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# taz.de -- „FAS“-Kommentar zu Deniz Yücel: Über den „Türken vom Diens…
> War es, wie die „FAS“ findet, falsch, dass die „Welt“ einen
> türkischstämmigen Journalisten in die Türkei geschickt hat? Ein Pro und
> Contra.
Bild: Deniz, Deutschland, Dürkei – Teilnehmer einer Demonstration für die F…
JA
„Einmal Türke, immer Türke?“, fragt die FAS in ihrem Kommentar zur
Verhaftung von Deniz Yücel. Der Zeitpunkt ist unglücklich, Yücel taugt
nicht wirklich als Aufhänger der Debatte, die Autor Michael Martens
anzettelt.
Yücel schrieb bei Jungle World [1][und in der taz immer] über alles
Mögliche; der Job als Türkei-Korrespondent war dennoch sein Herzenswunsch.
Trotzdem berührt die Debatte einen wunden Punkt des Journalismus: Warum
werden Minderheiten meistens in die Ecke geschoben, aus der sie kommen?
Warum müssen Minderheiten dafür sorgen, dass „ihre“ Themen ins Blatt
kommen? Das betrifft nicht nur türkischstämmige Journalist_innen.
Menschen mit Behinderung – wenn es sie in Redaktionen gibt (was sehr selten
ist) – müssen zur Stelle sein, sobald es um Beeinträchtigungen geht. Lesben
und Schwule schreiben über Homothemen – heterosexuelle Kolleg_innen geben
sich ungern damit ab. Als es in einer Redaktionskonferenz um Antisemitismus
ging, fragte tatsächlich ein Redakteur: „Ist hier einer Jude?“
Diese Spezialisierung qua Diskriminierung hat zwei Seiten: Natürlich kennen
trans* Kolleg_innen die besondere Lebenssituation von Trans* besser als
Cis-Kolleg_innen. Natürlich schreiben sich Texte über Diskriminierung
aufgrund von nichtweißer Hautfarbe fundierter, wenn man die Diskriminierung
selbst erlebt hat.
Doch Journalismus darf nicht Betroffenenjournalismus sein. Eine Diskussion
über den Umgang mit Minderheiten in Redaktionen ist überfällig. Auch wenn
Deniz Yücel dafür nicht den Anlass liefert.
MALTE GÖBEL
***
NEIN
Es ist eigentlich eine progressive Idee, die FAZ-Korrespondent Michael
Martens in seinem [2][Kommentar in der FAS „Einmal Türke, immer Türke“]
streift: nämlich, dass Journalist_innen nicht auf ihre Biografien reduziert
werden sollten. Über das Streifen kommt er aber nicht hinaus. Mehr noch; am
Ende tut Martens genau das, was er eigentlich kritisiert.
Es gebe „viele Menschen, die die Sprache eines Landes gut beherrschen und
das Land dennoch oder just deshalb fließend missverstehen“, schreibt
Martens. Die überspitzte Zusammenfassung seines Kommentars würde in etwa
lauten: Schickt diese Türk_innen doch lieber in andere Länder. Über ihr
Land – und als solches empfinden sie die Türkei ja sicher – können die do…
eh nicht sachlich und objektiv berichten.
„Die Verlage schulden den Lesern Journalisten, nicht Türken vom Dienst,
eingezwängt in das Prokrustesbett ihrer Biographien“, lautet sein
Schlusswort. Prokrustes ist eine Figur der griechischen Sage; ein Räuber,
der Wanderer in ein für sie unpassendes Bett presste, indem er Gliedmaßen
abhackte oder mit Gewalt streckte.
Dass Yücel, um den es hier konkret geht, hervorragende Berichterstattung
geliefert hat – geschenkt. Und ja, Martens schreibt „Türken vom Dienst“ …
ohne Anführungszeichen. Damit stempelt er selbst die im Text genannten
Journalist_innen Yücel und Özlem Topçu von der Zeit auf ewig als „Türken�…
ab.
Martens schafft es, eine progressive These vollkommen ins Gegenteil zu
verkehren. Denn ganz offensichtlich gilt auch für ihn: „Einmal Türke, immer
Türke.“
DINAH RIESE
20 Feb 2017
## LINKS
[1] /Deniz-Yuecel/!a188/
[2] http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/kommentar-einmal-tuerke-immer-tu…
## AUTOREN
Malte Göbel
Dinah Riese
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