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# taz.de -- Mord an Minister in Somalia: Tod eines Hoffnungsträgers
> Somalias Wiederaufbauminister Siraji, Jungpolitiker und
> Flüchtlingsaktivist, wurde in der Hauptstadt Mogadischu getötet.
Bild: Trauer um den ermordeten Minister, Mogadischu 4. Mai
Berlin taz | Für Aufsehen und Empörung hat in Somalia der Mord am jüngsten
hochrangigen Politiker des Landes gesorgt. Der erst Ende März in sein Amt
eingesetzte Wiederaufbauminister Abbas Sheikh Abdullahi Siraji wurde am
Mittwochabend vergangener Woche in der Hauptstadt Mogadischu wenige Meter
vor der Einfahrt zu der schwerbewachten Villa Somalia, Sitz der Regierung
und des Präsidenten, erschossen.
Die Täter, wie sich schnell herausstellte, gehörten zur Leibgarde des
Generalstaatsanwalts Nur Farah. Zwei der Wächter wurden noch am gleichen
Abend festgenommen und Ermittlungen gegen den Generalstaatsanwalt
eingeleitet.
Siraji saß Medienberichten zufolge am Steuer seines theoretisch
kugelsicheren Autos und fuhr nach Meinung der Wächter zu schnell. Sie
schätzten ihn als terroristische Gefahr ein und eröffneten das Feuer – in
Mogadischu gibt es häufig islamistische Terroranschläge.
Der 31-jährige Politiker war Ende März Minister geworden und galt vielen
Somaliern als Hoffnungsträger einer neuen, vom Krieg und den alten
Clankonflikten unbelasteten Generation.
## Aufgewachsen im Flüchtlingslager
Aufgewachsen war der 1987 geborene Siraji nicht in Somalia, sondern in dem
riesigen Flüchtlingslager Dadaab im benachbarten Kenia, wohin er mit seiner
Familie als Kleinkind geflohen war. Er engagierte sich als
Flüchtlingsaktivist und kehrte 2011 nach Somalia zurück, als Angestellter
der UNO in der Lebensmittelversorgung.
Im vergangenen November kandidierte er erfolgreich gegen einen etablierten
Kandidaten um einen Parlamentssitz in der südsomalischen Stadt Kismayo, aus
deren Umland seine Familie stammt.
Dann wurde er Minister für Wiederaufbau in der neuen Regierung, die nach
der Wahl des ebenfalls aus dem Exil zurückgekehrten Mohamed Abdullahi
Mohamed „Farmaajo“ zum Präsidenten im Februar gebildet wurde und in die
große Hoffnungen auf Überwindung der korrupten Clanstrukturen Somalias
gesetzt werden.
## „Das ganze Land trauert“
Abass Siraji war „ein nationales Symbol“, schrieb am Donnerstag sein
langjähriger Freund Moulid Hujale auf der Webseite des britischen Guardian
in einem emotionalen Nachruf. „Er war ein Leuchtturm der Hoffnung für uns.
Das ganze Land trauert heute, besonders die jungen Leute, die 75 Prozent
der Bevölkerung ausmachen. Die Tötung von Abass war ein Angriff auf ihre
Hoffnungen und Visionen.“
Präsident Farmaajo, der am Mittwoch zu einem dreitägigen Besuch nach
Äthiopien gereist war, brach seine Reise sofort ab. Am Donnerstag nahm er
zusammen mit zahlreichen Politikern und Trauernden in Mogadischu am
Staatsbegräbnis des getöteten Ministers teil.
9 May 2017
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Somalia
Mogadischu
Dadaab
Islamismus
Somalia
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Dürre
Somalia
Somalia
Schwerpunkt Flucht
Lesestück Recherche und Reportage
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