# taz.de -- Idee für Fahrrad-Trasse in Berlin: Radeln im Bahnhof | |
> Der Bahnhof Südkreuz ist ein Ärgernis für viele RadfahrerInnen – er steht | |
> im Weg. Verkehrsplaner schlagen nun vor, den Radweg hindurchzuführen. | |
Bild: Filigran über der S-Bahn entlanggeführt – so könnte es klappen mit d… | |
Wenn man einen Bahnhof als Knotenpunkt bezeichnet, ist das üblicherweise | |
nicht negativ konnotiert. Gemeint ist einfach ein Ort, an dem sich mehrere | |
Verkehrswege begegnen und/oder kreuzen. Im Fall des Bahnhofs Südkreuz gilt | |
es seit Jahren einen planerischen Knoten zu zerschlagen – was bis dato aber | |
noch niemand geschafft hat: RadfahrerInnen, die die zunehmend beliebte | |
Nord-Süd-Verbindung zwischen Gleisdreieck und Priesterweg nutzen, müssen | |
bislang einen absurden Schlenker um das Gebäude machen. Manche steigen | |
lieber gleich ab und schieben – oder fahren gar – durch die Bahnhofshalle. | |
Als der Fahrradaktivist und Ingenieur Evan Vosberg (ADFC, Volksentscheid | |
Fahrrad) vor einiger Zeit im Südkreuz auf seinen ICE wartete, platzte der | |
Knoten – zumindest in seinem Kopf. Er funkte den Mobilitätsforscher Tim | |
Lehmann an, der bereits die Idee eines Radschnellwegs auf der alten | |
Stammbahntrasse Berlin–Potsdam entwickelt hatte. Die beiden vermaßen den | |
Bahnhof mit einem Lasermessgerät und fingen an zu rechnen. Am Mittwoch | |
haben sie [1][das Projekt „Radbahnhof“ vorgelegt] – und hoffen nun auf | |
positive Reaktionen von Senat und Bahn AG. | |
Vosbergs Geistesblitz: Man müsste den Radweg, der im Norden und im Süden | |
des Gebäudes am westlichen Rand der S2-Trasse verläuft, einfach mitten | |
durch den Bahnhof führen – auf einem filigranen Bauwerk, das über dem | |
S-Bahn-Gleis hängt (aber unter der Ringbahn). Oberleitungen gibt es hier | |
keine, und das Regelwerk für den S-Bahnbetrieb sieht den beiden Tüftlern | |
zufolge vor, dass über den Schienen 3,80 m lichte Höhe vorhanden sein | |
müssen. Im Südkreuz wäre gerade ausreichend Platz, um diese Vorgabe | |
einzuhalten und den RadlerInnen selbst am niedrigsten Punkt noch 2,50 m bis | |
zur Betondecke zu gönnen. | |
„Dass irgendwelche bahntechnischen Detailvorschriften bemüht werden, um | |
eine solche Lösung zu verhindern, können wir nicht ausschließen“, so | |
Vosberg zur taz. Er mache sich auch „keine Hoffnung, dass jetzt innerhalb | |
eines Jahres etwas passiert“, aber der Aufschlag sei getan. Ein weiteres | |
Plus der Mittendurch-Lösung: Ungenutzte Parkdecks auf dem Südkreuz-Gebäude | |
ließen sich gut zu einem Fahrradparkhaus umbauen. Ein solches fordert die | |
rot-rot-grüne Koalitionsvereinbarung ohnehin an diesem Ort. | |
## Das Herz des Ingenieurs | |
Oliver Schwedes, TU-Professor für Verkehrsplanung, spricht mit Blick auf | |
den „Radbahnhof“ von einer „spektakulären verkehrstechnischen | |
Herausforderung, die das Herz des Ingenieurs höher schlagen lässt“. Evan | |
Vosberg vergleicht den Radweg im Bahnhof mit der ikonischen | |
„Fahrrad-Schlange“ von Kopenhagen: „Es wäre eine Lösung mit Strahlkraft… | |
Den potenziellen NutzerInnen des hängenden Radwegs wäre zu wünschen, dass | |
der Entwurf nicht solche strukturellen Schwächen aufweist wie die | |
[2][“Radbahn“], die Idee, den U1-Viadukt durch Kreuzberg zum überdachten | |
Rad-Highway zu machen. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass | |
schon der begrenzte Raum zwischen den Hochbahnstützen einen modernen Radweg | |
mit ausreichender Breite auch für Überholvorgänge unmöglich macht. | |
15 Mar 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://urban.to/radbahnhof-suedkreuz-berlin/ | |
[2] http://www.radbahn.berlin/ | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
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