| # taz.de -- Fünf Männer und vier Frauen: Die Schatten des Daniel Günther | |
| > Der CDU-Herausforderer stellt sein Kompetenzteam für die | |
| > Regierungsübernahme in Schleswig-Holstein nach der Wahl im Mai vor. | |
| Bild: Der CDU-Kandidat und sein Team (v.r.): Günther, dahinter Prien, Herbst, … | |
| HAMBURG taz | Die jüngste Wahlumfrage sorgte bei den Christdemokraten in | |
| Schleswig-Holstein für gute Stimmung. Für CDU-Spitzenkandidat Daniel | |
| Günther gelten die vorhergesagten 30 Prozent jedenfalls als solide | |
| Ausgangslage für höhere Ziele. Stärkste Kraft soll die CDU werden; mit | |
| Bildung, Wirtschaft und innerer Sicherheit hofft Günther, Stimmen | |
| einzusammeln. Doch suchten die WählerInnen bei der Nord-CDU bislang | |
| vergebens nach präsentablem Personal. | |
| Während die FDP Wolfgang Kubicki hat, die SPD das Duo Ralf Stegner/Torsten | |
| Albig und die Grünen Robert Habeck und Monika Heinold haben, musste der | |
| 43-jährige Günther bisher als alleiniges CDU-Wahlkampfgesicht herhalten. | |
| Verglichen mit den anderen Parteigranden kann er da nur farblos wirken. | |
| Ließe sich der Ministerpräsident direkt wählen, käme Amtsinhaber Albig auf | |
| 51 Prozent, Günther auf 25. Der Herausforderer musste also liefern. Am | |
| Freitag tat er es: Vier Frauen und fünf Männer bilden sein „Kompetenzteam“ | |
| für den Regierungswechsel. | |
| Spannendste Personalie ist Oliver Grundei (46), Kanzler der Universität | |
| Lübeck, den Günther für Wissenschaft und Forschung vorgesehen hat. 2010 | |
| hatte Grundei gegen die vom damaligen CDU-FDP-Kabinett vorgesehene | |
| Schließung der Medizinischen Fakultät der Uni Lübeck gestritten. „Daran | |
| erinnern wir uns mit Freude“, sagte Günther versöhnlich. Die Sache endete | |
| damit, dass die Fakultät bestehen blieb, und die CDU, „auch wegen der | |
| Lübeck-Geschichte“, so Grundei, wenig später die Landtagswahl verlor. | |
| Noch im selben Jahr trat Grundei übrigens der CDU bei. „Für mich galt dann: | |
| Nicht nur meckern, sondern mit anpacken und sich einbringen“, sagt Grundei, | |
| der sich als liberal-konservativ sieht. Er wolle sich für die Autonomie der | |
| Hochschulen einsetzen und sieht die Bildungssysteme in Bayern und | |
| Baden-Württemberg als Vorbild an. „Schleswig-Holstein hat in der | |
| Wissenschaftspolitik Nachholbedarf“, sagt er. | |
| Zu Günthers Schattenkabinett zählen des Weiteren die Hamburger | |
| Bildungspolitikerin Karin Prien (Bildung) sowie aus dem eigenen Land Klaus | |
| Schlie (Innen), Barbara Ostmeier (Justiz), Hans-Joachim Grote (Kommunen), | |
| Hans-Jörn Arp (Verkehr), Reinhard Sager (Finanzen), Kristina Herbst | |
| (Soziales) und Friederike Kampschulte (Energie). | |
| Eine Garantie für einen Platz am Kabinettstisch sei die Nominierung indes | |
| nicht. „Wir verteilen hier keine Posten“, sagte der Landeschef. Die | |
| Menschen im Norden müssten aber bereits vor der Landtagswahl wissen, welche | |
| Persönlichkeiten für eine Landesregierung bereitstünden. Klar sei aber | |
| auch, dass alle KandidatInnen „ein Haus leiten können, die können alle | |
| Minister werden“, sagte Günther. | |
| Das gilt vor allem für Reinhard Sager, seit 15 Jahren direkt gewählter | |
| Landrat in Ostholstein. Der 58-Jährige, zuvor CDU-Finanzpolitiker im | |
| Landtag, war als Präsident des Deutschen Landkreistages an den | |
| Verhandlungen zwischen Kommunen und Bund über Milliardenzuschüsse für die | |
| Integration beteiligt. Der nüchtern-pragmatisch agierende Verwaltungswirt | |
| dürfte im Schlüsselressort Finanzen zum Schwergewicht in einem Kabinett | |
| Günther werden. | |
| Das lässt sich vom 64-jährigen Hans-Jörn Arp und dem ein Jahr jüngeren | |
| Klaus Schlie nicht unbedingt sagen. Der Gastwirt aus dem Heavy-Metal-Mekka | |
| Wacken und der Ex-Innenminister aus der Eulenspiegel-Stadt Mölln verkörpern | |
| die konservative Altherren-Riege der Nord-Union. Dieser rechte Flügel, der | |
| Günthers Modernisierungsgetue und seine Jamaika-Träume argwöhnisch | |
| beobachtet, muss aber natürlich inhaltlich und personell eingebunden | |
| werden. | |
| Die beiden jungen Ministeriumsangestellten Kristina Herbst (39) und | |
| Friederike Kampschulte (41) hingegen verfügen über keinerlei politische | |
| Führungserfahrung. Böse Zungen in Kiel raunen, sie sollten lediglich mit | |
| ihren Gesichtern eine junge, weibliche CDU verheißen. Nach einem | |
| eventuellen Wahlsieg könnten sie bestenfalls auf einen Platz in der zweiten | |
| Reihe hoffen. „Eine CDU, die nicht mit Frauen antritt, ist auf Dauer nicht | |
| attraktiv“, hatte Günther bereits im Herbst verkündet. | |
| Günther präsentierte sein Schattenkabinett im Hotel Atlantic am | |
| Hauptbahnhof. Ganz oben, in der achten Etage, redete nur er über die | |
| KandidatInnen statt mit ihnen. Entsprechend hämisch reagierte | |
| SPD-Landeschef Ralf Stegner: „Wo viel Schatten ist, da ist kein Licht.“ | |
| Hauptkriterium bei der Auswahl sei gewesen, „dass niemand den kleinen | |
| Schatten übertreffen darf, den der Spitzenkandidat selbst wirft.“ | |
| 9 Apr 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| David Joram | |
| Sven-Michael Veit | |
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