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# taz.de -- SPD will Managergehälter begrenzen: Kein Neid auf exzessive Boni
> Die SPD will weniger Steuervorteile für Firmen, deren Chefs viel
> verdienen. Aktionäre sollten einen Abstand zum Durchschnittsgehalt
> festlegen.
Bild: Im Vorbeigehen soll nicht mehr so viel Geld eingezogen werden dürfen
Berlin taz | Die SPD will im Eiltempo eine Regelung für Managergehälter
beschließen. Fraktionschef Thomas Oppermann und Finanzexperte Carsten
Schneider haben am Mittwoch einen Gesetzentwurf mit drei Kernpunkten
vorgelegt: Erstens sollen Aktiengesellschaften künftig nur Gehälter bis
500.000 Euro als Kosten von der Steuer absetzen können. Das würde bedeuten,
dass die Unternehmen entweder Managergehälter kürzen – oder alles, was über
500.000 Euro liegt, aus ihren Gewinnen zahlen. Sie könnten diesen Teil dann
nicht mehr steuerlich als Ausgabe geltend machen.
Auch Ruhebezüge über 76.200 Euro im Jahr sollen die Firmen nicht mehr
steuerlich als Ausgaben absetzen können. Unklar bleibt zunächst, wie viel
das dem Staat an Mehreinnahmen bringen würde. Es gehe nicht in erster Linie
um eine Erhöhung des Steueraufkommens, sondern um die Begrenzung der
exzessiven Gehälter, sagte Schneider.
Oppermann erinnerte daran, dass Manager in den 80er Jahren noch das 15- bis
20-Fache des durchschnittlichen Einkommens verdient haben. Heute erhielten
sie teilweise das 50- oder sogar 100-Fache dessen, was Arbeitnehmer ihrer
Firmen bekommen.
Zweitens sollen die Hauptversammlungen der Aktiengesellschaften verbindlich
beschließen müssen, wie hoch die Managergehälter im Verhältnis zum
Durchschnittseinkommen der Arbeitnehmer sein dürfen. Eine generelle
Obergrenze für Einkommen, wie sie die Linkspartei fordert, lehnt die SPD
ab. Das sei „verfassungsrechtlich nicht möglich“, weil es in die
Vertragsfreiheit und Tarifautonomie eingreife.
## Boni machen fast die Hälfte der Gehälter aus
Drittens will die SPD die Möglichkeit erweitern, von Managern, die ihren
Job nicht machen oder gegen Regeln verstoßen haben, Boni zurückzufordern.
Laut Oppermann will die SPD damit „keine Neiddebatte“ schüren. Es gehe
vielmehr darum, mit sanftem Druck zu unterstützen, was in manchen
Unternehmen wie der Deutschen Bank bereits der Fall ist – nämlich die
üppigen Boni zurückzuschrauben, die in Deutschland fast die Hälfte der
Managergehälter ausmachen.
Dass der SPD das Problem nun so dringlich erscheint, hat offenbar auch mit
den – von Gewerkschaften und SPD-Mitgliedern mit verabschiedeten – mehr als
großzügigen Abfindungen und Ruhegehältern für VW-Vorstandsmitglieder zu
tun.
Die SPD-Fraktion versucht mit diesem Gesetzentwurf Druck auf die Union
auszuüben. Wenn sich die Union weigert, wird die SPD wohl nicht darauf
dringen – denn das wäre gleichbedeutend mit dem Bruch der Koalition.
Die Union weiß offenbar nicht recht, wie sie sich zu dem Vorstoß verhalten
soll. Kanzleramtschef Peter Altmaier hatte am Sonntag per Interview
Offenheit signalisiert. Wenn man schon keine Gehaltsobergrenze ziehen
könne, müsse die Regierung wenigstens verhindern, dass hohe Managergehälter
„unbegrenzt von der Steuer abgesetzt werden können“.
Diese Formulierung ähnelt dem, was die SPD will. Ganz anders der Vizechef
der Unionsfraktion, Michael Fuchs: Der sah „das freie Unternehmertum in
einem Kernbereich eingeschränkt“, sollte der SPD-Vorschlag durchkommen, den
er gegenüber dem Handelsblatt als Steuererhöhung für Unternehmen
bezeichnete. Die Koalition habe aber beschlossen, keine Steuern zu erhöhen.
Offenbar gibt es in der Unionsfraktion Gesprächsbedarf.
22 Feb 2017
## AUTOREN
Stefan Reinecke
## TAGS
Managergehälter
Boni
SPD
Thomas Oppermann
Managergehälter
Managergehälter
Schweiß
Koalitionsverhandlungen
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