# taz.de -- Kommentar Turboabi im Wahlkampf: Das Feld gehört nicht der CDU all… | |
> Das Aufwachsen unserer Kinder gehört unbedingt in Schleswig-Holsteins | |
> Wahlkampf. Am Streit um besseres Abitur sollten sich alle Parteien | |
> beteiligen. | |
Bild: Good N8, Turbo-Abi: In Bildungssachen lohnt sich Streit fast immer | |
Das Wort „Schulfrieden“ ist eine strapazierte Metapher. Natürlich ist es | |
schön, wenn Politiker sich einig sind. Aber es kann nicht sein, dass | |
Strukturen nicht mehr auf den Prüfstand dürfen, wenn es um das Aufwachsen | |
unserer Kinder geht. | |
Die in Hamburg und Schleswig-Holstein vor Jahren eingeführte | |
Zwei-Wege-Struktur klingt plausibel – das klassische Gymnasium führt in | |
acht Jahren, die andere Schulform in neun Jahren zum Abitur. Die | |
Gemeinschaftsschule oder die Stadtteilschule, jene Schule also, die für | |
alle Kinder da ist, darf ihren Schülern mehr Lernzeit lassen, das leuchtet | |
ein. Keiner muss sein Kind ans Gymnasium geben. | |
Und doch ist es ein schwieriger Kompromiss, der nicht alle Eltern glücklich | |
macht. Oft hört man von Eltern, sie gönnten ihrem Kind gern mehr Zeit, | |
sähen aber zum Gymnasium keine Alternative. Warum, kann man dann fragen: | |
Soll ihr Kind nicht mit den Schmuddelkindern lernen? | |
Es gibt dann immer viele Gründe: Das eigene Kind brauche „Futter“ und | |
Lerntempo, das Gymnasium liege am nächsten dran, alle Freunde des Kindes | |
gingen auch dorthin. | |
## Für solche Diskussionen sind Wahlkämpfe da | |
Also wählen Eltern den Turbo-Weg. Und dass G 8 doch ein Fehler war, merken | |
sie erst, wenn es zu spät ist. Zum Beispiel, wenn die Schulzeit aus ist, | |
und 17-, 18-jährige junge Leute durchhängen, weil sie nicht wissen, was sie | |
wollen. | |
Die CDU macht nun ein neues Angebot mit einfacher Antwort. Ihre Umfrage | |
bestätigt, dass es hier einen Leidensdruck gibt. Zumal es in | |
Schleswig-Holstein dem ersten G 8-Jahrgang nicht gut erging: Nur 57 Prozent | |
schafften es in der vorgesehenen Zeit bis zum Abitur. Die Schwundquote | |
betrug 43 Prozent. Als normal galt vorher, zu G 9-Zeiten, 30 Prozent. | |
Aber auch das ist alles andere als optimal. Also warum nicht wieder um die | |
beste Lösung streiten? Das heißt auch, die Gymnasien zu fragen, warum es so | |
viele Misserfolgskarrieren bei Kindern erzeugt. Oder weshalb sich immer nur | |
die andere Schule um zugewanderte Flüchtlinge kümmern soll. | |
Schlau scheint auch das Modell der GEW einer zehnjährigen Schule mit | |
anschließend flexibler Oberstufe, die je nach Schüler flexibel zwei, drei | |
oder auch vier Jahre dauern kann. Oder die Idee einer Schulwelt, die | |
vielfältige Profile kennt, aber aufhört, die Kinder, die nicht passen, | |
abzuschulen. Für solche Diskussionen sind Wahlkämpfe da. Man muss das Feld | |
nicht nur der CDU überlassen. | |
21 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
## TAGS | |
Turbo-Abi | |
Schleswig-Holstein | |
SPD Schleswig-Holstein | |
CDU Schleswig-Holstein | |
Bildung | |
Zentralabitur | |
Schule | |
Bildung | |
G9 | |
G9 | |
G9 | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Gemeinsame Abschlussprüfungen: Glück gehabt, Berliner Abi! | |
Bisher sind die Abinoten der einzelnen Bundesländer kaum vergleichbar. Ein | |
Aufgabenpool soll das ändern. Das Abi 2017 zeigt: Das reicht nicht aus. | |
Entscheidung über die Schulform: Kreuzchen-Empfehlung soll weg | |
Gymnasialempfehlungen kränken die Kinder, diskriminieren Stadtteilschulen | |
und seien nicht sinnvoll, sagt die parteilose Abgeordnete Dora Heyenn | |
CDU Schleswig-Holstein gegen Turbo-Abi: Turbowahlkampf mit Schnellabitur | |
Schleswig-Hosteins CDU will das Kurz-Abitur an Gymnasien abschaffen. | |
Vorbild ist das SPD-regierte Niedersachsen. Die SPD vergleicht die | |
Forderung mit Trump-Politik. | |
Schulen in Nordrhein-Westfalen: Unterschriften gegen Turbo-Abi | |
In Nordrhein-Westfalen läuft ein Volksbegehren, das zum Abitur nach 13 | |
Jahren zurück will. Es hat gute Chancen auf Erfolg. | |
Zu wenig Unterschriften: Kampf ums Turbo-Abitur verloren | |
Das Volksbegehren für das neunjährige Abitur ist in Hamburg gescheitert. | |
Initiatorin Mareile Kirsch spricht trotzdem von „Bombenerfolg“. Politiker | |
aller Parteien erleichtert. | |
Volksbegehren gescheitert: Hamburger Turbo-Abi bleibt | |
Die Initiative „G9-Jetzt-HH“ gibt bekannt, dass sie für ihr Volksbegehren | |
nicht genug Stimmen gesammelt hat. Schulen und Politik sind erleichtert. |