| # taz.de -- Staatsbedienstete in der AfD: Erst im Bundestag rumsauen | |
| > Ein Berliner Oberstaatsanwalt hält fremdenfeindliche Reden – und will für | |
| > die AfD in den Bundestag. Berlins Justizsenator ist alarmiert. | |
| Bild: Im Dienst müssen Beamte neutral sein | |
| Berlin taz | „Wenn die Blockparteien so weitermachen können wie bisher, | |
| dann hat unser Land in 20 Jahren fertig, wir wären wirtschaftlich ruiniert, | |
| von einer nicht-deutschen Mehrheit besiedelt und auf dem besten Weg in die | |
| islamische Republik.“ So sieht es zumindest Roman Reusch, der mit diesem | |
| Satz bei einem Parteitag der AfD Brandenburg Ende Januar auch den sicheren | |
| Listenplatz Zwei für die Bundestagswahl errang. | |
| Doch Reusch ist mehr als ein Vertreter einer sich immer weiter | |
| radikalisierenden Partei, er ist auch Leitender Oberstaatsanwalt in Berlin, | |
| zuständig für die Abschiebung ausländischer Straftäter. | |
| Für Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) ist Reuschs nun bekannt gewordene | |
| Rede Anlass, genauer hinzuschauen. Auf Nachfrage teilt die Justizbehörde | |
| mit: „Wir beobachten die Presseberichterstattung über Äußerungen, die Herr | |
| Reusch im Wahlkampf machen wird, sehr genau. Die Generalstaatsanwaltschaft | |
| wird dann bewerten, ob sich Anhaltspunkte für eine Dienstpflichtverletzung | |
| ergeben.“ | |
| Grundlage für eine Überprüfung ist das Mäßigungsgebot für Beamte, das sich | |
| – so steht es [1][im Gesetz] – „aus ihrer Stellung gegenüber der | |
| Allgemeinheit und aus der Rücksicht auf die Pflichten ihres Amtes ergibt“. | |
| Für Juristen gilt dies im besonderen Maße, da einseitige, zugespitzte | |
| politische Stellungnahmen, den Bürgern das Gefühl vermitteln können, nicht | |
| objektiv beurteilt zu werden. | |
| ## Keine Marktplatz-Aufttritte | |
| Reusch selbst scheint sich trotz seiner fremdenfeindlichen Rede seiner | |
| besonderen Position bewusst. Dem [2][rbb] sagte er: „Ich muss bei meinen | |
| Äußerungen immer sehr aufpassen, was ich sage, und kann auch nicht allzu | |
| sehr aus der Position meines Berufs argumentieren.“ Er könne jetzt nicht | |
| „rumrennen und rumsauen“, sondern dies erst dann machen, wenn er in der | |
| „Bütt im Bundestag“ stehe. Auf Marktplatz-Auftritte im Wahlkampf wolle er | |
| verzichten. | |
| Unter den insgesamt 17 AfD-KandidatInnen, die über die Landesliste oder als | |
| Direktkandidaten in den Bezirken für den Bundestag kandidieren, finden sich | |
| zwei weitere Staatsbedienstete. Ein möglicher Beobachtungsfall für | |
| Justizsenator Behrendt ist Birgit Malsack-Winkemann. Die Richterin am | |
| Landgericht Berlin-Charlottenburg ließ sich Anfang März auf Platz Vier der | |
| Landesliste wählen. Grenzwertige Äußerungen von ihr sind bislang aber nicht | |
| bekannt. | |
| Einen Listenplatz vor ihr steht Götz Frömming, der als Lehrer am | |
| Lessing-Gymnasium in Wedding Politikwissenschaften, Geschichte und Deutsch | |
| unterrichtet. Zu seinem Anstellungsverhältnis wollte sich die | |
| Bildungsverwaltung nicht äußern, teilte aber mit: „Sollte eine | |
| Bundestagskandidatur zu einem Mandat führen, so wäre dies mit einem | |
| Beamtenstatus bzw. Status als Angestellten des öffentlichen Dienstes nicht | |
| vereinbar.“ | |
| 4 Apr 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://dejure.org/gesetze/BeamtStG/33.html | |
| [2] https://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2017/04/afd-senator-justiz-polize… | |
| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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