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# taz.de -- Prozess gegen rechte Terrorgruppe: „Stimmung reinbringen“
> Das Geständnis des Hauptangeklagten erhellt das Vorgehen der Terrorgruppe
> Freital. Sie soll Anschläge auf Asylbewerberheime verübt haben.
Bild: Patrick F. – hier zu Prozessbeginn am 24. März – möchte unerkannt b…
Dresden taz | Am 15.Verhandlungstag gegen die Terrorgruppe Freital ist die
Vernehmung des geständigen Patrick F. am Dienstag in Dresden fortgesetzt
worden. In der Hauptverhandlung gegen die achtköpfige Gruppe vor dem
sächsischen Oberlandesgericht hatte sich F. in der vorigen Woche
überraschend geäußert. Er schilderte die Rollenverteilung bei der
Vorbereitung von Anschlägen und technische Details.
Der 26-jährige Lagerarbeiter gilt in den Augen der Bundesanwaltschaft neben
Timo S. als einer der beiden Rädelsführer der Gruppe. Seine
Aussagebereitschaft ist möglicherweise auf die Einlassungen des jüngsten
Angeklagten, des 19-jährigen Justin S., Anfang April zurückzuführen. Er
wolle „die Last nicht länger mit sich herumtragen“, sagte er in der vorigen
Woche. Alle anderen Angeklagten, darunter einer junge Frau, schweigen
bislang zu den Vorwürfen der Bildung einer terroristischen Vereinigung.
Patrick F. war bei den Protesten gegen das geplante Asylbewerberheim im
ehemaligen Hotel Leonardo im Sommer 2015 mit späteren Gruppenmitgliedern
bekannt geworden. „Hier bist du bei den Richtigen“, habe er spontan
gedacht. „Die wollen bisschen Dampf ablassen und Stimmung reinbringen. Ich
wollte dazugehören“, bekannte er bei der Befragung am Dienstag.
## Gesellenstück: Autobombe
Zuvor hatte er bereits gestanden, mit der Sprengung des Privatwagens des
Freitaler Linken-Stadtrates Michael Richter quasi seinen Einstand gegeben
zu haben. F. füllte eine Flasche mit Schwarzpulver und Kieselsteinen und
führte eine Zündschnur ein.
Patrick F. galt als der Sprengmeister der Gruppe. Organisierte Fahrten zur
Beschaffung illegaler Böller in Tschechien habe es aber nur zweimal
gegeben. Sonst seien die verwendeten Sprengsätze entweder individuell
gekauft oder selbst gebastelt worden. Damit hatte F. zwei Anschläge auf ein
Asylbewerberheim verübt. Einen „Denkzettel“ gegen vermutete Drogendealer
habe er erteilen wollen.
An der Verwüstung des Linken-Parteibüros in Freital und einem Anschlag auf
ein alternatives Wohnprojekt in Dresden sei er aber nicht beteiligt.
## Das Wort „Kanaken“ sei ihm rausgerutscht
Als die Richter F. nach seiner Gesinnung befragten und ihm seine
Chat-Kommunikation mit der Gruppe vorhielten, brachten sie ihn in
Verlegenheit. Richter Jürgen Scheuring zitierte aus Chat-Dokumenten, in
denen Ausländer als „fehlerhafte biologische Einheiten, die vernichtet
werden müssen“ bezeichnet wurden. „Wichtig ist, dass der Nazi-Terror
weitergeht“, heißt es an anderer Stelle bei der Diskussion über einen neuen
Anschlag.
F. bekannte sich zwar zu einer rechtsradikalen Haltung, will aber nicht als
nationalsozialistisch gelten. Derartiges Gedankengut sieht er eher beim
Mitangeklagten Timo S.. Bezeichnungen wie „Kanaken“ seien ihm „leider
einmal herausgerutscht“.
Patrick F. sprach mit klarer Stimme, konzentriert und sachlich und
hinsichtlich seiner Einstellungen wie ein Beobachter über sich selbst. Die
Vernehmung zeigte, dass die Gruppe nicht durchweg geschlossen und straff
organisiert handelte. Nebenbei erhellten die Einlassungen des geständigen
Angeklagen, dass hinter den bundesweit bekannt gewordenen Krawallen um die
Asylbewerber-Erstaufnahme in Heidenau Ende August 2015 sehr wohl
organisierte Nazi-Gruppen steckten. Patrick F. war an den Ausschreitungen
beteiligt.
3 May 2017
## AUTOREN
Michael Bartsch
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