# taz.de -- Kommentar Antidiskriminierungsurteil: Wegweisender Richterspruch | |
> Ein öffentliches Hamburger Wohnungsunternehmen hat Bewerber nach Namen | |
> sortiert. Endlich gibt es ein Machtwort gegen strukturellen Rassismus. | |
Bild: Das städtische Hamburger Wohnungsunternehmen Saga/GWG hat wegen eines t�… | |
Das Urteil könnte Geschichte schreiben, obwohl es doch eigentlich so | |
selbstverständlich klingt. Eine Wohnungssuchende darf [1][wegen eines | |
türkisch klingenden Namens] nicht von vornherein von der Interessenliste | |
für eine Wohnung gestrichen und damit von der Vergabe einer Mietwohnung | |
ausgeschlossen werden. | |
Doch was so selbstverständlich klingt, ist in der Realität längst keine | |
Selbstverständlichkeit, wie Antidiskriminierungsberatungsstellen wissen. Es | |
gibt viele Menschen, die wegen ihres Namens, ihrer Hautfarbe oder ihrer | |
Sprache oder Religion diskriminiert und benachteiligt werden. | |
Da nützt auch kein Grundgesetz, wonach ja jeder Mensch vor dem Gesetz | |
gleich ist, und selbst das allgemeine Gleichheitsgesetz, extra nach den | |
Antidiskriminierungsrichtlinien der Europäischen Union geschaffen, um | |
Benachteiligung zu verhindern, lässt offensichtlich durch Advokaten | |
Interpretationen zu, weil der deutsche Gesetzgeber offenkundig diese | |
Missinterpretationen nicht gänzlich ausschließen wollte. Zumindest wurde | |
wegen der Benachteiligung bei der Wohnungsvergabe in der Vergangenheit | |
wenig geklagt, auch, da eine Diskriminierung schwer nachzuweisen ist. | |
Daher ist es gut, dass jetzt das Amtsgericht Hamburg-Barmbek erstmals bei | |
einem solch offensichtlichen Fall von Diskriminierung den Sachverhalt | |
klargestellt und ein Machtwort gesprochen hat. Bezeichnenderweise ist die | |
Beklagte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Hamburg, die Saga/GWG, ein | |
Unternehmen, bei dem Diskriminierung durch struktureller Rassismus | |
eigentlich ein Tabu sein sollte. | |
Von Antidiskiminierungsberatungsstellen wird dieses Urteil als wegweisend | |
gewertet. Bleibt zu hoffen, dass die Wohnungswirtschaft diesen Warnschuss | |
verstanden hat und das Urteil vielleicht vielen Mut gibt, gegen eine | |
Benachteiligung vor Gericht zu ziehen. Und der rot-grüne Senat hat nun die | |
Aufgabe, ihr Wohnungsunternehmen anzuweisen, diskriminierenden Praktiken | |
wie die Benachteiligung ausländisch klingender Namen schleunigst | |
einzustellen. | |
10 Mar 2017 | |
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## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
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