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# taz.de -- Internationaler Frauentag: Brief an die Tochter
> Wie erkläre ich der Dreijährigen den Frauentag? Ich muss es gar nicht.
> Sie hat den selbstbewussten Feminismus schon verinnerlicht.
Bild: Sei eine Ritterin
Liebe Tochter,
heute Morgen nach dem Aufstehen haben wir uns – noch im Pyjama – über den
Frauentag unterhalten. Weil Du erst knapp drei Jahre alt bist, musste ich
kurz darüber nachdenken, wie ich Dir erkläre, was das ist, der Frauentag.
Denn machen wir uns nichts vor: Er ist zunächst mal ziemlich abstrakt.
„Das ist ein wichtiger Tag heute“, habe ich gesagt. „Warum?“, hast Du
gefragt, war der Morgen doch so wie die allermeisten unserer gemeinsamen
Morgen. „Frauentag bedeutet, dass Du alles schaffen kannst, was Du willst“,
hab ich gesagt. Du hast genickt. „Und er bedeutet, dass Dir niemand sagen
darf, dass Du das nicht schaffst“. Du hast wieder genickt, als wäre das
keine Neuigkeit für Dich. Du weißt zwar nicht, was Feminismus ist, bist
aber eine seiner größten Verfechterinnen.
Denn in Deinem Wesen und Verhalten hast Du schon lange verstanden, was es
bedeutet und brauchst gar keine feierliche Ansprache Deiner Mutter. Du
machst Dein Ding. Jeden Tag. Du bist das selbstbewussteste kleine Mädchen,
das ich kenne, und scherst Dich regelmäßig einen Dreck drum, was andere
über Dich denken. Du gehst zum Fasching als Ritterin, mit improvisiertem
Umhang, Schwert und Ritterhaube Deines großen Bruders. Du machst das, weil
es für Dich völlig normal ist. Du diskutierst mit mir, weshalb Du nicht im
Stehen pinkeln kannst. Auf Kleider und Röcke hast Du keine Lust. Du
erklärst den Großen gern die Welt. Und das sehr überzeugend. Du willst Dich
immer selbst anziehen. Du wehrst Dich, wenn irgendwer etwas macht, das Dir
gegen den Strich geht. Du sagst, was Du willst. Denn Du bist ganz bei Dir
und bist für Dich selbst der wichtigste Mensch im Universum.
Manchmal bringst Du mich damit an den Rand des Wahnsinns. Aber ich liebe
Dich dafür und bewundere Dich. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass Du in
Deinem Leben den Mut haben wirst, „Nein“ zu sagen. [1][Zum Beispiel wenn
Dir in der Zukunft jemand auf den Hintern haut und sich dabei auch noch
heldenhaft fühlt]. Ich glaube fest daran, dass Du Forderungen stellen
wirst. Ganz selbstbewusst. Weil es für Dich ganz normal sein wird, Dir zu
nehmen, was Dir zusteht. Das wird mir nicht immer schmecken und vielleicht
verzweifel ich auch das ein oder andere Mal. Aber das ist es wert.
Happy Frauentag, Liebes!
Deine Mama
8 Mar 2017
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## AUTOREN
Verena Schneider
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