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# taz.de -- Erste Trump-Ansprache vor dem Kongress: Seine bisher beste Rede als…
> Er verzichtet auf Medienbashing, hält sich ans Manuskript und liest brav
> vom Teleprompter ab. Dafür gibt's gute Stilnoten. Die Messlatte hängt
> tief.
Bild: Vom Teleprompter ablesen klappt mittlerweile ganz gut
Washington taz | Donald Trump hat in der Nacht zum Mittwoch vor beiden
Häusern des US-Kongresses die bisher beste Rede seiner Präsidentschaft
gehalten. Was daran liegt, dass es nach den fahrigen, aggressiven, teils
bizarren Auftritten seiner ersten Wochen im Amt rhetorisch kaum noch bergab
gehen konnte.
Ausnahmsweise hat er darauf verzichtet, [1][die Medien zu beschimpfen oder
sie gar nach bisheriger Manier zu Feinden des Volkes zu erklären]. Er hat
sich strikt an ein Manuskript gehalten, diszipliniert vom Teleprompter
abgelesen, ohne verbal aus der Hüfte zu schießen.
Begonnen hat er damit, die Hassverbrechen der vergangenen Tage, von
rassistisch motivierten Schüssen auf zwei Inder in einer Kneipe in Kansas
bis hin zum [2][Umstürzen von Grabsteinen auf jüdischen Friedhöfen in St.
Louis und Philadelphia], klipp und klar zu verurteilen. Später fand er
vergleichsweise nette Worte für die Nato-Verbündeten, er sprach von der
Schieflage der Lastenteilung in der Allianz, ohne in den drohenden Unterton
zu verfallen, dessen er sich sonst meistens bedient.
Für einen Donald Trump ist das schon viel. Dass es eine ziemlich
konventionelle Vorstellung war, weniger auf Schockwirkung bedacht, nicht so
rabiat nationalistisch wie die Rede am Tag seiner Amtseinführung, hat ihm
vergleichsweise gute Stilnoten eingetragen.
## Nur verbaler Nebel
Letzteres zeigt jedoch nur, wie niedrig die Messlatte liegt. Als ob man
schon froh sein müsste, wenn der Populist auf seine populistischsten Töne
verzichtet. In der Substanz, um die es eigentlich gehen sollte, wenn ein
US-Präsident im Parlament erscheint, um den Fahrplan fürs kommende Jahr zu
skizzieren, hat Trump einmal mehr nicht mehr geboten als verbalen Nebel.
Einmal mehr vermochte er nicht zu erklären, wie er die Quadratur des
Kreises bewerkstelligen will. Auf nichts anderes läuft nämlich hinaus, was
er alles ankündigt: eine Billion Dollar für ein groß angelegtes
Infrastrukturprogramm, obendrein massiv erhöhte Verteidigungsausgaben, aber
zugleich massive Steuersenkungen und dabei kaum ein Wort darüber, wie er
die absehbare finanzielle Lücke zu schließen gedenkt.
Rauschender Beifall, als er den Kongress aufforderte, entschlossen zu
handeln, um Barack Obamas Gesundheitsreform zu kassieren und durch etwas
Neues zu ersetzen. Wie die Alternative konkret aussehen soll? Es war nicht
zu erfahren an diesem Abend. Eine „reale und positive“ Einwanderungsreform
sei möglich, signalisierte der Mann, der große Teile seines Wahlkampfes mit
heftiger Polemik gegen Einwanderer aus Lateinamerika bestritten hatte.
Stunden zuvor hatte er einen kleinen Überraschungscoup gelandet, als er
Journalisten beim Lunch anvertraute, er könne sich durchaus vorstellen,
illegalen Migranten den Weg in die Legalität zu ebnen. Wer daraufhin
zumindest grobe Umrisse jener Reform erwartet hatte, sah sich bald eines
Besseren belehrt.
Dafür hagelte es Phrasen, Phrasen, Phrasen. Die Zeit für kleines Karo sei
vorbei, von nun an lasse sich Amerika von seinen Hoffnungen leiten, statt
sich von seinen Ängsten niederdrücken zu lassen, sagte Trump, erkennbar
darum bemüht, wie der posthum auf den Denkmalssockel gehobene Optimist
Ronald Reagan, der Säulenheilige der Republikaner, zu klingen. Wenn man
zurückblicke auf diese Nacht, werde man sie als einen Moment in Erinnerung
behalten, in dem „ein neues Kapitel amerikanischer Größe“ begonnen habe. …
gibt viele, die das wohl anders sehen.
1 Mar 2017
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## AUTOREN
Frank Herrmann
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