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# taz.de -- Kommentar Fluglinie Alitalia: Pleite mit Symbolgehalt
> Alitalia am Abgrund: Die Firma steht beispielhaft für die Politik in
> einem Land, das sich seit mehr als 20 Jahren von einer Krise zur nächsten
> schleppt.
Bild: Streik von Mitarbeitern der Alitalia am 5. April in Rom
Wieder einmal steht Italiens Fluglinie Alitalia am Abgrund. Und wieder
einmal stellt sich die Frage: Wäre der Absturz wirklich so bitter? Erst der
Staat, dann private Investoren haben in den letzten Jahren zig Milliarden
Euro in Alitalia versenkt – mit dem einzigen Resultat, dass die
Gesellschaft immer kleiner, immer unwichtiger wurde und dass sie heute nur
noch ein Anhängsel der Golfgesellschaft Etihad ist.
Gewiss, bitter wäre die Abwicklung für die verbleibenden über 12.000
Beschäftigten – aber auch nur für sie. Und doch wäre das Verschwinden der
Fluglinie Alitalia eine weitere Niederlage für Italien: eine Niederlage von
tiefer Symbolik.
Denn die Krise der Fluggesellschaft schleppt sich nunmehr seit Jahrzehnten
dahin, ohne dass die politischen und ökonomischen Eliten des Landes je ein
Rezept gefunden hätten.
Damit steht Alitalia für die gesamte strategische Ausrichtung eines Landes,
das einmal ganz vorne mitspielte, das seit mehr als 20 Jahren aber Position
um Position einbüßt – ein Niedergang, der sich im Verlust der großen Namen
abbildet. Olivetti? Eine ferne Erinnerung. Fiat? Mit Chrysler zur FCA
fusioniert und mit den Firmensitzen ebenso wie mit einem Gutteil der
Produktionsstätten ins Ausland abgewandert. Die Banken? Von der
erdrückenden Last fauler Kredite geplagt und zunehmend unfähig, der
heimischen Wirtschaft die nötigen Kredite bereitzustellen.
Je länger diese tiefe Krise sich hinzog, desto vollmundiger gaben sich die
römischen Regierungen. Erst versprach Silvio Berlusconi ein „neues
italienisches Wunder“, dann machte es ihm Matteo Renzi nach und verhieß den
Aufbruch in eine goldene Zukunft.
Konzepte, um das Land, um seine großen Unternehmen neu aufzustellen, boten
sie jedoch nicht. „Phoenix“ hieß im Jahr 2008 Berlusconis Rettungsplan für
Alitalia, der gut 7 Milliarden Euro Steuergeld kostete. Doch geblieben ist
nur die Asche.
25 Apr 2017
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Italien
Flugverkehr
Wirtschaftskrise
Reformen
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Italien
Matteo Renzi
Schwerpunkt Finanzkrise
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