| # taz.de -- Nach Erpressungstrojaner „WannaCry“: Suche nach Schuldigen läu… | |
| > Der Angriff betraf mindestens 150 Länder weltweit. Europol spricht von | |
| > einer Attacke noch nie dagewesenen Ausmaßes. Die Untersuchung werde | |
| > „komplex“. | |
| Bild: Probleme bei der Bahn: Neben den Fahrplan-Anzeigen seien auch einige Fahr… | |
| London ap/dpa/rtr/ap | [1][Nach dem Angriff des Erpressungstrojaners | |
| „WannaCry“ auf Unternehmen und Institutionen in aller Welt] hat die | |
| schwierige Suche nach den Tätern begonnen. IT-Experten warnten davor, dass | |
| möglicherweise noch weit verheerendere Attacken bevor stehen könnten. | |
| Experten in Konzernen und Behörden fürchten eine neue Welle des weltweiten | |
| Cyberangriffs mit Beginn der Arbeitswoche. Wenn sich am Montag rund um den | |
| Globus Millionen Menschen nach dem Wochenende wieder in ihrer Computer | |
| einloggten, werde sich der Virus wieder weiterverbreiten, warnten | |
| Sicherheitsexperten und Unternehmensberater besonders in Asien. Dort hatte | |
| der Computerwurm bisher vergleichsweise wenig Schaden angerichtet. | |
| Von der weltweiten Cyberattacke sind nach Angaben der europäischen | |
| Polizeibehörde bislang mehr als 200.000 Ziele in „mindestens 150 Ländern“ | |
| betroffen. Es handele sich „insbesondere um Unternehmen“, sagte | |
| Europol-Chef Rob Wainwright dem britischen Sender ITV am Sonntag. Viele | |
| weitere entgingen der Attacke, weil es einem jungen IT-Wissenschaftler | |
| gelang, eine eingebaute Notbremse in der Malware zu aktivieren. | |
| Bei einer Ransomware-Attacke bemächtigt sich schädliche Software eines | |
| Computers und hält die darauf gespeicherten Daten gewissermaßen in | |
| Geiselhaft. Der Nutzer wird über eine Nachricht auf dem Bildschirm | |
| aufgefordert, Lösegeld (ransom) zu zahlen, damit er wieder auf den Rechner | |
| zugreifen kann. Wollen Einzelpersonen oder Unternehmen nicht zahlen, bleibt | |
| ihnen nur die Möglichkeit, ihre Daten aus Backups wieder herzustellen oder | |
| sie verloren zu geben. | |
| Besonders betroffen von der Attacke durch die Ransomware „WannaCry“ war der | |
| britische Gesundheitsdienst NHS. Von dessen 248 Einrichtungen seien 48 | |
| infiziert worden, sagte Innenministerin Amber Rudd am Samstag nach einer | |
| Krisensitzung der Regierung in London. Bei allen bis auf sechs seien aber | |
| die Computersysteme mittlerweile wieder hergestellt. IT-Experten arbeiteten | |
| rund um die Uhr daran, auch diese zu retten. | |
| In Brasilien musste das Computersystem der Sozialversicherung des Landes | |
| vom Netz genommen und der öffentliche Zugang gesperrt werden. Auch das | |
| brasilianische Außenministerium, der staatliche Öl-Konzern Petrobras und | |
| Gerichte riegelten Computer vorsichtshalber ab. | |
| ## Bahn-Anzeigentafeln weiterhin gestört | |
| Nach dem Angriff werden die betroffenen Anzeigetafeln der Deutschen Bahn | |
| noch „einige Zeit gestört bleiben“. Das teilte ein Bahnsprecher am Sonntag | |
| auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Techniker müssten die | |
| Software an jedem einzelnen Rechner, der die Anzeigetafeln steuert, | |
| reparieren. „Es gibt keinen zentralen Server, der die Tafeln steuert“, | |
| sagte der Sprecher. Neben den Fahrplan-Anzeigen seien auch einige | |
| Fahrkartenautomaten und vereinzelt Überwachungskameras ausgefallen. | |
| Die Einheit für Cyberkriminalität bei Europol erklärte, es habe sich um | |
| einen Angriff in einem bisher noch nie da gewesenen Ausmaß gehandelt. „Es | |
| wird einer komplexen internationalen Untersuchung bedürfen, um die | |
| Schuldigen zu identifizieren“, hieß es in einer Erklärung. | |
| Möglicherweise sei die Attacke aber nur ein Vorgeschmack gewesen, warnte | |
| der Cybersicherheits-Experte Ori Eisen. Immerhin seien die | |
| Lösegeld-Forderungen auch sehr gering gewesen. „Das war noch nichts | |
| Ernsthaftes. Was wenn das Gleiche bei zehn Atomkraftwerken passiert und sie | |
| den ganzen Strom abstellen müssen? Was wenn das Gleiche bei einem Damm oder | |
| einer Brücke passiert?“, sagte er der Nachrichtenagentur AP. „Heute ist es | |
| bei 10.0000 Computern passiert. Es gibt keine Hürde, dass es morgen bei 100 | |
| Millionen Computern passiert.“ | |
| ## Rasend schnelle Ausbreitung | |
| Die Schadsoftware nutzte eine bereits bekannte Sicherheitslücke von | |
| Microsoft Windows, für die es auch bereits ein Update gibt. Dieses wurde | |
| aber bei den betroffenen Rechnern offenbar noch nicht installiert, weil | |
| einige noch Windows XP benutzen und deshalb dafür zahlen müssten. Die | |
| Malware gelangt über E-Mail-Anhänge in die Systeme und breitet sich rasend | |
| schnell aus, wenn Nutzer drauf klicken. Microsoft kündigte an, in Zukunft | |
| Sicherheitsupdates auch für ältere Windows-Versionen gratis anzubieten. | |
| Hilfe bei der Eindämmung der Malware kam von einem 22-jährigen IT-Forscher, | |
| der einen sogenannten Kill Switch in dem Programm aktivieren konnte. Das | |
| tat er, indem er eine Internet-Domain registrierte, auf die das Programm | |
| immer wieder zugriff. Offenbar hatten die Hintermänner diese Notbremse | |
| eingebaut, um den Virus selbst stoppen zu können. Bereits infizierte | |
| Rechner konnten dadurch aber nicht gerettet werden. Auch der 22-Jährige | |
| warnte, dass nach einer simplen Änderung des Codes eine neue Cyberattacke | |
| folgen könnte. | |
| Das britische Zentrum für Internetsicherheit lobte den jungen IT-Forscher. | |
| In einer Mitteilung auf seiner Internetseite erklärte das Zentrum, der | |
| Mann, der auf [2][Twitter einen Account unter dem Namen MalwareTech] führt, | |
| habe eine weitere Verbreitung der schadhaften Software verhindert. Der | |
| 22-Jährige teilte am Samstag über Twitter mit, dass er ursprünglich nicht | |
| wusste, dass er mit seinem Handeln die Ransomware stoppen würde. | |
| Die Virus-Experten von Kaspersky Lab and Avast erklärten, dass Russland am | |
| schwersten betroffen war. Das russische Innenministerium bestätigte die | |
| Ransomware-Attacken, eine Sprecherin sagte der Nachrichtenagentur Interfax | |
| aber am Samstag, das Problem sei lokalisiert worden und keine Daten seien | |
| nach außen gelangt. Russland wurde in der Vergangenheit selbst für eine | |
| Reihe von Hackerattacken verantwortlich gemacht. | |
| 14 May 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Cyberattacke-in-globalem-Massstab/!5409081 | |
| [2] https://twitter.com/MalwareTechBlog | |
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