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# taz.de -- Nach taz-Äußerungen von Phil Hogan: Buhrufe für EU-Agrarkommissar
> Phil Hogan stößt mit seinen Äußerungen über die tödliche Ehec-Epidemie
> und Ökolebensmittel auf Kritik – in der Biobranche und der CSU.
Bild: Phil Hogan ist seit November 2014 EU-Agrarkommissar
Eigentlich ist Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bunds
Ökologische Lebensmittelwirtschaft ([1][BÖLW]), bei seinen öffentlichen
Auftritten stets ruhig und gelassen. Doch die [2][Äußerungen des
EU-Agrarkommissars Phil Hogan in der taz] über den tödlichen Ausbruch der
Ehec-Epidemie 2011 und die Biobranche haben den 62-Jährigen geradezu in
Rage gebracht. Auf Ablehnung stieß Hogan auch bei CSU-Bundesminister
Christian Schmidt und Martin Häusling, dem Vertreter des EU-Parlaments bei
den Verhandlungen über die Reform der Regeln für Biolebensmittel.
Der Kommissar hatte in einem in Auszügen bereits am Freitag
veröffentlichten Interview der taz.am wochenende gesagt: „Unser Entwurf
der neuen Ökoverordnung reagiert auf Probleme der Branche: 2011 starben
Menschen wegen Ehec-Keimen in Bioprodukten, die von außerhalb der EU zum
Beispiel nach Deutschland importiert worden waren.“ Ökoimporte hätten auch
Bulgarien und Italien Probleme gemacht. Deshalb plädierte Hogan für seinen
seit Jahren im Rat der Mitgliedstaaten und Europäischen Parlament
feststeckenden Vorschlag, dass die gleichen Ökolandbaustandards für Importe
wie für EU-Waren gelten sollten. Zudem will er die Kontrollen und die
Regeln für die Vollstreckung EU-weit vereinheitlichen. Hogan fordert auch,
einen besonders niedrigen Pestizidgrenzwert extra für Bioware einzuführen.
Als der sichtlich wütende Löwenstein Hogans Ehec-Kommentar beim
BÖLW-Empfang auf der Agrarmesse Grüne Woche am Freitagabend in Berlin
zitierte, kamen Buhrufe und Pfiffe aus dem Publikum. Dann schimpfte der
Bio-Prinz: „Wie kann jemand, der behauptet, gegen Verbrauchertäuschung
anzukämpfen, so brutal Verbraucher in die Irre führen. Wie kann jemand, der
glaubt, dass die Europäische Union für uns alle ein wichtiges, ein
lebenswichtiges Modell ist, dieses Modell so beschädigen, indem er sich so
benimmt.“
Denn für Löwenstein ist klar, dass der Ehec-Ausbruch nicht geschah, weil
die verseuchten Sprossen seinerzeit in einem Biobetrieb produziert wurden.
„Es handelte sich um ein hygienisches Problem bei der Erzeugung der
Sprossensamen in Ägypten, wie es genauso in der konventionellen Branche
hätte auftreten können“, sagte der Chef des Bio-Dachverbands der taz.
Hygiene werde aber nicht in der Ökoverordnung geregelt, sondern in
Vorschriften, die gleichermaßen für konventionelle Betriebe gelten.
„Deswegen haben die Ehec-Toten nichts mit der jetzt diskutierten Ökoreform
zu tun.“
## „Irritiert“ von Hogans Äußerungen
Und deshalb kritisierte er Hogans These als „Ungeheuerlichkeit“. Löwenstein
forderte, dass Hogans „untauglicher Versuch“ einer Reform abgebrochen wird.
Statt weiter über den Kommissionsentwurf sollte über eine Weiterentwicklung
des bestehenden Biorechts verhandelt werden. Bis zu dem Interview, so der
Verbandsvorsitzende weiter, „haben wir wirklich versucht, in aller
Dialogbereitschaft mit diesem Thema umzugehen“. Nun aber müsse klargemacht
werden, „dass hier jemand aktiv ist, dem eigentlich nur an einem gelegen
sein kann: den Ökolandbau, der auf der Erfolgs- und Überholspur ist,
zurückzudrängen in die Nische“.
Bundesagrarminister Schmidt sagte auf der Veranstaltung: „Ich wäre nicht
auf den Gedanken gekommen, das Thema Ehec in irgendeiner Weise mit der
neuen Ökoverordnung in Verbindung zu bringen. Ich denke, das sind zwei Paar
Stiefel.“ Der CSU-Politiker erklärte erneut, spezielle Pestizidgrenzwerte
könnten den Ökolandbau gefährden. Schmidt vertritt Deutschland im
EU-Agrarministerrat, ohne den der Entwurf der Kommission nicht angenommen
werden kann.
Nötig ist auch das Parlament, dessen Verhandlungsführer sich „irritiert“
von Hogans Äußerungen zeigte. Der Kommissar benehme sich wie ein Elefant im
Porzellanladen, sagte Häusling der taz. „Seine Aussagen zu Pestiziden und
die Verbindung zu Ehec sind schlicht grober Unsinn. Es wird immer
schwieriger nach den Attacken des Kommissars gegen die Biobauern,
Kompromisse zu finden“, so der Abgeordnete der Grünen.
Niedersachsens Minister Christian Meyer warf Hogan einen „ideologischen
Angriff“ vor. „Da stecken Kräfte dahinter, die Verunsicherung auslösen
wollen mit neuen Normen, mit neuen Angriffen und sagen, die Kontrollsysteme
funktionieren nicht et cetera“, so der Grüne. Natürlich gebe es Missstände,
„aber es gibt keinen Bereich, der so stark kontrolliert wird wie der
Ökolandbau“.
22 Jan 2017
## LINKS
[1] http://boelw.de/
[2] /EU-Agrarkommissar-ueber-die-Oekobranche/!5373537
## AUTOREN
Jost Maurin
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