. „Mein Gefühl ist�… | |
| so sagt er heute, „dass sich die Leute am Ende vielleicht zufällig und | |
| gegen ihren Willen im Kontext nur eines einzigen Staates wiederfinden“. | |
| 31 May 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Susanne Knaul | |
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