| # taz.de -- Bildungspolitik der SPD: Schulz' Schule soll Spaß machen | |
| > Milliardeninvestionen in Schulen und Kitas: Deutschland soll das weltweit | |
| > stärkste Land in der Bildung werden, fordert SPD-Kanzlerkandidat Schulz. | |
| Bild: Martin Schulz in der Helene-Nathan-Bibliothek in Berlin-Neukölln | |
| Berlin taz | Ganz unbescheiden: Der Kanzlerkandidat stellt in einem | |
| Berliner Brennpunktbezirk Leitlinien seiner künftigen Bildungspolitik vor. | |
| Er will den großen Wurf. | |
| Deutschland soll das weltweit stärkste Land in der Bildung werden. | |
| Niedriger will SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz die Latte für die künftige | |
| Bildungspolitik in einer von ihm geführten Bundesregierung nicht legen. In | |
| einer bildungspolitischen Grundsatzrede stellte Schulz am Mittwoch | |
| Grundzüge eines, wie er es nannte, Schwerpunktthemas in einer von ihm | |
| geführten Regierung vor und stellte Milliardeninvestionen in Schulen und | |
| Kitas in Aussicht. „Bildung ist ein epochales Thema“, so Schulz. „Es geht | |
| um richtige Investitionen, und nicht um ein zusätzlichen Kreidepäckchen.“ | |
| Der Ort seiner bildungspolitischen Grundsatzrede sollte wohl die Strecke | |
| ausmessen, die Schulz zurücklegen muss: Er sprach vor Besuchern der | |
| Stadteilbibliothek im sozial herausfordernden Teil des Berliner Bezirks | |
| Neukölln. Dort, wo mehr als die Hälfte der SchülerInnen aus Familien kommt, | |
| die staatliche Hilfen beziehen, wo 60 Prozent der Erstklässler mit | |
| Entwicklungsverzögerungen eingeschult werden und jeder sechste Schüler die | |
| Schule ohne Abschluss verlässt, erneuerte der Kanzlerkandidat die | |
| sozialdemokratische Erzählung vom Aufstieg durch Bildung. | |
| Die Kleinstaaterei und den Bildungsföderalismus in seiner gegenwärtigen | |
| Form hält Schulz für überholt und will, dass Bund, Länder und Gemeinden | |
| sich in einer nationalen Bildungsallianz zusammentun um gemeinsam in Kitas | |
| und Schulen investieren. Eine Million zusätzliche Ganztagsplätze sollen in | |
| den nächsten vier Jahren geschaffen werden, Schulsozialarbeiter in die | |
| Schulen geschickt, ein Schulsanierungsprogramm aufgelegt und die Kitas | |
| beitragsfrei werden. | |
| ## 9 Milliarden Euro zusätzlich nötig | |
| Nach Berechnung der SPD-Bildungsexperten kostet das in den nächsten vier | |
| Jahren zusätzlich 9 Milliarden Euro. Entsprechende „Eckpunkte für ein | |
| Programm zur Modernisierung der schulischen Bildung in Deutschland“ hatte | |
| der Parteivorstand bereits im September 2016 gebilligt. | |
| Für massive Investitionen müsste allerdings das Grundgesetz geändert | |
| werden, das bisher verhindert, dass der Bund sich in die Schulpolitik der | |
| Länder einmischt. Eine erste Tür hat sich am Dienstag mit der Einigung im | |
| Bund-Länder-Finanzausgleich aufgetan. Schulz will das sogenannte | |
| Kooperationsverbot aber komplett abschaffen und dem Bund | |
| Mitsprachemöglichkeiten in der Schulpolitik einräumen. „Wir brauchen | |
| verbindliche Absprachen zwischen Bund und Ländern“, so Schulz. Es sei nicht | |
| nachvollziebar, dass es nach der Grundschule 16 unterschiedliche Modelle | |
| für den weiteren Schulweg gebe und ständig an der Bildungspolitik | |
| herumgedoktort werde. | |
| Das Bundesprogramm für Schulen will Schulz mit einer Berufsschulinitiative | |
| verbinden. Diese sollten zu Referenzpunkten für die berufliche | |
| Weiterbildung werden. „Akademische und berufliche Bildung sind | |
| gleichwertig“, so Schulz. | |
| Der Kanzlerkandidat wagte sich über das Klein-Klein des Alltags hinaus und | |
| wurde grundsätzlich. Bildung sei mehr als verwertbares Wissen, | |
| philosophierte er: „Schule muss Spaß machen, es darf nicht der permanente | |
| Stress für Verfügbarkeit im Mittelpunkt stehen“, sagte Schulz. Er übte auch | |
| Selbstkritik: „Wir haben uns einreden lassen, dass junge Menschen, um | |
| erfolgreich zu sein, früher dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen müssen.“ | |
| Stattdessen sollten Schüler, Lehrer und Eltern mehr Zeit bekommen – zum | |
| Lehren, Lernen und Nachdenken. | |
| 18 May 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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