# taz.de -- Österreichs Kanzler mit Jobinitiative: Keine Ausländer anwerben | |
> Unternehmen in Österreich sollen Boni von der Regierung bekommen, wenn | |
> sie Inländer einstellen. Das soll das eigene System entlasten. | |
Bild: Will Jobs vor allem für Österreicher: Bundeskanzler Christian Kern | |
Wien taz | Jobs nur für Österreicher? Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) | |
sieht sich mit seiner Jobinitiative, die der Ministerrat am Dienstag | |
absegnete, dem Vorwurf der Ausländerfeindlichkeit ausgesetzt. Die Regierung | |
hat in ihrem Koalitionsabkommen einen „Beschäftigungsbonus“ ersonnen, der | |
Arbeitsplätze schaffen soll. | |
Unternehmen, die zusätzliches Personal einstellen, sollen für diese Leute | |
ab 1. Juli in den nächsten drei Jahren 50 Prozent der Lohnnebenkosten | |
erstattet bekommen. Der hohe Arbeitgeberanteil der Sozialversicherung wird | |
oft als Grund genannt, warum Unternehmer zaudern, wenn es um zusätzliche | |
Stellen geht. | |
Kanzler Kern hat dazu präzisiert, dass dieser Bonus nur für jene | |
Arbeitskräfte gelten soll, die beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet | |
sind. Auf Drängen der ÖVP stellte er klar, dass auch alle, die im Lande | |
eine Ausbildung abgeschlossen haben oder von einem Betrieb zum anderen | |
wechseln wollen, gemeint seien. Verhindern will er, dass mit diesem Bonus | |
Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben werden. Schließlich gehe es darum, | |
das eigene System zu entlasten. | |
Ende Januar waren in Österreich 422.262 Personen arbeitslos gemeldet. Das | |
entspricht 10,6 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung. Fast jeder und jede | |
fünfte Beschäftigte hat nach Daten des AMS eine andere als die | |
österreichische Staatsbürgerschaft. 2016 arbeiteten 215.000 mehr Ausländer | |
im Lande als 2008. | |
## Beschäftigung und Arbeitslosikgeit gewachsen | |
Die Hälfte davon sind Ungarn, Rumänen und Slowaken. So gebe es heute zwar | |
mehr Arbeitsplätze als je zuvor, gleichzeitig sei aber die Arbeitslosigkeit | |
stark angestiegen. Und wer einmal da ist, hat auch Anspruch auf | |
Arbeitslosengeld. | |
Ob die Privilegierung heimischer Arbeitnehmer EU-rechtlich hält, ist bei | |
Juristen umstritten. Der Verfassungsdienst des Bundeskanzleramts hat grünes | |
Licht gegeben. Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) beteuert, dass das | |
Grundprinzip der Arbeitnehmerfreizügigkeit insofern gewahrt bleibe, als | |
weiter jeder Unionsbürger eine Stelle annehmen könne. | |
Gefördert würden aber nur die, die schon da sind. „In Österreich ist zwar | |
die Beschäftigung gewachsen, aber auch die Arbeitslosigkeit“, so Stöger am | |
Donnerstag in der Tageszeitung Der Standard. „Das ist auch eine Folge der | |
starken Zuwanderung aus EU-Staaten im Osten.“ | |
Die größte Gefahr für Europa bestehe dann, wenn dort die Rechten an die | |
Regierung kämen, so Stöger: „Genau das wird passieren, wenn immer mehr | |
Menschen Sorge um ihren Arbeitsplatz haben.“ | |
24 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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