# taz.de -- Bio-Unternehmen Allos: Fruchtaufstriche ziehen nach Freiburg | |
> Das Bio-Unternehmen Allos will einen Teil der Produktion verlagern. Laut | |
> Gewerkschaft könnte das zwei Drittel des Personals die Stelle kosten. | |
Bild: Landlust-Romantik meets Konzern | |
Berlin taz | „Olivers Olive Tomate“ heißt einer der Brotaufstriche. Auch | |
„Patricks Tomate Pesto“ oder „Andreas Aubergine Zucchini“ finden sich im | |
Sortiment des Biounternehmens Allos. Für ihre Aufstriche hat die Firma | |
MitarbeiterInnen Namenspate stehen lassen. | |
Doch Oliver, Patrick und Andreas müssen nun vielleicht um ihre Jobs | |
fürchten: Die Produktion im Allos-Werk im niedersächsischen Drebber wird | |
ausgedünnt. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) warnt, dass | |
zwei Drittel der MitarbeiterInnen in Drebber entlassen werden könnten. Das | |
wären 51 KollegInnen. Laut der NGG sind die Verhandlungen um einen | |
Interessensausgleich und Sozialplan in der vergangenen Woche ergebnislos | |
verlaufen. | |
Nach Angaben des Unternehmens wird zum einen die Produktion der | |
Fruchtaufstriche aus Drebber nach Freiburg verlagert. Dort werden bereits | |
jetzt einige Allos-Aufstriche sowie Produkte der Marke Tartex produziert, | |
die wie die Marken Allos, de Rit und Cupper zur Allos Hof-Manufaktur GmbH | |
gehört. Gebäck und Honig sollen künftig von anderen Unternehmen aus der | |
Biobranche hergestellt werden. | |
Ob wirklich zwei Drittel der ArbeitnehmerInnen in Drebber ihre Stelle | |
verlieren könnten, will Allos-Sprecherin Olga de Gast mit Verweis auf die | |
laufenden Gespräche nicht sagen. Aber in Drebber soll der Schwerpunkt in | |
Zukunft auf Riegeln und Frühstücksflocken liegen. Deswegen müssen Leute | |
gehen. | |
## Konzern statt Landlust-Romantik | |
Damit trifft es den Ort, wo die Geschichte von Allos anfing: auf einem | |
alten Bauernhof etwa eine Stunde per Auto von Bremen gelegen. Hier startete | |
Biopionier Walter Lang 1974 mit dem kleinen Selbstversorgerprojekt, das zum | |
Ökounternehmen Allos werden sollte. | |
Doch so gern sich die Firma immer noch der Landlust-Romantik bedient: Allos | |
ist dem Hof in Drebber längst entwachsen, hat nun drei Standorte. Seit 2001 | |
gehört das Unternehmen zum niederländischen Wessanen-Konzern. Der hat laut | |
Jahresbericht 2016 einen Umsatz von 570 Millionen Euro gemacht. Allos trug | |
mit einem Umsatz von 54 Millionen Euro dazu bei. Kein zufriedenstellendes | |
Ergebnis für den Konzern, geht aus dem Wessanen-Jahresreport hervor. | |
Die Konzernzugehörigkeit habe Allos vor allem gestützt, sagt de Gast. „In | |
den vergangenen Jahren, in denen wir in der Nassproduktion in Drebber nicht | |
mehr wirtschaftlich produziert haben, haben wir von unserer Zugehörigkeit | |
zu Wessanen profitiert.“ Die Änderungen und der Abbau von Arbeitsplätzen | |
seien jetzt aber notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben, argumentiert | |
das Unternehmen. Man habe den Betriebsrat umgehend informiert und alle | |
wirtschaftlichen Beweggründe offengelegt sowie Verhandlungen über einen | |
Sozialplan eingeleitet. | |
Doch gerade die Informationslage hat sich zum Streitpunkt zwischen | |
Gewerkschaft und Unternehmen entwickelt: Der Betriebsrat habe Marktanalysen | |
präsentiert bekommen, sagt NGG-Geschäftsführer Matthias Brümmer. Daraus | |
könne er längst nicht schließen, ob die jetzigen Pläne wirtschaftlich | |
notwendig seien, und so auch keine Alternativen entwickeln. Darauf, einen | |
externen Sachverständigen hinzuziehen, wolle sich Allos aber nicht | |
einlassen. Brümmer fürchtet, das Allos sich über kurz oder lang vom | |
Standort trennen will. | |
„Die Fakten sind gegenüber dem Betriebsrat und dessen Anwalt offengelegt | |
worden“, hält Allos-Sprecherin de Gast dagegen. Eine Schließung des | |
Standorts plane Allos nicht. Die Anfrage des Betriebsrats, einen externen | |
Sachverständigen einzuschalten, habe das Unternehmen abgelehnt. Den hält | |
Betriebsratsvorsitzender Patrick Hempen für dringend notwendig. Ohne einen | |
externen Wirtschaftsprüfer könne der Betriebsrat die vorgelegten Daten | |
nicht bewerten. | |
Dafür fehlen Hempen allerdings 50 Leute: Ohne Zustimmung des Unternehmens | |
kann der Betriebsrat laut Gesetz erst ab 300 ArbeitnehmerInnen einen | |
Berater hinzuziehen. | |
26 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Eva Oer | |
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