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# taz.de -- Wahlkampf in Schleswig-Holstein: Alles Schlampen außer Mutti
> Eine Gewerkschafterin beschuldigt CDU-Spitzenkandidat Günther, sie als
> „Ver.di-Schlampe“ bezeichnet zu haben. Die CDU wittert eine Verschwörung.
Bild: Diese Parteifreundin wäre von Daniel Günther wohl nicht beleidigt worden
Kiel taz | Entscheidet Gabi Schwohn den Wahlkampf in Schleswig-Holstein?
Mit ihrer Wortmeldung beim TV-Duell zwischen dem CDU-Spitzenkandidaten
Daniel Günther und SPD-Mann Torsten Albig hat sie am Dienstagabend in einem
bisher eher unaufgeregt verlaufenden Wahlkampf auf jeden Fall kräftig für
Aufregung gesorgt. Vor laufenden Fernsehkameras warf sie Günther vor, er
habe sie im Landtag einmal eine „Ver.di-Schlampe“ genannt. Das saß erst mal
– und alle fragten sich: Stimmt das?
In der NDR-Sendung wies Günther diesen Vorwurf zurück. Solche Wörter
benutze er überhaupt nicht. Schwohn, die im September 2014 für die
Gewerkschaft Ver.di die Interessen von Uni-MitarbeiterInnen im
Bildungsausschuss vertreten hatte, legte aber sofort nach. Man könne diese
Aussage Günthers in den Landtagsprotokollen nachlesen. Damit beginnt eine
Geschichte, die offenbar mehr als zwei Seiten hat.
Schnell recherchiert war, dass sich die Beleidigung eben nicht in den
Landtagsprotokollen finden lässt. Ebenso schnell ließ sich feststellen,
dass Schwohn seit 40 Jahren Mitglied der SPD ist und unter anderem im
Kreisvorstand der Flensburger Genossen sitzt. Deren Vorsitzender Florian
Matz sagte auf taz-Nachfrage: „Den Vorwurf kenne ich schon länger. Ich habe
aber keine Ahnung, ob das stimmt oder nicht. Ich habe jedenfalls nichts
davon gewusst, dass Frau Schwohn in der Wahlarena ist.“
Gabi Schwohn, die der taz eigentlich für ein Interview zur Verfügung stehen
wollte, sagte dies am Mittwochmorgen kurzfristig ab. Nach Rücksprache mit
ihrem Anwalt sei es für sie das Beste, keine Interviews zu geben. Weitere
Erklärungen sollten zu gegebener Zeit folgen. So viel verriet sie dann
doch: „Es wird zu dem Vorfall eidesstattliche Versicherungen geben.“
Am Mittwochabend bestätigte Schwohn der taz diesen Schritt erneut. Das
heißt also: Schwohn steht voll hinter ihrer Aussage, weswegen ein
Rechtsstreit mit der CDU quasi unumgänglich ist. Die ließ in einer
Pressemitteilung nämlich bereits verlauten, dass sich die Partei zivil- und
strafrechtliche Schritte gegen Schwohn vorbehalte und von ihr eine
Klarstellung und auch eine Entschuldigung erwarte.
## Ein grobes Wahlkampffoul?
Brisant ist, dass Gabi Schwohn wohl zwei Zeugen für den Vorfall im Landtag
hat. Nach Ende des TV-Duells sagte sie der taz, dass auch Anke
Boettcher-Krause damals die Beleidigung mitbekommen habe. Boettcher-Krause
sitzt dem Personalrat der Universität Lübeck vor – und bei Ver.di ist sie
die Vorsitzende für Bildung, Wissenschaft und Forschung im Landesbezirk
Nord. Zu den Vorwürfen Schwohns lautete am Mittwoch auf Nachfrage ihr
einziger Kommentar: „Kein Kommentar.“ Ob auch sie eine eidesstattliche
Erklärung abgegeben hat oder noch eine abgegeben wird, ist unklar. Den
Namen des zweiten Zeugen nannte Schwohn nicht.
Bei der CDU strickt man derweil munter an einer Verschwörungstheorie und
unterstellt der SPD ein grobes Wahlkampffoul. „Nach den Regularien hätte
diese SPD-Funktionsträgerin gar nicht im Studio sein dürfen. Es gab eine
klare Absprache zwischen NDR, CDU und SPD“, sagte der stellvertretende
Landesvorsitzende Tobias Koch. „Dort wurde klargestellt, dass die Identität
aller Studiogäste überprüft wird, um Funktionsträger der Parteien von der
Sendung auszuschließen, damit derartige unfaire Angriffe und Fragen
vermieden werden können.“ Koch könne sich außerdem auch nicht vorstellen,
dass Ministerpräsident Torsten Albig SPD-Frau Gabi Schwohn nicht persönlich
kenne und verwies auf „mittlerweile gelöschte Facebook-Beiträge“, die auf
eine solche Bekanntschaft schließen ließen.
Schleswig-Holsteins SPD-Landesschef Ralf Stegner ließ unterdessen
mitteilen, dass Gabi Schwohn eben nicht als SPD-Mitglied, sondern als
ver.di-Vertreterin im Publikum saß. Man sehe keinen Grund, sich weiter dazu
zu äußern.
„Offenbar ist es also im Sinne von Albig und Stegner, wenn
SPD-Funktionsträger durch eine Schmutzkampagne von Albigs Leistung in der
Wahlarena und dem Versagen der Landesregierung ablenken“, sagte CDU-Mann
Günther am Mittwochabend. „Auf den Leim gehen wir der SPD nicht.“
26 Apr 2017
## AUTOREN
David Joram
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