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# taz.de -- Protest gegen G-20-Finanzministertreffen: Kurdische Fahnen in Baden…
> Finanzmärkte, Klima, Waffenexporte. Das G-20-Treffen werde keines der
> Probleme lösen, so die Gegner. Die meisten werden sich bestätigt fühlen.
Bild: Protest am Samstag in der Innenstadt von Baden-Baden
Baden-Baden taz | Nach etwa 100 zurückgelegten Metern entern die
Anti-G-20-Demonstranten am Samstag Baden-Badens kostbarsten Boden. Und sie
tun es mit Gebrüll. Im Laufschritt [1][reißen sie eine Wand] aus Kartons,
die „Festung Europa“ ein – die sie noch vom Leopoldsplatz trennte.
Der zentrale Platz der Altstadt präsentiert sich frisch asphaltiert, dabei
war er vor wenigen Tagen noch eine große Baugrube – und wird es ab Montag
wieder sein. 90.000 Euro ließ sich die Stadt den Schildbürgerstreich
kosten, nur damit die herbeigefürchteten Linksextremen nicht mit
Baumaterialien um sich werfen können.
Für viele Einheimische war die Episode der größte Aufreger rings um das
Treffen der G-20-Finanzminister. Wohin man auch kam, stets raunten die
Leute vom „Leo“ – inhaltliche Kritik am Treffen hatte es dagegen schwer in
dem reichen Kurort, der in den vergangenen Jahren vor allem für wohlhabende
Russen zum Urlaubsdomizil und Investitionsplatz wurde – ein „Sotschi
Business Center“ mit seinen Immobilienaushängen im Fenster zeugt davon.
Und so kamen nur 500 Menschen zum Abschluss [2][der zweitägigen
Protestchoreografie] zusammen, um ihrem Antagonismus Ausdruck zu verleihen,
die meisten davon aus anderen Städten angereist. Dabei war es ein besonders
symbolträchtiger Tag, dieser 18. März: Tag der Pariser Kommune und der
politischen Gefangenen, zwei Jahre nach den letzten großen
Blockupy-Protesten in Frankfurt am Main und ein Jahr nach dem
EU-Türkei-Deal. Daran erinnerte einer von etwa einem Dutzend Sprechern auf
Auftakt-, Zwischen- und Endkundgebung. Nicht, dass jemand auf die Idee
kommt, inhaltlich hätte man nichts beizutragen.
##
Finanzmärkte, Demokratie, Klima, Afrika, Türkei-Politik, Waffenexporte –
kaum ein Thema, das nicht aufgegriffen wurde. Und alle Redner einte die
Überzeugung: Das Treffen, das vis-à-vis im Kurhaus hinter massiven
Polizeiabsperrungen stattfand, wird keines der Probleme lösen – im
Gegenteil. Die meisten werden sich [3][im Nachhinein bestätigt fühlen].
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer bildete den Block des linksradikalen
Bündnisses „Interventionistische Linke“ (IL), mit den seit Blockupy
bekannten Ausdrucksformen, bunte Regenschirme und Sprechblasenschilder.
Kurz vor Ende schwenkten plötzlich auch etwa zwei Dutzend kurdische Fahnen,
darunter der syrischen Volks- und Frauenverteidigungseinheiten [4][YPG und
YPJ]. Die Aktivisten stellten sich damit gegen das jüngst vom
Bundesinnenministerium ausgesprochene Verbot, diese öffentlich zu zeigen –
analog zu jenen der PKK. Die Polizei griff nicht ein, ob aus Unkenntnis der
Rechtslage oder weil sie an dem friedlichen Verlauf des Aufzugs nichts
ändern wollte.
Für das Baden-Badener Anti-G-20-Bündnis, getragen von Attac, IL und
Linkspartei wird es direkt weitergehen. Es sei „die Grundlage für die
Mobilisierung nach Hamburg im Sommer“, wie IL-Sprecher Stefan Reiner sagte.
Wenn in der Hansestadt im Juli die Chefs der Finanzminister tagen, wollen
sie alle mit dabei sein.
19 Mar 2017
## LINKS
[1] https://twitter.com/retep_kire/status/843087240075104258
[2] /G-20-Finanzminister-in-Baden-Baden/!5393169
[3] /Treffen-der-G20-Finanzminister/!5393250
[4] https://twitter.com/retep_kire/status/843103977227063297
## AUTOREN
Erik Peter
## TAGS
Baden-Württemberg
Finanzpolitik
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