# taz.de -- Vor Jahrestag zum Sechstagekrieg: Friedensdemo in Israel | |
> Ein Ende der israelischen Besatzung und die Errichtung zweier Staaten | |
> fordern rund 30.000 Demonstranten in Tel Aviv. Organisiert hatte dies | |
> Peace Now. | |
Bild: Ein Junge sitzt zwischen den Protestplakaten | |
JERUSALEM taz | 30.000 Demonstranten zählten die Veranstalter bei einer | |
Kundgebung gegen die israelische Besatzung. Die Organisation Peace Now | |
hatte am Samstagabend auf den Rabin-Platz vor dem Rathaus in Tel Aviv | |
geladen. | |
Unter dem Motto „Zwei Staaten, eine Hoffnung“ versammelten sich Aktivisten | |
der Arbeitspartei, der linken Meretz, der antizionistischen arabischen | |
Vereinten Liste und der israelisch-palästinensischen Gruppe Combatants for | |
Peace, der Frontkämpfer für den Frieden. Anlass war der Jahrestag des | |
Junikrieges 1967, der den Beginn der Besatzung markiert und sich in wenigen | |
Tagen zum 50. Mal jährt. | |
Die überwiegend 20- bis 35-jährigen Israelis kamen mit Plakaten: „50 das | |
reicht“, mit bunten Luftballons und Olivenzweigen als Zeichen ihres | |
Friedenswillens. „Unsere Hand ist noch immer zum Frieden ausgestreckt“, | |
schrieb Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in einer Botschaft, die am | |
Abend verlesen wurde. Keine Stimme sei stärker „als die eines gerechten | |
Friedens“. Jetzt sei die Zeit reif, dass Israel „unseren Staat anerkennt“. | |
Oppositionsführer Izchak Herzog von der Arbeitspartei wurde mit Buhrufen | |
empfangen, als er ans Rednerpult trat. „Wir müssen zusammen einen | |
politischen Block bilden“, meinte er, „einen Block, der einen | |
zionistischen, jüdischen, demokratischen Staat will mit Gleichberechtigung | |
für Minderheiten und Offenheit für unterschiedliche Meinungen.“ | |
Nur mit vereinter Kraft der Links- und Mitteparteien „werden wir siegen“. | |
Noch vor einem Jahr erwog Herzog sogar ein Zusammengehen mit Regierungschef | |
Benjamin Netanjahu. Nach Herzogs Plänen soll in einer Abkühlungsphase von | |
zehn Jahren die „Zone westlich des Jordan als Ort ohne jede Gewalt | |
deklariert“ werden. Erst anschließend und „vorausgesetzt, dass es in dieser | |
Phase keine Gewalt gibt“, sollten die Konfliktparteien erneut Verhandlungen | |
aufnehmen. | |
## Wenig Aussichten auf Verhandlungen | |
Die wenigsten der Demonstranten in Tel Aviv werden noch zehn Jahre auf den | |
Frieden warten wollen. Zentrales Versagen von Israels Sozialdemokraten ist | |
es, keine echte Alternative zur Regierung zu bieten. Einer von Channel 10 | |
veröffentlichen Umfrage zufolge würde das Zionistische Lager | |
(Arbeitspartei) von derzeit 24 auf nur noch acht Mandate abfallen, gäbe es | |
heute Wahlen. | |
Sowohl die nationalreligiöse Siedlerpartei als auch die arabische Vereinte | |
Liste könnten aktuell die Arbeitspartei hinter sich lassen. „Gerade jetzt, | |
wo die Regierung die Minderheit als Punchingball missbraucht“, so mahnte | |
Ayman Odeh, Chef der Vereinten Liste, während der Friedenskundgebung, müsse | |
ein Weg gefunden werden, um „zusammen zu kämpfen“. | |
Odeh schwebt ein „demokratisches Lager auf der Basis gemeinsamer Werte“ | |
vor, um ein Ende der Besatzung, um „Demokratie, Gleichberechtigung und | |
soziale Gerechtigkeit für alle israelischen Bürger“ zu erreichen. Aktuell | |
glaubt außer US-Präsident Donald Trump kaum jemand an Frieden. Er | |
verspricht, dass es ihm gelingen werde, den Nahostkonflikt beizulegen, wenn | |
ihm nur beide Parteien dabei unter die Arme greifen. | |
28 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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