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# taz.de -- Kommentar neuer Präsident in Somalia: Gut gemeintes Theater
> Die Wahl von Abdullahi Mohamed ist nur ein Signal für einen Neuanfang.
> Warlords dominieren die politische Kultur.
Bild: Die Wählerinnen haben allen Grund zur Freude, aber es muss sich noch vie…
Die meisten Menschen in Somalia haben noch nie stabile politische
Verhältnisse erlebt. Dass es einen Staat geben könnte, der das
Gewaltmonopol hält, für die Einhaltung allgemeingültiger Gesetze sorgt und
an der Verbesserung der Lebensverhältnisse arbeitet, ist für sie eine
fremde Vorstellung: So etwas gibt es nur woanders, zu Hause aber herrscht
das Recht des Stärkeren und Älteren. Die Warlords, die Somalia seit dem
Sturz des Diktators Siad Barre 1991 in seine Bestandteile zerlegt haben,
sind zwar nicht mehr durchgängig an der Macht, aber die von ihnen geprägte
politische Kultur dominiert weiter.
Das ist der Hintergrund, vor dem die Bestimmung des als
Antikorruptionskämpfers angetretenen [1][Exilpolitikers Abdullahi Mohamed
„Farmaajo“ zum neuen Staatspräsidenten] eine kleine Sensation darstellt.
Die sämtlich einem korrupten indirekten Wahlprozess entsprungenen
Parlamentarier bestätigten nicht das bisherige System. Sie setzten ein
Signal für einen Neuanfang.
Zu rechnen ist dennoch damit, dass dieses Signal vor allem symbolhafter
Natur bleiben wird. In einem Land ohne Stabilität reicht es nicht, in einer
von ausländischen Truppen geschützten Enklave am internationalen Flughafen
Amtsträger zu inthronisieren. Das ist höchstens der Anschein eines
Staatsaufbaus, gut gemeint, aber irgendwie auch Theater. In Libyen gibt es
einen ähnlichen fiktiven Staat, von internationalen Partnern gepäppelt und
im eigenen Land machtlos.
Erst wenn die neuen Amtsträger Somalias ihren Hochsicherheitstrakt auch
ohne Militärschutz verlassen und ganz normal in den verfallenen
Regierungsgebäuden in Mogadischu ganz normaler Arbeit nachgehen können,
wäre Staatsaufbau wieder real. Die Wirklichkeit ist davon nach dieser Wahl
ebenso weit entfernt wie vorher. Der jetzt gewählte Präsident kann
bestenfalls die Idee eines funktionierenden Staats wieder attraktiv
aussehen lassen. Die Früchte davon wird er selbst wohl nicht ernten.
10 Feb 2017
## LINKS
[1] /Neuer-Praesident-in-Somalia/!5380154
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Somalia
Präsidentschaftswahl
Schwerpunkt Korruption
Warlord
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Islamismus
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