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# taz.de -- Aktivistin Wizorek über neues Bündnis: „Feministische Kämpfe b…
> Ein neues Netzwerk soll feministische Initiativen zusammenbringen. Anne
> Wizorek erklärt, warum sie dabei auch den Umweltschutz im Auge behält.
Bild: Zehntausende protestierten beim Women's March am 21. Januar in den USA ge…
taz: Frau Wizorek, Sie haben an diesem Montag die Webseite des
„Feministischen Netzwerks“ gelauncht – was ist das Neue daran?
Anne Wizorek: [1][Das Feministische Netzwerk] versteht sich als Bündnis. Es
geht darum, feministisch aktive Menschen in Deutschland besser zu
vernetzen. Konkret heißt das zum Beispiel, dass wir die verschiedenen
bundesweiten Aktionen und Veranstaltungen zum 8. März, dem Internationale
Frauen*kampftag, auflisten. So werden auf feministischesnetzwerk.org
verschiedene feministische Gruppen, Organisationen und Initiativen
bundesweit aufgeführt, die dem Bündnis beigetreten sind. Wir wollen aber
auch neue Leute animieren sich aktiv zu beteiligen. Viele wollen sich
gerade engagieren – wissen aber nicht, wo sie damit anfangen können. Die
Veranstaltungsliste ist dann ein solcher Anfang. Gerade in Zeiten des
Rechtsrucks müssen wir wieder mehr voneinander erfahren und uns
zusammentun.
Sie haben schon verschiedene öffentlichkeitswirksame feministische
Kampagnen mit initiiert – [2][#aufschrei], [3][#ausnahmslos] – und sind
Gründerin des feministischen Blogs [4][kleinerdrei.org]. Warum jetzt dieses
Netzwerk?
Der akute Anlass ist der bevorstehende 8. März. Ich und sehr viele Leute in
meinem Umfeld hatten das Bedürfnis, uns stärker zu vernetzen und unsere
Kämpfe zu bündeln. Wir haben den [5][Czarny-Protest in Polen] gesehen und
den [6][Women's March in den USA], das hat uns sehr inspiriert. Gerade für
den 8. März ist international viel geplant – da wäre es schade, wenn
Deutschland sich nicht einreihen und die feministischen Kräfte hier
sichtbarer machen würde.
Ist das Thema heute wichtiger als vor sagen wir mal fünf Jahren?
Feminismus ist immer wichtig. Aber wir sehen ja, wie in Europa und weltweit
die rechtsnationalen Parteien auf dem Vormarsch sind – und in manchen
Ländern auch schon an der Macht. Da ist es wichtiger denn je, mit einer
feministischen Vision an den Start zu gehen.
Ihre Vision [7][beinhaltet laut Webseite] unter anderem reproduktive
Selbstbestimmung und die Rechte von LSBTQIA, aber auch die Rechte von
Migrant*innen oder Menschen mit Behinderung und Umweltschutz. Warum sind
das feministische Themen?
Feminismus bezieht sich immer auf die gesamte Gesellschaft. Er guckt, wer
in der Gesellschaft schlechteren Zugang hat zu Arbeitsplätzen, wer die
Möglichkeit hat aufzusteigen und wer nicht und was die Faktoren dafür sind,
dass zum Beispiel Frauen nachweislich immer noch mehr Probleme haben, im
Beruf vorwärtszukommen oder Familie und Job zu vereinbaren. Warum aber auch
Arbeit nicht alles im Leben sein und bestimmen darf. Feminismus fragt,
warum nicht alle dieselben Möglichkeiten haben, sich zu entfalten oder
politische Teilhabe auszuüben. Das ist in unseren Leitgedanken abgebildet.
Wir haben uns dafür die [8][Unity Principles des Women's Marches]
angeschaut und sie an deutsche Debatten angepasst.
Aber was genau haben nun Umweltschutz oder Behinderung mit Feminismus zu
tun?
Es geht um die Welt in der wir leben. Wir vertreten einen intersektionalen
Ansatz: Sexismus ist für uns ein Problem, um das wir uns kümmern müssen –
genau so aber Rassismus, Klassismus, Homo- oder Behindertenfeindlichkeit.
All das ist miteinander verwoben. Wir erreichen keine gerechte
Gesellschaft, wenn wir uns nur mit einem Feld von Diskriminierung
beschäftigen. Aber genau das wollen wir: dass allen Menschen ein gutes
Leben ermöglicht wird. Dazu gehört dann eben auch die Natur in der dieses
Leben geführt wird.
Und würden Sie sagen, die Mobilisationskraft für feministische Kämpfe ist
heute größer als noch vor ein paar Jahren?
Mit den politischen Entwicklungen weltweit haben auf jeden Fall mehr
Menschen gemerkt, worum es jetzt geht: nämlich um grundlegende
Menschenrechte. Das, was wir an Meilensteinen der Geschlechtergerechtigkeit
haben, ist uns nicht geschenkt worden. Das wurde hart erkämpft. Und genau
so gut kann es auch wieder wegbrechen. Das wissen wir Feminist*innen schon
lange, aber jetzt hat es mehr Menschen erreicht. Nicht umsonst haben
soziale und linke Parteien seit der Wahl Trumps mehr Zulauf – auch das ist
ein Weg, auf dem Menschen versuchen, sich zu engagieren. Dazu kommt die
Dynamik der sozialen Medien – ich sehe, welche meiner Freund*innen alle an
einer Aktion teilnehmen, das motiviert mich nochmal zusätzlich.
Sie sind inspiriert vom Women's March und den Frauenstreiks in Polen und
anderen Ländern. Das waren allesamt Demonstrationen mit vielen Tausend
Teilnehmer*innen. Kommt jetzt die feministische Revolution?
Als Optimistin sage ich natürlich ja! Feminismus – besonders
intersektionaler Feminismus – ist genau die Antwort, die es auf den rechten
Backlash braucht. Es kann nicht sein, dass wir immer nur gegen die AfD und
Pegida auf die Straße gehen. Am Ende müssen wir auch für etwas einstehen.
Und dafür, wie unsere Gesellschaft sozial gerecht aussehen soll, hat der
Feminismus eine klare Vision.
27 Feb 2017
## LINKS
[1] https://www.feministischesnetzwerk.org/
[2] /!5073318/
[3] /!5268113/
[4] http://kleinerdrei.org/
[5] /Abtreibungsgesetz-in-Polen/!5340681/
[6] /!5373536/
[7] https://www.feministischesnetzwerk.org/leitgedanken/
[8] https://www.womensmarch.com/principles/
## AUTOREN
Dinah Riese
## TAGS
Feminismus
Anne Wizorek
Women's March
Schwerpunkt Feministischer Kampftag
Women's March
Schwerpunkt Rassismus
Intersektionalität
Lesestück Meinung und Analyse
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Intersektionalität
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