# taz.de -- Kommentar Managergehälter: Mitte und Maßlosigkeit | |
> Managergehälter haben das menschliche Maß gesprengt. Die SPD will sie | |
> laut einem Gesetzentwurf wieder begrenzen – ein überfälliges Zeichen! | |
Bild: Einsicht der SPD: Wenn ein Mensch das Gehalt von Dutzenden verdient, ist … | |
Wie viel Vergnügen der SPD das politische Geschäft derzeit macht, kann man | |
an einer kleinen Formulierung in einem Gesetzentwurf ablesen. Bei den | |
explodierenden Boni für Manager könne von „Maß und Mitte“ keine Rede mehr | |
sein. Maß und Mitte ist nicht nur ein Wahlkampf-Slogan der Union. Es ist | |
Ausdruck des fundamentalen Selbstverständnisses der Konservativen, dass sie | |
einen Alleinvertretungsanspruch für das Normale, Mittige besitzen und nur | |
sie Schutz vor dem Extremen, ideologisch Überschießenden gewähren. | |
Mitte und Maß für die SPD zu reklamieren ist nur eine rhetorische Spitze. | |
Aber eine, die trifft. | |
Nach zehn Jahren Debatten und Vertagungen wollen die Sozialdemokraten also | |
endlich die Managergehälter begrenzen – mit maßvollen Mitteln. Unternehmen, | |
die Managern mehr als 500.000 Euro im Jahr zukommen lassen, sollen das | |
nicht mehr von der Steuer absetzen können. Ob das zu einer wirksamen | |
Senkung von Boni führt oder die Konzerne die Millionengehälter | |
achselzuckend aus ihren Gewinnen zahlen, kann nur die Praxis zeigen. Aber | |
damit setzt der Staat ein Zeichen: Mehr als eine halbe Million Euro im Jahr | |
zu bekommen ist fragwürdig. | |
Solche Symbole zählen. Auch die neoliberale Entfesselung der Märkte in der | |
Thatcher-Reagan-Ära brauchte Symbole, die anzeigten, was gesellschaftlich | |
akzeptabel war. | |
Die Union trifft die SPD-Initiative auf dem falschen Fuß. Sie tut sich | |
sowieso schwer mit dem Verdruss in der Mitte der Gesellschaft über die | |
Maßlosigkeit der Topmanager. Und sie ist gespalten. Angela Merkel würde der | |
SPD wohl gern entgegenkommen. Wenn du deinen Gegner nicht schlagen kannst, | |
verbünde dich mit ihm: Mit dieser Taktik hat die Kanzlerin schon mehrmals | |
das Waffenarsenal ihrer Gegner vor dem Wahlkampf leer geräumt. | |
Aber es ist zweifelhaft, ob das nochmals gelingt. Die Wirtschaftsliberalen | |
in der Union sehen schon die Marktwirtschaft untergehen und wollen nicht | |
kampflos aufgeben. Außerdem: Falls die SPD sich durchsetzt, wird das, | |
anders als früher, im öffentlich Bewusstsein auf ihrem eigenen Konto | |
gutgeschrieben – und nicht auf Merkels. | |
Für die SPD ist das mal etwas Neues: eine Win-win-Situation. Stolpern kann | |
sie nur noch über sich selbst – wenn sie der Union bei den | |
Kompromissverhandlungen zu weit entgegenkommt. | |
22 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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