# taz.de -- Kommunalwahlen in Großbritannien: Ukip schafft sich ab | |
> Die Tories gehen als Sieger aus den Kommunalwahlen hervor. Die britischen | |
> Rechtspopulisten sind Opfer ihres eigenen Erfolgs geworden. | |
Bild: Auszählen in Glasgow am Freitag | |
DUBLIN taz | Ukip ist die Partei von gestern. Nach den Kommunalwahlen vom | |
Donnerstag sind die Rechtspopulisten in Großbritannien nahezu von der | |
Bildfläche verschwunden. Ukip ist Opfer des eigenen Erfolgs geworden. | |
Offenbar halten die Wähler die Partei für überflüssig, nachdem | |
Premierministerin Theresa May die Tories nach rechts manövriert hat. | |
Nur fünf Wochen vor den britischen Unterhauswahlen sind die Tories dem | |
vorläufigen Ergebnis zufolge die großen Sieger. Sie gewannen in sämtlichen | |
ländlichen Regionen Englands sowie in Wales. Sogar in Schottland konnte die | |
Partei zulegen. | |
May hatte am Mittwoch eine taktische Rede gehalten, in der sie die EU | |
scharf angegriffen und ihr Einmischung in die britischen Wahlen vorgeworfen | |
hatte. Das wirkte. Ukip-Chef Paul Nuttall sagte: „Wenn der Preis für den | |
Brexit ein Aufschwung der Tories ist, nachdem sie sich diese patriotische | |
Sache zu eigen gemacht haben, dann ist Ukip bereit, diesen Preis zu | |
zahlen.“ | |
Seine Hoffnungen auf einen Unterhaussitz haben einen Dämpfer erhalten. In | |
der Brexit-Hochburg Lincolnshire, wo er für das Unterhaus kandidiert, | |
verlor Ukip sämtliche Bezirksverordnete. | |
Für die Labour Party gab es ebenfalls kaum Grund zur Freude. Die Partei | |
verlor sogar in ihren ehemaligen Hochburgen Cumbria im Nordwesten Englands | |
und Northumberland im Nordosten die Mehrheit. In Wales verlor Labour 97 | |
Sitze, blieb aber stärkste Partei. Die Hoffnung, dass die Wähler, die man | |
bei den letzten Wahlen an Ukip verloren hatte, zurückkehren würden, wurde | |
enttäuscht. Nur drei Prozent taten das, während 33 Prozent zu den Tories | |
gingen. | |
## Die ersten Metro-Bürgermeister | |
Gewählt wurde in 35 englischen Kommunen sowie in sämtlichen Wahlkreisen in | |
Schottland und Wales. Die Wahlbeteiligung lag mit 35 Prozent etwas höher | |
als 2013. Insgesamt standen 4.851 Sitze zur Wahl. In sechs Großräumen wurde | |
zum ersten Mal ein Metro-Bürgermeister gewählt. Das ist der Chef mehrerer | |
Bezirksverwaltungen, die sich zusammengeschlossen haben, damit ihnen die | |
Londoner Regierung größere Entscheidungsgewalt in lokalen Belangen | |
einräumt. | |
Hier konnte Labour wenigstens Erfolge vorweisen, die Partei gewann die | |
neuen Posten in Manchester und Liverpool. John McDonnell, der | |
Stellvertreter des Labour-Chefs Jeremy Corbyn, sagte erleichtert: „Es war | |
nicht die totale Vernichtung, die man uns prophezeit hat.“ In der | |
Labour-Hochburg Tees Valley setzte sich jedoch der Tory-Kandidat Ben | |
Houchen durch. In den anderen drei Großräumen sowie in Teilen Schottlands | |
stand das Ergebnis am Freitagnachmittag noch nicht fest. | |
Für die Liberalen Demokraten waren es Wahlen zum Vergessen. Sie hatten in | |
Anbetracht des Rechtsrucks bei den Tories und des Linksrucks bei Labour auf | |
ein Comeback gehofft, was jedoch ausblieb. Neben den Tories konnten | |
lediglich die Grünen sowie die walisischen Separatisten von Plaid Cymru | |
zulegen, allerdings nur in bescheidenem Umfang. | |
## May geht gestärkt aus den Wahlen hervor | |
Es war das beste Ergebnis für eine Regierungspartei bei Kommunalwahlen seit | |
1974. Theresa May kann optimistisch sein. Sie erhofft sich von den | |
vorgezogenen Unterhauswahlen am 8. Juni ein starkes Mandat für die | |
Brexit-Verhandlungen mit der EU. Rechnet man das Resultat der | |
Kommunalwahlen auf die Parlamentswahl hoch, so liegen die Tories bei 38 und | |
Labour bei 27 Prozent. | |
Anthony Wells vom Meinungsinstitut YouGov machte Labour allerdings etwas | |
Mut: „Man darf nicht davon ausgehen, dass sich das Ergebnis der | |
Kommunalwahlen im nächsten Monat wiederholen wird“, sagte er. „Die Menschen | |
wählen aus unterschiedlichen Gründen unterschiedlich bei unterschiedlichen | |
Wahlen.“ | |
5 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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