| # taz.de -- Italiens Regierungspartei: DP spaltet sich von PD | |
| > Die Regierungspartei Partito Democratico (PD) wird künftig einen Ableger | |
| > an ihrer linken Seite haben – die DP (Democratici e Progressisti). | |
| Bild: Laut DP verfolgte Renzi den Plan einer „Partito di Renzi“, die er aut… | |
| Rom taz | Die Spaltung der größten italienischen Regierungspartei, der | |
| gemäßigt linken Partito Democratico (PD) unter Führung Matteo Renzis, | |
| [1][ist vollzogen]. Am Samstag gründeten zahlreiche Vertreter der | |
| Opposition auf einer Versammlung in Rom die neue Bewegung „Democratici e | |
| Progressisti“ („Demokraten und Progressive“) – mit dem schönen Effekt,… | |
| ihre von der PD abgefallene Organisation jetzt unter dem Kürzel DP | |
| firmiert. | |
| Knapp zehn Jahre nach ihrer Gründung im Herbst 2007 verliert die PD damit | |
| wichtige Vertreter des alten linken, aus der glorreichen Kommunistischen | |
| Partei Italiens hervorgegangenen Lagers, das bis 2013 die PD beherrscht | |
| hatte. Erst der frühere Christdemokrat Matteo Renzi brachte als Parteichef | |
| in den Urwahlen die Wachablösung mit dem Versprechen, die alte Garde der | |
| Parteiführung „ohne Abwrackprämie zu verschrotten“. | |
| So sind denn auch die prominentesten Gesichter der neuen Linkspartei DP | |
| Politiker wie Massimo D’Alema, früherer Parteichef der Linksdemokraten und | |
| 1998–2000 Ministerpräsident Italiens, ferner Pierluigi Bersani, | |
| PD-Vorsitzender 2009–2013, oder Enrico Rossi, Gouverneur der Region | |
| Toskana. | |
| In ihren Augen verfolgte Renzi von Februar 2014 bis Dezember 2016 auch an | |
| der Spitze der Regierung das Projekt einer „genetischen Mutation“ der PD | |
| hin zu einer „Partito di Renzi“, in der der Parteichef autokratisch den | |
| Kurs bestimmen wollte. So heißt es im Gründungsmanifest der DP mit | |
| eindeutiger Spitze gegen Renzi, „ein neues, plurales Mitte-links-Lager“ | |
| müsse geschaffen werden, „das nicht von Führer-Ambitionen und von | |
| arroganter Selbstgenügsamkeit erstickt wird“. | |
| Am Dienstag wird die DP ihre neuen Parlamentsfraktionen konstituieren. Im | |
| Abgeordnetenhaus dürfte sie auf 37 Mitglieder kommen, von denen 20 aus der | |
| PD und 17 aus der radikal linken SEL (Sinistra Ecologia e Libertà – Linke, | |
| Ökologie und Freiheit) stammen, deren Fraktion sich ihrerseits gespalten | |
| hatte. Im Senat dürften 12 bisherige PD-Senatoren zur DP wechseln. | |
| Klar machten die führenden Vertreter des neuen Linksvereins jedoch, dass | |
| sie trotz der Abspaltung von der Hauptregierungspartei weiter treu zur | |
| Regierung unter dem Renzi-Intimus Paolo Gentiloni stehen werden, allerdings | |
| mit der Einschränkung, dass Gentiloni seine Vorhaben mit der DP abstimmen | |
| müsse. Sehr unterschiedlich fallen die Meinungsumfragen über die | |
| Wahlchancen der DP aus; einige Institute sehen sie nur bei 2–3, andere bei | |
| 8–9 Prozent. | |
| Derweil will Matteo Renzi sich in einer Urwahl unter den Mitgliedern und | |
| Sympathisanten der PD als Parteichef bestätigen lassen; als Termin legte | |
| der Parteivorstand jetzt den 30. April fest. Gegen Renzi werden zwei | |
| Kandidaten ins Rennen gehen: der Gouverneur von Apulien, Michele Emiliano, | |
| und der Justizminister Andrea Orlando. Emiliano setzt mit populistischen | |
| Tönen auf die Mobilisierung enttäuschter Wähler vor allem aus dem Süden des | |
| Landes. Orlando dagegen tritt als Vertreter der in der PD verbliebenen | |
| Linken an. | |
| Er hat die Sympathien der Dissidenten. Sollte Orlando Parteichef werden, so | |
| erklärte zum Beispiel Massimo D’Alema, „dann werden wir wieder mit der PD | |
| in den Dialog treten“. Vorerst aber sucht die DP nach Partnern im Milieu | |
| links von der PD, vorneweg bei dem neuen „Progressiven Lager“ des früheren | |
| Bürgermeisters von Mailand, Giuliano Pisapia, der für den 11. März die | |
| konstituierende Versammlung seiner Bewegung einberufen hat. | |
| 26 Feb 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Michael Braun | |
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