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# taz.de -- Neue Amazon-Serie „You Are Wanted“: Hackin' all over the world
> Die erste deutsche Amazon-Serie „You Are Wanted“ mit Matthias
> Schweighöfer ist spannend. Sie strotzt aber vor Klischees.
Bild: Dank unauffälliger Kameras kann ein Hacker die ganze Welt überwachen
Früh finden sich gängige Schweighöferismen: Der Blick auf den Berliner
Fernsehturm, ein glückliches Paar mit knuffigem Kind, dazu Popgedudel aus
dem Off. Startet hier eine neue Kommerzkomödie? Nein, ein Thriller
respektive die erste deutsche Amazon-Originals-Serie „You Are Wanted“
entspinnt sich. Matthias Schweighöfers Firma Pantaleon Films hat sie
gemeinsam mit Warner Brothers produziert. Er selbst spielt die Hauptrolle
und führt Regie.
Die Harmonie weicht einem Stromausfall. Im Büro des Hotelmanagers Lukas
Franke (Schweighöfer) erlöschen Neonröhren und Bildschirmbeleuchtung.
Anzugträger mit Taschenlampen versammeln sich im Hochhaus, wirken unruhig
bis aggressiv – den Reaktionen nach zu urteilen hat der gemeine Berliner
noch nie einen Stromausfall erlebt. Ein Brillenträger hat sich im Dunkeln
verletzt, blutet stark, fordert Entschädigung. Franke gibt ihm Visitenkarte
samt E-Mail-Adresse. Wenig später stellt er fest: „Ich wurde gehackt.“
Irgendwer stiehlt seine Identität und rückt ihn gar in den Fokus des BKA.
Klingt spannend. Ist es auch. Nur leider sorgt „You Are Wanted“ aller
Pulsförderung zum Trotz permanent für Déjà-vu-Erlebnisse. Zumindest die
ersten beiden Folgen, die man der Presse vorab zeigte. Da hustet die
abgehalfterte, dauerrauchende Ermittlerin; taucht ein Typ „plötzlich“ auf
der Rückbank eines Autos auf; erinnern Verhöre an „True Detective“ – �…
haben wir bewusst als Hommage inszeniert“, verrät Schweighöfer. Hommage,
Anlehnung, Kopie – wie man’s halt nennen möchte.
Auch grenzplausible Entwicklungen und Klischees bar ironischen Bruchs
lassen stöhnen: Der scheinbar allmächtige Hacker verschafft sich nicht nur
Zugang zu Frankes Computer, Smartphone und Tablet, sondern auch zu
Stromnetzen, Aufzügen und allen Kameras auf der Welt – here we go, hackin’
all over the world. Frankes Ehefrau (Alexandra Maria Lara) gewahrt die
Cyber-Angriffe eigenen Auges, zweifelt aber dennoch am Gatten. Und selbiger
lässt sich mit einem Karton unbekannten Inhalts in ein Flugzeug schicken.
## Kein Imagewandel für Schweighöfer
Die Amazon Studios haben die Serie en passant für die anglo-, franco-,
hispano- und italofone Klientel synchronisieren lassen. Arno Strobel
schrieb den zugehörigen Roman, Dietmar Wunder (deutsche Stimme Daniel
Craigs) sprach das Hörbuch ein. Wie man Produkte vermarktet, weiß man.
Ebenso Schweighöfer, der seinen Fans ja jüngst sogar ein Album mit dem
Titel „Lachen Weinen Tanzen“ verkaufen konnte.
Apropos: Verkaufsprofi und „Cobra 11“-Kommissar Tom Beck gibt den
aufdringlichen Karrieristen und Kollegen von Frau Franke. Im echten Leben
lässt er als Manager bekanntlich YouTube-Stars wie Bianca Heinicke teuren
Tand an Teenager verticken. Katrin Bauerfeind und Karoline Herfurth
bekommen im ersten Drittel der sechsteiligen Staffel wenig Szenenzeit.
Einen Imagewandel beschert die Zusammenarbeit mit Amazon Matthias
Schweighöfer also wohl nicht. Anständige Kritiker rügen ihn immer wieder
dafür, dass er nur noch gewinnbringende, aber anspruchslose Werke
erschafft, seit er eines unheilvollen Tages Til Schweiger begegnete. Er
steht dazu: „Als ich 2011 die Firma (Pantaleon Films, Anm.) gegründet habe,
war klar: Wir machen vorerst Mainstreamfilme, um ein gewisses Polster
aufzubauen, damit man sich Experimente leisten kann.“ Auf die wartet man
noch.
Keine Frage: „You Are Wanted“ ist solide produziert, ordentlich inszeniert
und die Akteure mimen gekonnt. Originalität und Kreativität lassen sich
aber nicht so einfach kaufen.
16 Mar 2017
## AUTOREN
Cornelius Oettle
## TAGS
Serien
Hackerangriff
Amazon Prime
Netflix
Amazon
Datensicherheit
Schwerpunkt Überwachung
Französisches Kino
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