# taz.de -- Drogenschmuggel Mexiko und USA: Der tragische Tod des Cruz Velázqu… | |
> US-Grenzer ließen einen 16-Jährigen Metamphetamin trinken. Kurz darauf | |
> war er tot. Jetzt zahlen die USA der Familie eine Million Dollar. | |
Bild: Der Grenzübergang in San Ysidro gilt als einer meist frequentierten der … | |
BERLIN taz | Es war zwanzig Minuten vor sieben am Abend des 18. November | |
2013, als der 16-jährige Cruz Velázquez Acevedo am Grenzposten San Ysidro | |
eintraf, der letzten Kontrolle zwischen dem mexikanischen Tijuana und dem | |
US-amerikanischen San Diego. Um kurz vor neun war er tot. | |
Der Junge fiel den US-Grenzern auf, weil er offenkundig nervös war. Als er | |
sagte, er wolle seinen Onkel besuchen, sprach er ungewöhnlich schnell und | |
verhaspelte sich – die Beamten baten ihn zur Kontrolle. | |
In einem Nebenraum fragten ihn die beiden Zollfahnder Valerie Baird und | |
Adrian Parellon was in den beiden Trinkflaschen sei, die der Junge bei sich | |
führte. „Apfelsaft“, antwortete er. „Dann beweis es“, soll Baird zu ihm | |
gesagt haben. Vier Schluck trank Cruz Velázquez aus einer der Flaschen. | |
Binnen Minuten entwickelte er 40 Grad Fieber, sein Herzschlag stieg auf 220 | |
Schläge pro Minute. „Mein Herz, mein Herz!“, schrie er, wand sich unter | |
Krämpfen. In einem nahegelegenen Krankenhaus starb er. In den Flaschen | |
befand sich flüssiges Methamphetamin. | |
## 100 bis 200 Dollar für einen Gang | |
Die Familie des Toten strengte einen Prozess gegen die Beamten und die | |
Vereinigten Staaten wegen widerrechtlicher Tötung an – Anfang dieser Woche | |
kam es vor Gericht zu einer Einigung: Die Familie erhält eine Million | |
Dollar. Keiner der beiden Beamten wurde verurteilt, beide tun bis heute | |
ihren Dienst. | |
Im Prozess hatten sie sich gegenseitig beschuldigt, den Jungen zum Trinken | |
der Flüssigkeit animiert zu haben. Dass es Valerie Baird war, sagte zwar | |
eine weitere Zollbeamtin aus – Baird habe das ihr gegenüber erwähnt – es | |
konnte jedoch nicht bewiesen werden. | |
Warum allerdings überhaupt auf diese Methode zurückgegriffen wurde, statt | |
die Flüssigkeit einfach mit einem der zahlreichen in der Zollstation | |
verfügbaren Testsets zu prüfen, die in zwei bis drei Minuten Ergebnisse | |
produzieren, konnte nicht wirklich geklärt werden. | |
Cruz Velázquez ging in Tijuana auf die High School, er war niemals | |
auffällig geworden, hatte keine Vorstrafen. Es sei üblich, führte der | |
Anwalt der Familie aus, dass Jugendliche von Drogenschmugglern für | |
Transportdienste angesprochen werden – das Honorar für einen solchen Gang | |
als „Muli“ betrage zwischen 100 und 200 Dollar. Ob das auch in diesem Fall | |
so war, ist nicht mehr zu klären – der, der es sagen könnte, ist tot. | |
Ja, der Junge habe einen Fehler gemacht, sagte der Anwalt der Familie. | |
„Aber er war ein 16-jähriger Junge mit all der fehlenden Reife und dem | |
unvollkommenen Urteilsvermögen, das 16-Jährige ausmacht.“ Sein Leben zu | |
riskieren, indem man ihn von einer Flüssigkeit trinken ließ, von der die | |
Fahnder bereits vermuteten, dass es sich um flüssiges Meth handelte, sei | |
vielleicht nicht absichtliche Tötung, aber vollkommen unverantwortlich | |
gewesen, führte der Anwalt aus. | |
„Das war kein Verbrechen, das die Todesstrafe verdient hätte. Ihn so | |
grausam sterben zu lassen, ist abscheulich“, sagte der Anwalt weiter. Die | |
Familie wollte sich gegenüber US-Medien nicht äußern. | |
24 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
## TAGS | |
Mexiko | |
USA | |
Drogen | |
Crystal Meth | |
Todesstrafe | |
Mexiko | |
Mexiko | |
Drogen | |
Mexiko | |
Mexiko | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Entscheidung des US Supreme Court: Hinrichtungen in Arkansas blockiert | |
Kurz vor zwei geplanten Hinrichtungen in Arkansas setzte der Oberste | |
Gerichtshof der USA diese aus. Die Generalstaatsanwältin des Bundestaats | |
ist enttäuscht. | |
Essen in Mexiko City: Kochen ist ein sozialer Motor | |
Das Restaurant Quintonil von Jorge Vallejo hat es unter die 50 besten | |
Restaurants der Welt geschafft. Mit regionaler, vorkolonialer Spitzenküche. | |
Mexikanischer Drogenboss: Mexiko liefert „El Chapo“ an USA aus | |
Erst verkaufte er Früchte, dann Drogen. „El Chapo“ stieg auf zum | |
berüchtigtsten Drogenboss der Welt. Jetzt liefert Mexiko ihn an die USA | |
aus. | |
Buch „Kokain-Meere“: Fisch auf Drogen | |
Die mexikanische Journalistin Ana Lilia Pérez untersucht die Strukturen des | |
internationalen Kokain-Handels. Ganz besonders im Fokus: die Häfen. | |
Mexiko will Drogenrecht liberalisieren: Sechsmal mehr Gras straffrei | |
In Mexiko soll der Konsum von Marihuana entkriminalisiert werden. Der | |
Präsident Peña Nieto wirbt auch international für einen neuen Ansatz. | |
Mexikos Vorzeigegefängnis: Wo die Bosse tanzen | |
Sexarbeit, Drogen und Rockkonzerte sollen keine Seltenheit im Gefängnis von | |
Ciudad Juárez sein. Banden haben dort das Sagen. Ein Besuch. |