Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Schulkrieg im Norden: CDU bleibt beim Abitur flexibel
> CDU-Politikerin Karin Prien muss in Schleswig-Holstein die Rückkehr zum
> neunjährigen Abitur vertreten. Dabei war sie in Hamburg immer für G8
> eingetreten
Bild: Hat in Kiel auch was zum Abitur zu sagen – nur eben was völlig anderes…
Kiel taz | Schleswig-Holstein wird zum Abitur nach neun Jahren
zurückkehren, falls die CDU die Wahl gewinnt – und zwar flächendeckend. Das
hat die Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Karin Prien bekräftigt, die im
Schattenkabinett des CDU-Spitzenkandidaten Daniel Günther für Hochschulen,
Kitas und Schulen zuständig ist. G8 oder G9, also acht Jahre bis zum Abitur
oder neun? Diese Frage versucht die CDU zu ihrem zentralen
Wahlkampfschlager zu machen.
84 der 99 Gymnasien, die bislang nur G8 anbieten, müssten nach Priens
Plänen erneut reformiert werden. An vier Schulen sind aktuell beide Wege
möglich, sie dürften künftig nur noch G9 anbieten. Elf Gymnasien sind
bereits reine G9-Schulen, für sie würde sich nichts ändern.
Dass ausgerechnet die CDU auf G9 setzt, ist eine Überraschung. Denn die
Konservativen hatten das Schnell-Abitur in Schleswig-Holstein 2008
eingeführt. So stünden Studierende und Abiturienten der Wirtschaft früher
zur Verfügung, argumentierten sie damals. „Das war ein Fehler“, räumt
Spitzenkandidat Günther mittlerweile ein.
Und Prien? Die muss die neue, kompromisslose G9-Linie nun verkaufen, ob sie
will oder nicht. Da sind schauspielerische Qualitäten gefragt: Als
stellvertretende CDU-Fraktionschefin hatte Prien in der Hamburger
Bürgerschaft noch für G8 geworben und war unter anderem einer
Pro-G9-Volksinitiative entgegengetreten.
Jetzt plötzlich gilt: Neues Land, neue Haltung. Geht das so einfach? Ja,
das geht, findet Prien, die sagt: „In Hamburg wollten wir 2013 den
Schulfrieden, der erst drei Jahre alt war und noch bis 2020 gilt, nicht
brechen.“ 2020 wolle man die Frage dann auch in Hamburg „neu diskutieren“.
Ein flammendes Plädoyer hört man von Prien nicht, sie will offenbar
flexibel bleiben.
Klarer ist Priens Position bei der Ausbildung von Gymnasiallehrern. Sie ist
gegen einen „Multiprofessionsmix“, wie sie es nennt. Soll heißen: An
Gymnasiallehrer werden höhere Ansprüche gestellt, entsprechend müsse auch
deren Ausbildung eine tiefere Qualität haben als bei anderen Schulformen.
Eine klassische konservative Forderung.
Prien, die „Anwältin der Schülerinnen und Schüler“, aber auch „Anwält…
Lehrerinnen und Lehrer“ sein will, hat auch für die Grundschullehrer ein
Zuckerl: Sie verspricht ihnen eine bessere Besoldung. Eine Aufstockung von
derzeit rund 3.300 Euro brutto (A 12) auf 3.700 Euro (A 13) plant Prien bis
zum Ende der kommenden Wahlperiode. Dadurch solle auch der Grundschulberuf
attraktiver gemacht werden, insbesondere für Männer. Es gehe darum, mehr
und bessere KandidatInnen für die Grundschulen zu begeistern. Denn auch
wenn die Gymnasien ihrer Partei das knackigere Wahlkampfthema bescheren,
beteuert sie: „Die wichtigste unserer Schulen ist die Grundschule.“
Wie viele Lehrstellen sie tatsächlich schaffen will, sagt sie nicht.
Erstmal gelte es, das System zu analysieren und dann Verbesserungen
anzustreben. Anschließend gehe es ans Geldverteilen. Prien ahnt schon: „Ich
werde ein inniges Verhältnis zum Finanzminister pflegen müssen.“
24 Apr 2017
## AUTOREN
David Joram
## TAGS
Bildungspolitik
Gymnasium
Wahlkampf
Schleswig-Holstein
Schulbehörde Hamburg
Bildung
CDU Schleswig-Holstein
Bildungspolitik
CDU Schleswig-Holstein
Schule
G9
## ARTIKEL ZUM THEMA
Verhandlungen über Schulfrieden: Verlängerung anvisiert
Die CDU bietet der SPD und den Grünen eine Verlängerung des Vertrags über
das Zwei-Säulen-Modell aus Stadtteilschulen und Gymnasien an.
Wahlkampfthema Bildung: G8 oder G9 macht keinen Unterschied
Die verkürzte Gymnasialzeit hat wohl nicht so negative Folgen für
SchülerInnen, wie man bisher annahm. Zu dem Ergebnis kommt eine neue
Studie.
Wahlkampf in Schleswig-Holstein: Alles Schlampen außer Mutti
Eine Gewerkschafterin beschuldigt CDU-Spitzenkandidat Günther, sie als
„Ver.di-Schlampe“ bezeichnet zu haben. Die CDU wittert eine Verschwörung.
Kommentar Schulpolitik Schleswig-Holstein: Der nächste Schulkrieg
Im Landtagswahlkampf Schleswig-Holstein steht mal wieder die
Bildungspolitik im Mittelpunkt. Völlig überflüssig
Bildungspolitik der CDU im Wahlkampf: Angriff auf den Schulfrieden
Das Thema interessiert im Land alle: Mit der Rückkehr zu G9 will die CDU
punkten. Dabei hatte sie selbst einst das Turbo-Abi vorangetrieben.
Gerangel ums G8: Der gymnasiale Stellvertreterkrieg
Eltern protestieren, Politiker schwanken, Betroffene fühlen sich wie
Versuchstiere. In drei Bundesländern ist G8 Wahlkampfthema.
Schulen in Nordrhein-Westfalen: Unterschriften gegen Turbo-Abi
In Nordrhein-Westfalen läuft ein Volksbegehren, das zum Abitur nach 13
Jahren zurück will. Es hat gute Chancen auf Erfolg.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.